Johanna machte ihren Abschluss an der Heiligkreuzschule und begann eine Hauswirtschaftslehre. Die hat sie abgebrochen. "Mir ging es einfach nicht gut. Wollte nicht mehr aufstehen, war nur noch traurig und antriebslos. Ich bin in eine Depression abgerutscht." Die junge Frau spricht ganz offen darüber. Immer geht sie in die Tagesklinik.
Vielleicht Design studieren
Aber Johanna hat Pläne. Sie möchte im Herbst eine Kinderpflegerausbildung machen, ihre Mittlere Reife nachholen und sogar das Fachabitur noch machen. Ihr großer Traum ist es, Innenarchitektur oder Design zu studieren. Sie lebt mittlerweile allein in einer kleinen Wohnung und bezieht Arbeitslosengeld II. Der Weg in die Selbstständigkeit führte über die Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) und das Jugendamt, das Hilfe für junge Volljährige anbietet.
Auch das Verhältnis zu ihrer Mutter sei wieder besser, nachdem diese eine Langzeittherapie gemacht hat und keine Drogen mehr nehme. "Meine Mama gibt sich wirklich Mühe", sagt Johanna, die den Kontakt zwischendurch ganz abgebrochen hatte.
"Ich will's später anders machen. Meinen Kindern mehr bieten. Sie sollen keinen Hunger leiden", sagt die junge Frau, für die das Gespräch zunehmend anstrengender wird. Johannas Geschichte macht betroffen.
Chancen vertan
Bettina Dörfling wird fast ein bisschen wütend, wenn sie daran denkt, welche Chancen der jungen Frau genommen wurden. "Wie schön wäre es wohl für sie gewesen, wenn sie mal an einem Malkurs bei der VHS hätte teilnehmen können. Wenn ihre Talente gefördert worden wären." Kurz in sich gekehrt, fällt der Vorsitzenden dann wieder die Begegnung mit einem Passanten am Infostand in der Fußgängerzone ein. Zum Weltkindertag hatte der Kinderschutzbund mit einer Plakatkampagne Kinderarmut thematisiert. Aber ein Mann echauffierte sich: "Kinderarmut gibt es überhaupt nicht. Zu seiner Zeit wäre das was ganz anderes gewesen."
* Name von der Redaktion geändert.
Die Aktion "Sterntaler"
Die Aktion Sterntaler wurde vom Coburger Tageblatt und den Handwerkern und Designern der Ernstfarm im Herbst 2007 initiiert. Die Zahl der von Armut betroffenen / bedrohten Kinder in Coburg hat nicht nur nachdenklich gestimmt, sondern viele Coburger veranlasst einfach anzupacken.
Der große Erfolg der Aktion hat etliche Mitwirkende dazu bewogen weiterzumachen. Beim Coburger Kinderschutzbund ist ein Spendenkonto eingerichtet worden.
Mithilfe der Aktion Sterntaler werden Familien, die vom Armutsrisiko bedroht sind, auf unbürokratische Art und Weise unterstützt. So können sowohl Kita/Schulbedarf, Ferien- und Freizeitaktivitäten, Baby- und Kinderausstattung (Kleidung, Betten Schränke, Kinderwagen) sowie Haushaltsgeräte (Herd, Kühlschrank, Waschmaschine) mitfinanziert werden. Am meisten in Anspruch genommen wird die kurzfristige Versorgung mit Lebensmitteln.
Im Jahr 2020 konnten insgesamt 26 Familien und ihre Kinder unterstützt werden. Die Ferien- und Freizeitmaßnahmen sind dem Coronavirus fast ausnahmslos zum Opfer gefallen. Dafür wurden mehr Lebensmitteleinkäufe getätigt. der Zuschuss pro Kind umfasste 80 Euro. Bargeld wurde nicht ausgezahlt.
Spendenkonto
Sparkasse Coburg-Lichtenfels
IBAN: DE 56 7835 0000 0040 0466 74
BIC: BYLADEM1COB
Spenden, die auf dieses Konto gehen, kommen unmittelbar Kindern in Stadt und Landkreis Coburg zugute.