Gorr will mehr Präzision

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Stretching ist bei jedem Training Pflicht. "Derzeit sind alle Jungs fit", sagt Trainer Jan Gorr. Fotos: Timo Geldner
Stretching ist bei jedem Training Pflicht. "Derzeit sind alle Jungs fit", sagt Trainer Jan Gorr. Fotos: Timo Geldner

Der Aufsteiger geht mit vier Neuzugängen in seine erste Erstliga-Saison - auf "große Namen" wurde verzichtet. Niedrigster Spieleretat in der 1. Liga.

Die Bundesliga-Handballer des HSC 2000 Coburg stehen seit gut einer Woche wieder voll im Saft. Die Vorbereitung auf ihre erste Erstliga-Saison läuft auf Hochtouren. Trainer Jan Gorr hat alle seine 16 Spieler, darunter auch der rekonvaleszente Philipp Barsties, an Bord. "Er hat hier mit angefangen, als ob er nie weg gewesen wäre", freute sich der Coach.

Gestern Abend versammelt der Übungsleiter sein neu formiertes Team in der HUK-Coburg Arena zu einem öffentlichen Training. Neben den arrivierten Kräften sind auch die vier Neuzugänge Tom Wetzel (TuS Lübbecke), Sebastian Weber (HSG Wetzlar), Nico Büdel und Steffen Lex (beide TSG Friesenheim) dabei. Doch bevor bei ihnen der Schweiß floss, wurde das Quartett offiziell vom Verein vorgestellt.

Dabei gab Vorstandssprecher Stefan Apfel einen Einblick in die Einkaufspolitik: "Wir haben bewusst auf große Namen verzichtet. Nicht wie etwa Ligakonkurrent Balingen, die mit Pascal Hens noch einen Starspieler verpflichtet haben.

Und noch etwas Bemerkenswertes sagte Apfel: "Wir haben wahrscheinlich den niedrigsten Spieleretat aller Teams in der 1. Bundesliga". Beim Gesamtetat - gut drei Millionen Euro - müsse man unterscheiden, schließlich sei der HSC inzwischen ein leines Unternehmen mit Angestellten. Aber auch der Jugendbereich - die A-, B- und C-Jugend spielt künftig in der Bayernliga - sowie die 2. Mannschaft (3. Liga) brauchen Geld.


Ein Quartett für die Philosophie

Jan Gorr ist begeistert von seinen Neuen, die wie die Faust aufs Auge zur Philosophie des Vereins passen würden. Alles Teamplayer, die sich einordnen und dabei auch eigene Dinge, vor allem ihre Erstliga-Erfahrung, einbringen sollen. Schon während der "intensivsten Vorbereitung der letzten vier Jahre" (O-Ton Gorr) werde man sich "clevere Dinge" einfallen lassen, um in der 1. Liga mithalten zu können. "Wir wollen schließlich mit unserer Art Handball zu spielen auf viel höherem Niveau neue Reize setzen. Wir brauchen mehr Präzision". Die Abwehrarbeit ist dem Trainer sehr wichtig und "unsere große Waffe, der Tempogegenstoß", müsse weiter verbessert werden. "Wir arbeiten an mehr Details".


Offensivere Defensiv-Ausrichtung

Gearbeitet wurde gestern Abend nach einem lockeren Fußballspielchen zum Aufwärmen vor allem an der Defensive. Mit einer Variante zur 6:0-Deckung, also mit einer offensiveren Ausrichtung am eigenen Kreis will Gorr nämlich so manchem Erstligisten den Spielaufbau erschweren. So wie der HSC bisher verteidigt habe, reicht es künftig nicht mehr. Deshalb betonte Gorr wieder: "Wir müssen die Präzision in unseren Aktionen verbessern". Während die meisten Erstligisten seinem HSC individuell um einiges voraus seien, baut der Coburger Aufstiegstrainer auf das Kollektiv: "Wir müssen über das Team kommen, als Einheit funktionieren, dann können wir unsere individuelle Klasse auch einbringen". Denn die, so Gorr, sei zweifelsohne auch beim HSC in großen Ausmaß vorhanden. Im Mittelpunkt stand in den ersten Tagen ein Kurz-Trainingslager in Oberhof, wo vor allem zahlreiche Lauf- und Krafteinheiten absolviert wurden.


Die Treppenläufe von Oberhof

Schmunzelnd stellte Gorr fest: "Es war schön mit anzusehen, wie die Jungs die Treppen hinaufgelaufen sind, wie sie körperliche Grenzen überwunden haben". Das gehöre dazu. Ohne die richtige Grundlagenausdauer wird es in der 1. Liga nämlich nicht funktionieren.

Vor allem an der Fitness und der körperlichen Robustheit müssten alle 16 Spieler feilen. Von Verletzungen seien alle in diesen Tagen verschont - "ein gutes Zeichen", so Gorr, der versuchen will, eine Trainings-Balance zwischen Vollprofis und den nebenbei noch studierenden (Billek, Büdel) oder arbeitenden Spielern (Coßbau, Wucherpfenning) zu finden.

Am nächsten Dienstag starten die Vestestädter in ein knapp einwöchiges Trainingslager in Linden in Hessen. Dort stehen zwei Testspiele gegen Hüttenberg und Pohlheim, mehrere Trainingseinheiten pro Tag sowie Teambuilding-Maßnahmen auf dem Programm. "Wir finden dort ideale Trainingsbedingungen vor", erklärt HSC-Geschäftsführer Florian Dotterweich. Sein sein Geschäftspartner-Kollege Steffen Rahmerfreut sich vor allem darüber: "Wir haben bereits jetzt ohne große Aktivitäten fast 1000 Dauerkarten verkauft. Unser Ziel ist ein Zuschauer-Durchschnitt von annähernd 3000 Leuten bei den Heimspielen".

Zurück zur Vorbereitung: Das zweite Trainingslager findet vom 5. bis 10. August im Rahmen des Sparkassen-Cups in Altensteig im Schwarzwald statt. Dort testet die HSC-Riege gegen Liga-Konkurrenten Balingen und dem Schweizer Serien-Meister Schaffhausen.


Eröffnung mit Test gegen Kiel

Unmittelbar danach präsentiert sich das neue Team seinen Coburger Fans bei der offiziellen Saisoneröffnung in der Sporthalle auf der Lauterer Höhe. Dann findet auch das erste offizielle Testspiel der "Gelb-Schwarzen" statt: Am Donnerstag, 11. August, 20 Uhr trifft der HSC auf den THW Kiel, der zwar ohne seine zahlreichen Nationalspieler (Olympia) in der Arena antritt, aber dennoch ein echter Härtetest für den HSC sein wird.