Der HSC unterliegt dem SC DHfK Leipzig vor 2634 Fans mit 31:33 (12:17). Die Schwächephase vor der Pause brachte die Vestestädter um den Lohn der Bemühungen.
Nichts wurde aus dem ersten Heimsieg in der 1. Handball-Bundesliga. Die Hoffnung war groß, doch der Gegner zu stark. Der SC DHfK Leipzig eroberte gestern Abend vor letztlich 2634 enttäuschten Coburger Anhängern die HUK-Arena. Nach einem unterhaltsamen Spiel hieß es 31:33 (12:17) für die aggressiven Sachsen, die den deutlich größeren Spielwitz zeigten.
Überhaupt präsentierte sich der SC DHfK Leipzig in der Vestestadt als unangenehmer Gegner, der alle Register zog und letztlich auch verdient siegte. Die bis in die Haarspitzen motivierten Gastgeber hatten sich viel vorgenommen, fanden aber weder im Angriff, noch am eigenen Kreis Lösungen gegen das variable Spiel der Gäste.
HSC 2000 Coburg gegen SC DHfK Leipzig 31:33 (12:17)
Die Partie begann nach 54 Sekunden mit einem gehaltenen Siebenmeter von Jan Kuhlanek. Nico Büdel traf im Gegenzug zum 1:0 - eigentlich ein perfekter Start nach nur 1:41 Minuten. Doch damit nicht genug: Während nämlich in der ersten Minute Rojewski am Tschechen im HSC-Tor scheiterte, war es nur ein paar Sekunden später Steinert, der ihn vom Strich aus nicht überwand. Das war der Auftakt einer spektakulären Anfangsphase aus gelb-schwarzer Sicht. Tolle Kreisanspiele, Tempogegenstöße, Gewaltwürfe aus dem Rückraum und reaktionsschnelle Paraden. Und das alles bei extrem hohen Tempo - Handball-Herz was willst Du mehr? Die Folge: 5:2 nach acht Minuten und die erste Auszeit.
Tolle Anfangsphase verpuffte
Leipzigs Coach Prokop ging das anscheinend alles viel zu schnell. Ein offener Schlagabtausch war so nicht geplant. Und tatsächlich hatte der Sachsen-Coach mit dieser Maßnahme Erfolg, störte den Rhythmus der Coburger empfindlich. Nach 13 Minuten stand es bereits 6:6 und in der 15. Minute führten die Gäste erstmals mit 8:7. Die Euphorie war wie weggeblasen. Der Grund: Die Gäste langten jetzt in der Abwehr richtig zu. Selbst das schönste Tor bis zu diesem Zeitpunkt durch Coburgs "Handball-Gott" Flo Billek nach einem Kempa-Trick zum 8:8 änderte nichts am Zwischenhoch der Gäste.
Höchste Zeit für eine Auszeit, die Jan Gorr in der 17. Minute dann auch nahm (8:10), um seine Mannen neu einzustellen. Das Problem war nicht neu: Aus dem Rückraum kam wie schon zuletzt gegen die Rhein-Neckar-Löwen oder in Gummersbach zu wenig.
Auf den einzigen HSC-Scharfschützen "Kiwi" hatten sich die "Grün-Weißen" perfekt eingestellt - seine Treffer fehlten. Gut, dass immerhin zwei andere HSC-Trümpfe stachen: Billek mit Speed und Coßbau vom Strich. Es stand wieder Unentschieden (11:11/21.). Doch Leipzig ließ sich davon in keinsterweise beeindrucken: Jurds packte in bester Jindrichowski-Manier die "Peitsche" aus und erinnerte mit seinem spektakulären Unterarmwurf an den langjährigen Tschechen im HSC-Team, der reihenweise mit solchen Toren das Coburger Publikum verzückte.
Und plötzlich zog Leipzig davon
Da auch Kreisläufer Stosack mit einem flachen Trickwurf traf, Steinert einen zweiten Ball von Rechtsaußen einnetzte, Binder im Tempogegenstoß zweimal keine Gnade kannte und SC-Torsteher Vortmann vor der Pause seinen Kasten vernagelte, ging die Prokop-Truppe verdient mit einer Fünf-Tore-Führung in die Pause.
Trainer Gorr tobte wie ein Rohrspatz und auch Rechtsaußen Billek ließ seinen Frust wegen der schlampigen Spielweise seiner Mitspieler auf dem Weg in die Kabine freien Lauf.
Auszeit nach nur 2:40 Minuten
Nach dem Wechsel drohte das Unheil seinen Lauf zu nehmen. Gerade einmal 2:40 Minuten waren gespielt, als Gorr die Grüne Karte auf den Zeitnehmer-Tisch warf. Nichts funktionierte, seine Jungs wirkten hilflos. Der Trainer knöpfte sich jetzt vor allem seine Routiniers Harmandic und Kiwi vor. Er redete unentwegt auf seine beiden Rückraumspieler ein, doch endlich mehr Verantwortung zu übernehmen.
Zumindest Harmandic ließ mit zwei Toren Taten folgen. Auch der jetzt auf Linksaußen zum Zug kommende Kapitän Till Riehn traf und Billek legte dreifach nach, doch am Fünf-Tore-Rückstand änderte sich vorerst nichts, weil die Gäste nach wie vor viel zu oft zu einfachen Toren kamen (18:23/40.).
Trotzdem nahm der Gästecoach zu diesem Zeitpunkt eine Auszeit und wollte die sich vorsichtig anbahnende HSC-Euphorie im Keim ersticken. Das gelang ihm aber nicht.
Denn jetzt begann nämlich die hektischste Zeit in der Arena und mit ihr auch die erhoffte Aufholjagd. Die HSC-Spieler und Fans wurden aggressiver und den Leipzigern fiel gegen die sich extrem steigernde HSC-Abwehrarbeit wenig ein. Krechel glänzte mit mehreren Paraden, so dass die Lokalmatadoren über 22:25 (45.) auf 24:26 (49.) verkürzten.
Aufholjagd mit viel Hektik
Doch Coburg brachte sich danach um den möglichen Lohn dieser Leistungssteigerung. Billek lupfte den Ball nämlich aus Nahdistanz über das Tor und von den Rückraumspielern - vor allem von Lex oder Lilienfelds von halbrechts - kam zu wenig. Spätestens nach dem 25:30 (53.) hatten die Gäste ihre Schwächephase überwunden und ebenso wie ihre knapp 80 Fans auf den Rängen wieder alles im Griff.
Zwar legte "Kiwi" in der Schlussphase endlich seine Zurückhaltung ab und schweißte den Ball mit Brachialgewalt mehrmals ins SC-Gehäuse (29:31/58.), doch für eine Wende war es zu spät. Leipzig war hellwach, hatte bei der einen oder anderen 50:50-SR-Entscheidung auch das notwendige Glück und ließ sich trotz einer offenen Manndeckung des HSC und einer roten Karte in der Schlussminute die Auswärtspunkte nicht mehr nehmen.
Steffen Coßbau setzte mit eine verwandelten Siebenmeter zum 31:33 den Schlusspunkt unter diese unterhaltsame zweite Halbzeit. Verloren hatte der HSC dieses Spiel vor dem Wechsel.
HSC 2000 Coburg gegen DHfK Leipzig 31:33 (12:17)
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Oliver Krechel - Markus Hagelin, Lukas Wucherpfennig, Dominic Kelm (1), Sebastian Weber (1), Stefan Lex (4), Steffen Coßbau (2/2), Florian Billek (10/1), Till Riehn (1), Nico Büdel (3), Adnan Harmandic (2), Girts Lilienfelds (1), Romas Kirveliavicius (6).
Trainer: Jan Gorr.
SC DHfK Leipzig: Vortmann, Putera - Semper (1), Steinert (2), Rojewski (8/2), Jurdzs (7), Binder (7), Janke (2), Roscheck, Rivesjoe, Strosack, Meschke (1), Becvar (2), Milosevic (3).
Trainer: Christian Prokop.
Zeitstrafen: 2 (Hagelin, Lex) / 2 (Steinert, Janke). -
Rote Karte: Meschke (60.)
Siebenmeter: 3 (Coßbau 2 und Billek) / 4/2.
Zuschauer: 2634.
Beste Spieler: Billek, Kuhlanek / Rojewski, Jurdzs.
SR: Thöne / Zupanovic.