Zahlreiche Objekte bereichern seit kurzem die Städtischen Sammlungen Coburg, Kunstschätze und Erinnerungen.
Der Reichtum an Museumsschätzen wächst weiter. "Ich freue mich im Rahmen des Puppenmuseums und des Amtes für Schulen, Kultur und Bildung, dass unsere Sammlungen erweitert werden", sagte Coburgs Dritter Bürgermeister Thomas Nowak. "Was wir heute von Gudrun Zwingelberg dazubekommen haben, sind Dinge, die Seltenheitswert im Erhaltungszustand haben. Von der eigenen Oma den Hochzeitsschmuck für den Kopf, das Anstecksträußchen für den Bräutigam oder Kronen und Kränze, vom Kinderfestkranz über Brautsträuße bis hin zur silbernen, goldenen und diamantenen Hochzeit, sowie den Besonderheiten von Taschentüchern", gab Bürgermeister Nowak einen kleinen Einblick. Gudrun Zwingelberg und Robert Reiter übergaben aus ihren Beständen an Museumsleiterin Christine Spiller bemerkenswerte Raritäten. Im Ausstellungsforum "Raum 3" neben dem Puppenmuseum kann man diese jetzt bewundern. Der Verein "Initiative Stadtmuseum in Coburg" wünscht sich seit über 20 Jahren eine Stätte für die Darstellung von Stadtgeschichte und Bürgerkultur zu schaffen.
"Zu meiner Zeit war eine ganz andere Welt", sagte Gudrun Zwingelberg.
"Ich habe zahlreiche Sachen jahrzehntelang im Coburger Land zusammengetragen." 30 Jahre (1990 bis 2020) war sie als Fachheimatpflegerin für die Pflege von Brauchtum, Trachten, Volkslied, Volksmusik und Volkstanz für die Stadt und den Landkreis Coburg unterwegs gewesen. Bis 2000 war Gudrun Zwingelberg zudem Kreisheimatpflegerin. Sie war aktiv im Gerätemuseum Alte Schäferei in Ahorn, im Förderverein, beim Aufbau des Museums und der Sammlungen. Sie war Fotografin und leidenschaftliche Sammlerin alter Textilien, Spitzen und Handarbeiten. Ihr Großvater war Bürgermeister im Dorf. "Und ich kenne die Dorfbevölkerung, die dort lebt und arbeitet." Zwingelbergs Sammlung "Kronen und Kränze" wurde für die Sonderausstellung im Ahorner Gerätemuseum angelegt und dort zuletzt im vergangenen Jahr gezeigt. Weil dort momentan wegen der Neuordnung des Depots und der Deakzession (Abbau/Abgang von Beständen) ein absoluter Aufnahmestopp herrsche, seien die Objekte aus dem Landkreis in den Städtischen Sammlungen Coburg gesichert, merkte Christine Spiller an.
Wahren, würdigen und der Öffentlichkeit übergeben
Der fränkische Maler Robert Reiter bringe unterschiedliche Objekte, Grafiken auch von der eigenen Familie. "Das ist ein großer Schatz, den wir heute bekommen", sagte Nowak. "Wir werden es entsprechend verwahren, würdigen und der Öffentlichkeit übergeben." Kunstpädagoge Robert Reiter pflegte seine Begegnungen mit Pädagogen, Kunsthandwerkern und mit vielen künstlerisch kreativen Menschen. "Man hatte sich ja noch zu Weihnachten Karten geschrieben. So kamen in den Jahrzehnten auch von ehemaligen Schülern diese Blätter zusammen. Es wäre schade um diese Sammlung gewesen, weil sie so coburg-spezifisch ist", meinte Reiter. Man sehe die handwerklichen Techniken (Radierungen, Linolschnitt, Batik, Kartoffelstempel, Bleistiftzeichnungen, Aquarelle), die von den Schreibern selber angewendet wurden. "Das mixt sich und es zeigt etwas vom Kulturbewusstsein der Bürger, die selber was machen. Und da war ich als Lehrer sehr stolz, so etwas zu bekommen". "In Coburg fehlt eine Stätte des bürgerlichen Kulturverständnisses der eigenen Bürger. Da hapert's immer noch an dem fundamentalen Punkt", sagte Reiter. Im Keller gebe es noch viele zusammengetragene Sammlungen von Schülern, "und dafür gibt es noch keine Heimat, außer jetzt, diesen ersten Schritt, das Depot an der Itz."
"Momentan ein großes Stadtmuseum? Das wird uns nicht so schnell gelingen, passende Räumlichkeiten zu finden", räumte Thomas Nowak ein. Robert Reiter sei ein kompetenter Kenner der Coburger Kunstszene, ergänzte Koch. Drei Mappen mit Werken namhafter Coburger Künstler, die durch persönliche Kontakte in Reiters Besitz gelangten, reichte Reiter an die Initiative Stadtmuseum Coburg. Diese stiftete die Initiative an die Städtischen Sammlungen. Mappe 3 beinhaltet Werke der Familie Robert Reiters (Zeichnungen), Glückwunsch- und Grußkarten sowie Glückwunschbilder beispielsweise von Leibig, Flechsig, Peetz, Bedal und Schweizer. Diese geben Einblicke in den privaten Austausch der Künstler.
"Schweizer war Kunsterzieher und mit mir am Albertinum. Seine Schüler sind heute noch begeistert. Ein gutes Beispiel dafür, wie Schüler und Lehrer auch über die Schulzeit hinaus Freundschaft bewahren", sagte Wolfdieter Koch vom Verein "Initiative Stadtmuseum Coburg". "Die Schenkungen haben einen wichtigen Platz in Coburg. Ich denke, für die Städtischen Sammlungen ist es eine wichtige Aufgabe, bieten sie doch die Möglichkeit, an Reiter und alle Coburger Künstler zu erinnern", sagte Koch. Alle Interessenten seien eingeladen, mit ihren Kindern und Enkeln in den Herbstferien diese Ausstellung im Ausstellungsforum "Raum 3" in Augenschein zu nehmen. Sehen Sie sich an, was wir zu bieten haben", sagte Koch. "Unser Verein bemüht sich seit Jahren, die städtischen Sammlungen durch Ankäufe oder durch Vermittlung von Schenkungen zu unterstützen", sagte er weiter. Viele Menschen zögerten jedoch, Objekte weiterzugeben. Man habe in Coburg die Möglichkeit, diese auszustellen.
Norbert Anders, Amtsleiter für Schulen, Kultur und Bildung, meinte: "Es ist eine wunderbare Bereicherung, welche der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wird. Ich finde es sehr beeindruckend, was Sie uns heute zukommen lassen", dankte Anders.