Der HSC Coburg wehrte sich bei der 23:29-Niederlage in Berlin nach besten Kräften, doch für eine Überraschung reichte es nicht. Auch Coßbau fiel noch aus.
Mit einer erwartet hohen Auswärtsniederlage beim Tabellenvierten Füchse Berlin endete das Erfolgsjahr des HSC 2000 Coburg. Mehr als 200 Coburger Zuschauer dokumentierten mit ihrem Trip in die Landeshauptstadt am 2. Weihnachtsfeiertag ihre Verbundenheit mit den "Gelb-Schwarzen" und trugen die 29:23 (16:12)-Niederlage von Anfang an mit Fassung.
Erfolgreichster Werfer der Coburger war Nico Büdel (8/2 Tore), der gemeinsam mit Torsteher Oliver Krechel und Kapitän Till Rhien aus einer hervorragenden kämpferische Mannschaftsleistung herausragte.
Unorthodoxen Formationen
Die Vorzeichen standen schlecht für den HSC vor dieser Partie gegen den haushohen Favoriten, denn neben den Langzeitverletzten Hagelin, Wetzel und Lex musste auch noch der einzige etatmäßige Linksaußen Steffen Coßbau kurzfristig passen. Und da Adnan Harmandic gesundheitlich angeschlagen war, kam es öfters zu unorthodoxen Formationen auf der Platte.
Füchse Berlin gegen
HSC 2000 Coburg 29:23 (16:12)
Die Anfangsphase war gut aus Coburger Sicht. Zwei Tore von Nico Büdel und ein Treffer von "Kiwi" sowie ein gehaltener Siebenmeter von den extra dafür von der HSC-Bank gekommenen Oliver Krechel sorgten für eine 3:2-Führung (8.). Doch der HSC hielt dieses effektive Niveau nicht und gerieten aufgrund von mehreren tollen Paraden von Silvio Heinevetter schnell auf die Verliererstraße (5:3/10; 9:4/15.).
Gorr sah Gesprächsbedarf
Die Folge: HSC-Trainer Jan Gorr sah Gesprächsbedarf und zückte fast schon ein wenig frustriert, aber auf jeden Fall stinksauer erstmals die Grüne Karte.
Doch es änderte sich nichts Entscheidendes: Die Berliner blieben Chef im "Fuchsbau", weil sie vor allem von den Außenpositionen nach Belieben gegen die unkonzentrierten Vestestädter trafen (12:7/20.).
Die Coburger Abwehr wehrte sich mit taktischer Disziplin nach besten Kräften, doch Jan Kulhanek hatte längst nicht das Niveau seines Gegenübers. Das war aber auch nicht zu erwarten, denn dort stand mit Silvio Heinevetter einer der besten seines Faches. Er brachte Büdel, Linienfelds, Kelm & Co. mit seinen Reaktionen im Laufe des Spiels öfters zur Verzweiflung.
Kapitän Rhien trifft zweimal
Trotzdem gab der Außenseiter nie auf und blieb dran. Zwar brachte auch der Torwarttausch von Kulhanek zu Krechel nicht auf Anhieb den erhofften Erfolg, doch Kapitän Till Rhien hielt seine Farben mit zwei schönen Toren vor der Pause im Spiel; das zweite fiel unmittelbar vor der Halbzeit-Sirene nach schönem Kreisanspiel zum 12:16. Immerhin nur vier Tore Rückstand und wer weiß, was möglich gewesen wäre, wenn die beiden Schiedsrichter im ersten Durchgang aus Sicht von HSC-Kommandogeber Gorr nicht fast jede 50:50-Entscheidungen gegen Coburg getroffen hätten.
Hochmotiviert aus der Kabine
Wieder begannen die Coburger gut, verkürzten sogar auf "Drei" und hatten mehrmals die Chance noch näher heranzukommen, weil die Berliner phasenweise schwächelten (20:17/42.). Doch immer wieder verwarfen die "Gelb-Schwarzen" in solchen Situationen und bremsten sich mit einem technischen Fehler selbst aus.
Für eine Sensation reichte den Coburgern letztlich die Kraft nicht. Erschwerend kam hinzu, dass "Kiwi" mit einer Fingerverletzung beim Wurf im zweiten Durchgang gehandicapt war und der etatmäßige Spielmacher Adnan Harmandic aufgrund einer starken Erkältung nur mit angezogener Handbremse zu Kurzeinsätzen kam.
Die Moral der Coburger war trotzdem bis zum Schluss in Takt, Krechel zeigte eines seiner besten Erstliga-Spiele (über 40 Prozent gehaltener Bälle) und der Rückstand hielt sich trotz der begrenzten personellen Mittel in Grenzen (23:18/46.).
Auch Jan Gorr gab nie auf, gestikulierte an der Seitenlinie heftig und kassierte dafür sogar eine Verwarnung. Bis zum 24:20 elf Minuten vor dem Ende war sein Team in Schlagdistanz und er die leise Hoffnung auf einen Punkt. Doch spätestens dann ging die Durchschlagskraft aus dem Rückraum gänzlich verloren und die Physis in der Deckung ließ erkennbar nach.
Am Ende fehlten die "Körner"
In der Schlussphase ging seinen Jungs schließlich endgültig die Luft aus, die jetzt auch zu viele einfache Fehler produzierten. Vor allem Kreisläufer Sebastian Weber ließ einige freie Würfe liegen und die Unparteiischen blieben ihrer "Contra-HSC-Linie" in strittigen Szenen treu . Am Ende hieß es - wie schon im Hinspiel - 29:23 für die Berliner.
Stimmen zum Spiel
HSC-Vorstandssprecher Stefan Apfel: "Die klare Niederlage ist ärgerlich, es war mehr drin. Wir schlagen uns immer wieder selbst. Gerade wenn wir dran sind, vergeben wir zu oft einfache Bälle. Wir werden aber alles tun, nur nicht aufgeben. Wir haben in der Vorbereitung den Vorteil, sechs Wochen durchtrainieren zu können. Und wenn alle Verletzten wieder zurückkommen, dann ist der Klassenerhalt möglich. Wenn uns jemand vor der Saison gesagt hätte, dass wir nach der Vorrunde nur zwei Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz haben, dann hätten wir das ganz sicher unterschrieben".
HSC-Trainer Jan Gorr: Für uns war es wichtig, dass wir hier nicht zu einem Weihnachtsausflug herfahren, sondern die kleine Chance, die wir haben, die wollten wir beim Schopfe packen und zu nutzen. Bis elf Minuten vor dem Ende waren wir auch ganz nah dran, und haben bis dahin unsere aktuellen Schwächen kompensiert und kaschiert. Wir haben das Spiel mit extrem viel taktischer Disziplin offen gehalten , aber irgendwann hat ein Kräfteverschleiß eingesetzt und dem mussten wir Tribut zollen.
Trotzdem haben wir mit diesem Spiel einen Abschluss gefunden, bei dem wir sagen können, dass wir viel aus unseren Möglichkeiten gemacht haben, auch wenn es zum Schluss nicht zu einem Sieg oder einem Punkt in Berlin gereicht hat. Aber dafür sind die Unterschiede zwischen beiden Teams auch einfach zu groß.
Füchse Berlin gegen HSC 2000 Coburg 29:23 (16:12)
Füchse Berlin: Silvio Heinevetter, Petr Stochl - Bjarki Elisson (1), Kevin Struck (1), Jakov Gojun, Petar Nenadic (3/1), Ignacio Plaza Jimenez (1), Kent Robin Tönnesen (2), Hans Lindberg (3/1), Matthias Zachrisson (7), Christoph Reißky (2), Kresimir Kozina (4), Steffen Fäth (3), Paul Drux (2).
Trainer: Velimir Petkovic.
Siebenmeter: 2 von 3
Zeitstrafen: 1 (Kozina).
Beste Spieler: Silvio Heinevetter, Matthias Zachrisson, Kresimir Kozina.
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Oliver Krechel - Philipp Barsties, Lukas Wucherpfennig (1), Dominic Kelm (1), Sebastian Weber, Steffen Coßbau, Florian Billek (2), Till Riehn (3), Nico Büdel (8/3), Adnan Harmandic (2), Girts Lilienfelds (2), Romas Kirveliavicius (4).
Trainer: Jan Gorr.
Siebenmeter: 3 von 4
Zeitstrafen: 3 (Büdel, Linienfelds, Weber).
Beste Spieler: Nico Büdel, Till Rhien, Oliver Krechel.
Zuschauer: 5750.
SR: Ramesh und Suresh Thiyagarajah.
Spielaufsicht: Jürgen Rieber.