Vier Spieltage in der Bayernliga, drei in der Landes-, zwei in der Bezirks- und einer in der Kreisliga. Zu früh für Vorhersagen? Wir wagen eine Prognose:
VfL Frohnlach steigt ab
Der VfL Frohnlach steigt ab! Jung, ehrgeizig, talentiert - ein verschworener Haufen. Doch das wird in der Bayernliga Nord nicht reichen. Die Jungs von Trainer Oliver Müller werden sich bis zum Schluss vehement, aber verzweifelt wehren. Bereits die ersten Spiele haben gezeigt, dass Knie, Alles, Hartmann & Co. durchaus konkurrenzfähig sind, aber ihre Unbekümmertheit auch schnell in fußballerische Naivität umschlagen kann.
Abwehrchef Beetz muss fit werden
Dumme Gegentore, Konzentrationsschwächen, fehlende Cleverness - zu schnell geraten die "Blau-Weißen" gegen vermeintlich gleichstarke Konkurrenten auf die Verliererstraße. Wichtig werden vor allem zwei Dinge sein: Der bisher verletzte und noch nicht zum Einsatz gekommene Routinier Christian Beetz muss schnell fit werden und der anfälligen Abwehr Stabilität verleihen. Und: Keeper Michael Edemodu darf sich nicht verletzen, denn ein gleichwertiger Ersatz fehlt im "Grünschnabel-Kader" ebenso wie ein ausgesprochener "Knipser".
FC Coburg muss sich steigern
Eine Klasse tiefer strampelt der FC Coburg um den Klassenerhalt. Im Unterschied zu den Blauen verfügen die Roten über eine gut funktionierende Achse: Shabestari im Tor, vor allem die beiden Routiniers Hahn und Mosert in der Innenverteidigung, sowie der ballsichere Heinze und der zielsichere Sam in vorderster Front. Diese Spieler bringen entscheidende Tugenden ein.
Wenn Sam knipst, wird alles gut
Ob Sam allerdings einen ähnlichen "Lauf" wie im Vorjahr hat, bleibt abzuwarten. Bisher ging der am Knöchel gehandicapte "Knipser" noch leer aus. Obwohl die Mannschaft saisonübergreifend seit neun Spielen auf einen Dreier wartet, wird der Knoten demnächst platzen. Und da in dieser Saison nur eine Mannschaft direkt aus der Nordwest-Gruppe absteigt, sollte das primäre Saisonziel - der Klassenerhalt - am Ende zur Formsache werden. Den erhofften "einstelligen Tabellenplatz" werden die Vestekicker vermutlich verpassen, trotzdem können sich Youngster wie Puff, Guhling, Köhn oder Brückner in einem intakten Umfeld ihre ersten Sporen verdienen und werden zufrieden auf diese Serie zurückblicken.
TSV Sonnefeld sorgt für Furore
Zwei Spiele - sechs Punkte. Wer beim Vizemeister gewinnt und auch den Topfavoriten schlägt, muss vieles richtig gemacht haben. Mit dem 1:0 beim TSV Mönchröden und vor allem nach dem 2:1-Sieg am Samstag gegen Landesliga-Absteiger TSV Ebensfeld hat der Coburger Kreisliga-Meister und Bezirksliga-Neuling TSV Sonnefeld bereits eindrucksvoll angedeutet, dass er für Furore sorgen kann. Die Befürchtung von Vorsitzenden Dieter Reißenweber, sein TSV könne eine Klasse höher untergehen, ist jedenfalls unbegründet.
Obwohl Spielertrainer Bastian Renk verständlicherweise in so einer frühen Phase noch abwiegelt und von "bisher sehr viel Glück" spricht, so ist die Klasse des Aufsteigers nicht von der Hand zu weisen. Vor allem bei der Einkaufspolitik hat das Sonnefelder "Dreamteam" Renk/Mühlherr wieder drei Volltreffer gelandet: Neuzugang 1, Christoph Rödel, erzielte das Drei-Punkte-Tor in Mönchröden. Neuzugang 2, Taifun Peker "knipste" zum 1:0 gegen Ebensfeld. Und Neuzugang 3, Ludwig Scheler, war in der letzten Minute per "Köpfchen" zur Stelle und vergoldete mit dem 2:1-Siegtor den Saisonauftakt.
Zweitliga-Tscheche Jiri im Anflug
Doch damit längst noch nicht genug: Wenn der als Soldat derzeit in der Türkei festsitzende Mittelstürmer Sahin Yesilyurt zurückkehrt und ab sofort auch noch ein tschechischer Zweitliga-Spieler in Sonnefeld wirbelt - "Jiri hat bei uns mittrainiert" (O-Ton Bastian Renk) und TSV-Chef Reißenweber bestätigt gegenüber dem Coburger Tageblatt: "Ja, wir haben am Samstag den Vertrag mit ihm unterschrieben, Jiri bekommt bei unserem Sponsor eine Arbeitsstelle" - dann avanciert der TSV Sonnefeld sogar zu einem ernsthafter Anwärter auf einen Spitzenplatz.
"Mönche" nur Mittelmaß
Für einen Platz unter den besten Fünf wird es für den amtierenden Vizemeister in dieser Serie nicht reichen. Dem taktisch sicher weiter gut funktionierenden Team von Coach Thomas Hüttl fehlt die Durchschlagskraft. Philipp Walter hat seinen einst gefürchteten Torinstinkt in den letzten Monaten vermissen lassen und ein anderer "Knipser" ist weit und breit beim TSV Mönchröden nicht in Sicht.
Die Zeiten, in denen ein Sinan Bulat, ein Ulrich Backert, ein Paul Scheller oder auch ein Daniel Eckstein oft am richtigen Fleck im "Wildpark" standen, sind vorbei. Getreu dem Motto - weg vom Individualismus, hin zu noch mehr kollektiver Stärke - wird seit einige Jahren erfolgreich und sicher auch nicht um jeden Preis gearbeitet.
Nicht um jeden Preis im Wildpark
Zum Aufstieg hat es aber mit dieser Philosophie nicht gereicht. Zur Rückkehr in die Landesliga fehlte zuletzt nämlich nicht nur das nötige Quäntchen Glück, sondern vor allem auch der eine oder andere Spieler, der den Unterschied ausmacht.
SV Bosporus ist zu allem fähig
Großartige Individualisten in allen Mannschaftsteilen hat der SV Bosporus Coburg zu genüge. Bleibt die Frage, ob es Trainer Ugur Kolzus schafft, auch eine Mannschaft daraus zu formen. Ein Team, das diszipliniert auftritt. Ein Kollektiv, das in kritischen Phasen kühlen Kopf bewahrt. Wenn das gelingt, dann wird sich jeder Bezirksligist die Zähne an der mit mehreren Bayernliga-erfahrenen Spielern gespickten Crytek-Elf ausbeißen. Wenn nicht, dann sind Bozkaya, Sener & Co. genauso weit von der Landesliga entfernt wie der Club vom 10. Deutschen Meistertitel.
Sylvia Ebersdorf und sonst keiner
In der Kreisliga Coburg gibt es für das Starensemble des SC Ebersdorf nach der zurückliegenden, verkorksten Saison keine Ausreden mehr. Ob es Trainer Olaf Teuchert wahr haben will oder nicht: Mit diesen ambitionierten, höherklassig erfahrenen Spielern ist die Meisterschaft jetzt Pflicht.
Natürlich werden alle Konkurrenten erneut vom Scheitel bis in die Fußspitzen hochmotiviert gegen die Sylvianer auflaufen, doch diesem Druck müssen und werden Meyer, Dalke, Scheller & Co. dieses Mal standhalten und souverän im April über die Ziellinie spazieren.
Damit genug der Prophezeiungen. Hoffen wir mal, dass diese Prognosen auch als solche bei den Klubs verstanden werden und in dem einen oder anderen Fall vielleicht sogar zusätzliche Motivation auslöst.