Traditions-Gasthaus in Oberfranken macht nach 270 Jahren zu - Wirt spricht von "Wehmut und Erleichterung"

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Lautertal: Traditions-Gasthaus "Zum Auerhahn" beendet Ära - schließt noch im September
Das Gasthaus "Zum Auerhahn" schließt nach über 270 Jahren seine Türen.
Lautertal: Traditions-Gasthaus "Zum Auerhahn" beendet Ära - schließt noch im September
Gasthaus "Zum Auerhahn"; Collage: inFranken.de

Das geschichtsträchtige Gasthaus "Zum Auerhahn" in Lautertal schließt noch im September - nach stolzen 270 Jahren. Inhaber Joachim Schelbert erläutert die Hintergründe dieser Entscheidung, die sowohl Wehmut als auch Erleichterung mit sich bringe.

  • Lautertal: Gasthaus "Zum Auerhahn" macht in wenigen Wochen zu
  • Ende nach 270 Jahren: Einen Nachfolger wird es nicht geben 
  • "Wehmut" und "Erleichterung": Inhaber äußert sich zu den Hintergründen 

Die Entscheidung steht fest: Das Gasthaus "Zum Auerhahn" in Lautertal (Landkreis Coburg) schließt am 24. September 2023 für immer seine Türen. Das verkündete der Familienbetrieb am Montag (4. September 2023) in einem Facebook-Post. Im Gespräch erläutert Inhaber Joachim Schelbert nach Anfrage von inFranken.de am Dienstag (5. September 2023) die Hintergründe dieser Entscheidung und verrät, wie es ihm mit diesem Entschluss geht. 

Beliebtes Gasthaus "Zum Auerhahn" in Lautertal schließt - das sind die Hintergründe 

"Grundsätzlich hat es vor allem auch gesundheitliche Gründe, die Unterstützung meiner Familie war eine wesentliche Säule", erklärt Schelbert, der das Gasthaus seit 20 Jahren leitet. Nun haben Familienmitglieder, beispielsweise seine 71-jährige Mutter, eine Altersgrenze erreicht, bei der eine Unterstützung nicht mehr möglich sei. 

Seine Tante, Schwiegereltern und seine Ehefrau hätten ebenfalls viel geholfen, doch hinzukomme, dass alle neben dem Betrieb des Gasthauses, das in der Regel nur zwei Tage in der Woche geöffnet hat, anderen Hauptjobs nachgehen. Auch die aktuelle Lage in der Gastronomie spiele in die Schließung des Gasthauses mit hinein: "Während Corona ging es uns sehr gut. Wir hatten einen immensen Zulauf und haben mega-viele Burger verkauft", so Schelbert.

Doch jetzt zeigten sich die "Nachwehen, wo auch die Gäste merken, dass sie das Geld nicht mehr so locker sitzen haben". Auch die drohende Anhebung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie sei ein Thema, bei dem man sich frage: "Wie stellen wir uns in Zukunft auf?" Man könne den Umsatz halten, "weil man teurer geworden ist", doch auch diese Preiserhöhung reiche nicht aus. 

"Hat uns ans Limit gebracht": Gasthaus Inhaber spricht von "Wehmut" und gleichzeitiger "Erleichterung" 

Im Hinblick auf die Schließung des Gasthauses sei ein "lachendes und ein weinendes Auge" dabei, gibt Schelbert zu. "Auf der einen Seite ist da Wehmut" aufgrund "vieler schöner Momente", die er in den letzten 20 Jahren erlebt habe. Doch er blicke auch mit "Erleichterung" auf das Ende, da eine Last und das Pensum wegfällt.

Zusätzlich zur Gaststätte betrieb die Familie eine Kantine in einem Coburger Unternehmen. Außerdem lieferten sie unter dem Namen "Chef Joe" Essen im Glas "von Garmisch bis Rostock" - und das alles zusätzlich zu ihren Hauptberufen. "Das hat uns ans Limit gebracht", berichtet der "Auerhahn"-Inhaber. Hinzukämen die unsicheren Zukunftsaussichten der Gastronomie. Alle diese Gründe veranlassten "den Familienrat" somit, das Ende der Ära "Zum Auerhahn" einzuleiten. Einen Nachfolger werde es nicht geben. 

Die Gäste bedauern die Schließung sehr, berichtet der Inhaber. "So richtig viel gibt es hier in Lautertal nicht", zwei weitere Gaststätten hätten erst in jüngster Vergangenheit zugemacht. Am Wochenende vom 24. September 2023 findet als Abschluss dann noch einmal das traditionelle Entenessen statt, eine große Abschlussfeier werde es nicht geben, so Schelbert. Weitere Nachrichten aus Coburg und Umgebung kannst du in unserem Lokalressort nachlesen. Auch in Kist (Kreis Würzburg) schloss ein Traditionsgasthof nach 300 Jahren in Familienhand