Die Bundespolizei stoppt einen illegalen Tiertransporter und rettet 170 Hundewelpen. Jetzt wollen sie die Behörden zurück zum "Züchter" schicken.
"Da ist gegen so viele Gesetze verstoßen worden. Da kann ich doch so einem Menschen die Hunde nicht zurück geben." Tierarzt Joachim Lessing ist fassungslos. Dabei hatte alles mit einem vorbildlichen Kraftakt zur Rettung der Tiere begonnen.
Notruf des Tierschutzbundes
Schon am Freitag der vergangenen Woche kam der Notruf des Deutschen Tierschutzbundes an. Nicht nur in Coburg. Alle Tierheime in Bayern wurden gebraucht. Die Bundespolizei hatte einen Tiertransporter gestoppt. An Bord, in Käfigen zusammengepfercht, 170 Welpen der unterschiedlichsten Rassen, Vögel, Schildkröten. Papiere fehlten weitgehend. Für 99 Welpen gab es nach Informationen von Joachim Lessing einen EU-Pass. "Die waren alle am selben Tag ausgestellt, für alle Tiere, quer durch die Rassen. Das stinkt doch zum Himmel."
Keine Tollwutimpfung
Die Tiere kommen sofort in tierärztliche Behandlung. Fast alle Welpen haben verschleimte Augen, viele weisen Nabelbrüche auf. Und: "Die Hunde waren gerade vier bis fünf Wochen alt. Die dürften noch gar nicht von der Mutter weg", wettert Lessing. Und noch schlimmer: Um die Welpen nach Deutschland einführen zu dürfen, hätten sie eine wirksame Tollwutimpfung haben müssen. Die ist aber erst mit zwölf Wochen möglich. Danach muss eine Frist von vier Wochen abgewartet werden, damit sich der Impfschutz aufbaut.
Es musste schnell gehen mit der Versorgung der Tiere. Am Freitag um 23 Uhr ging der Anruf in Coburg ein. Dass die Einrichtung möglichst Tiere aufnehmen soll. "Um 1 Uhr sind wir gestartet", erzählt Daniela Mages. Sie ist Mitglied im Vorstand des Tierschutzvereins. Zusammen mit Tierheimleiterin Sandra Bauer fuhr sie los. Die beiden Frauen trafen um 5 Uhr in Bad Reichenhall ein. Sie übernahmen acht Welpen. Zwei Berner Sennenhunde, einen Labrador Retriever und vier Cavalier King Charles Spaniels. "Um 10 Uhr waren wir mit den Hunden wieder da", berichtet Daniela Mages.
So weit lief alles, wie es laufen sollte. Die Koordination der Verteilung und des Transports der Tiere übernahm Andreas Brucker aus der Geschäftsstelle des Tierschutzbundes. Nicole Brühl, die Präsidentin des Verbandes lobt: "Was in dieser Nacht geleistet wurde ist eine logistische Meisterleistung. Ich bin stolz auf unsere Vereine." Sie weiß, dass es nicht um einen Einzelfall ging.
Erst am Donnerstag vergangener Woche war bereits ein ähnlicher Transport abgefangen worden. "Der illegale Welpenhandel boomt gerade vor Weihnachten, und dagegen muss etwas getan werden", fordert Brühl.
Welpen sollen zurück
Das hat sich die Präsidentin des Landesverbandes im Deutschen Tierschutzbund allerdings sicher anders vorgestellt. Denn gestern traf eine Mitteilung de Verbands die Tierschützer in den Vereinen wie ein Schock. Das Landratsamt Berchtesgaden und Bad Reichenhall ordnet an, dass die Tiere wieder eingesammelt und dann in einem von der Bundespolizei begleiteten Transport wieder an den verantwortungslosen Züchter zurückgegeben werden.
"Wir wissen nicht, auf welcher Rechtsgrundlage das geschehen soll. Angeblich ist es mit einem Ministerium abgestimmt, aber wir wissen noch nicht einmal mit welchem", sagt Joachim Lessing. Aus seiner Sicht als Tierarzt kommt ein Transport der kleinen Hunde zurzeit keinesfalls infrage. Sie sind zu jung. Außerdem müssen sie in Quarantäne bleiben, denn bei einem der Welpen wurde eine Infektion mit dem Parvovirus festgestellt. Es muss also befürchtet werden, dass noch weitere der geschwächten Welpen infiziert sind.
Für die Schildkröten, die in dem Fahrzeug gefunden wurden, wäre nach EU-Recht ein Herkunftsnachweis nötig. Der fehlte jedoch. Wie auch sonst Papiere unvollständig waren oder zweifelhaft erscheinen wie die EU-Pässe.
Nach der Beschlagnahmung der Tiere durch die Bundespolizei mussten der Fahrer des Transporters und sein Begleiter eine Sicherheitsleistung hinterlegen. Dann durften sie zurück in Richtung Slowakei, wo der Transport hergekommen war. Seine Zielrichtung war nach Kenntnis von Joachim Lessing Spanien gewesen. "Wenn wir die Tiere zurückgeben, dann sind die am nächsten Tag wieder im Transporter unterwegs dahin", ist Lessing überzeugt.
Wegen lascher Bestimmungen können in osteuropäischen Ländern so genannte Vermehrerfarmen vor allem Hunde unter den widrigsten Umständen "produzieren". Tierschutzverbände warnen europaweit vor dem Kauf von Welpen aus solchen Anlagen. "Wenn die Leute sehen würden, wie die Mutter gehalten wird, würden sie nie so ein Tier kaufen", ist Daniela Mages überzeugt.
Nicht anrufen
Das Tierheim in Coburg bittet darum, jetzt nicht nach den Welpen zu fragen oder zu kommen, um sie sehen zu wollen. "Wir müssen die Kleinen in der Quarantäne halten und das macht schon genug Arbeit. Außerdem können wir sie jetzt nicht weggeben, ehe die Rechtslage geklärt ist", sagt Sandra Bauer. Jetzt heißt es erst einmal, darum zu kämpfen, dass die kleinen Hunde bleiben dürfen.
dass eines der tiere wieder zurückgegeben wird. mit allen mitteln. sagen Sie wie. ich helfe mit.
und das, was man mit diesem züchter machen sollte, will ich lieber nicht beschreiben.
und die coburger tierschutzvereinsspitze verdient höchstes lob und und unterstützung.
das wäre ja ein Albtraum für die Tiere. Ich kann nicht nachvollziehen warum die Behörden sich immer soooooo schwer tun mit Entscheidungen. Lieber lässt man die Tiere vor die Hunde gehen......sehr vorbildlich und tierfreundlich die Coburger Behörden.
Coburger Behörden sind anscheinend nicht das Problem. Das Problem liegt anscheinend eher beim bayerischen Umweltministerium in München.
Siehe hierzu die Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes:
http://www.tierschutzbund.de/news-storage/heimtiere/151215-welpenfunde-bei-grenzkontrollen-in-bayern.html