Die Neustadter GWG modernisiert ihre Häuser für die darin lebenden Menschen. Der Profit spielt für die Genossenschaft eher keine Rolle.
Ingeborg Holland ist über ihre schöne Dreizimmerwohnung der GWG in der Heubischer Straße glücklich und zufrieden. Gerade erfährt auch der Gebäudekomplex, in dem sie wohnt, eine "Verjüngungskur". "Ich wohne hier schon seit dem 1. November 1962", erinnert sie sich. Damals sei sie mit Ehemann Herbert und dem vierjährigen Sohn Peter als Erste hier eingezogen. Drei Zimmer, Küche, Bad, Balkon - in den Anfangszeiten des Wirtschaftswunders ein wahrer Luxus! "Als wir eingezogen waren, gab es hier noch Kohleheizung und Fenster zum Aufschließen. Da mussten wir die Kohlen aus dem Keller hochschleppen. Im Laufe der Jahre wurde immer wieder renoviert und vieles verbessert, eine Heizung wurde eingebaut, Warmwasser, neue Fenster." Das Wohnparadies von Familie Holland liegt im Erdgeschoss. "Heute bin ich ganz froh, im Alter unten zu wohnen", sagt Ingeborg Holland. Und sie schätzt vor allem den Service, den die GWG ihren Mietern bietet. "Wir haben mit der Zeit auch einen Hausmeisterservice bekommen. Das fühlt sich ein bisschen wie betreutes Wohnen an, sehr angenehm." Denn früher musste noch die Hausordnung gemacht werden, das Treppenhaus geputzt werden, die Straße war zu kehren und der Schnee zu schippen. "In jungen Jahren hatte ich zu meinem Mann gesagt, wir müssten irgendwann umziehen. Wir können doch im Alter nicht mehr die Kohle schleppen. Aber das alles hat sich jetzt erledigt. Alles hat sich so zum Positiven entwickelt", hört sich die zufriedene Mieterin an.
Heute sorgt eine Pelletheizung für 450 000 Euro für wohlige Wärme in allen 108 Wohnungen im Baugebiet Süd. Das Haus sehe jetzt mit den neuen Balkonen, den zarten Farbabsetzungen und dem grünen Rasen davor sehr schön aus, meint Ingeborg Holland. "Und vor allem muss ich die Handwerksleute loben: Wenn etwas ist: Anruf genügt, die kommen." "Wir geben unser Bestes", zwinkerte Vorstand Gerstl der treuen Mieterin lachend zu.
Wohnungsnot war groß
Mit fast 1000 Wohneinheiten bietet die GWG (Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft) Neustadt der Bevölkerung in Neustadt ein bezahlbares Zuhause. Die Wohnungen werden ständig modernisiert. Derzeit werden die Häuser in der Sudentenstraße 9/11 und in der Heubischer Straße 42a/b mit insgesamt 31 Wohneinheiten für über 1,4 Millionen Euro energetisch modernisiert und mit neuen Vorstellbalkonen versehen. Zuvor hatte die GWG ihre Mieter im Januar bei der Mitgliederversammlung über den genauen Ablauf der Modernisierung informiert. "Dabei genießen die Interessen der Mieter oberste Priorität", betonte GWG-Vorstand Josef Gerstl. In drei Jahren wird die GWG Neustadt ihr 100-jähriges Bestehen feiern. Die große Wohnungsnot Anfang des 20. Jahrhunderts ließ die Wohnbaugenossenschaften im ganzen Lande wachsen. Diese Hilfe zur Selbsthilfe entstand, weil die wirtschaftliche Lage etwas anderes nicht zuließ, so war es auch in der bayerischen Puppenstadt Neustadt.
Die Mietpreisspirale bohrt sich seit Jahrzehnten unaufhaltsam in die Höhe. Bevor Familie Holland vor 57 Jahren nach Neustadt zog, war Haarbrücken ihr Zuhause. Mit dem Fahrrad mussten sie zur Arbeit nach Neustadt. "Zum Glück habe ich über meinen Chef diese Wohnung bekommen, damit mein Weg zur Arbeit nicht mehr so weit war und ich nicht ständig krank wurde. Das war ja damals gar nicht so einfach, überhaupt eine Wohnung zu kriegen. Viele mussten ja erst Geld hinterlegen, und wer hatte das schon." Es habe auch Vorteile, Mitglied der Genossenschaft zu sein, denn man profitiere mit seinen Einlagen jährlich von der Dividende. "Das ist ja für den Notfall, damit alles geregelt wird, wenn man im Alter nicht mehr kann." Und das sei beruhigend, sagt Ingeborg Holland, die aus Breslau stammt und ihre Heimat verlassen musste. Umso mehr schätzt sie ihre ihr so vertraute Wohnung, die ihr und ihrer Familie seit 1962 ein Stückchen kleine Heimat zurückgab. "Und das soll auch so bleiben, hier soll und darf sich jeder Mieter wohlfühlen, so lange er mag, denn die GWG bietet ein dauerhaftes und sicheres Wohnrecht", ergänzte Vorstand Gerstl.