Die Polizei hatte zur Kundgebung gegen den Coburger Convent deutlich mehr Teilnehmer erwartet, als dann kamen. Rund 150 meist junge Leute demonstrierten friedlich - und einige barfuß: Springerstiefel waren verboten.
Etwa 20 Minuten vor Beginn der angekündigten Demonstration am Samstag war es noch ruhig auf dem Bahnhofsplatz. Ein kleines Grüppchen junger Leute saß friedlich auf den Bänken, manche rauchten, manche tranken Bier. Rund um den Bahnhof und in den Seitenstraßen war ein großes Polizeiaufgebot zu sehen.
Wenn sich in Coburg an Pfingsten die Studentenveribndungen im Coburger Convent (CC) zum Kongress treffen, ruft dies auch Gegner der Veranstaltung auf den Plan. Die Antifaschistische Aktion (Anfifa) konnte diesmal etwa 150 Leute mobilisieren. Die Polizei hatte laut dem Einsatzleiter Joachim Mittelstädt mit bis zu 400 Teilnehmern gerechnet, auch auf gewaltbereite Demonstranten war die Polizei vorbereitet.
Nach dem in den Jahren 2009 und 2010 fast 400 Teilnehmer kamen, so Mittelstädt, setze die Polizei jetzt auf Stärke.
Laut dem Einsatzleiter ging die Polizei davon aus, dass auch etwa 100 gewaltbereite Personen sich zur Demonstration einfinden. Wie viel Polizeibeamte dem entgegen standen, mochte Mittelstädt nicht sagen, nur soviel. "Es sind genug." Auch eine Sondereinheit der bayerischen Polizei, das Unterstützungskommando war mit einer großen Zahl an Beamten, die an den schwarzen Overalls erkennbar waren, vor Ort.
Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) verschaffte sich einen Überblick und sprach kurz mit den Beamten. Der CSU-Abgeordnete Jürgen W. Heike warf einen verständnislosen Blick auf die Versammlung:"Die sollen doch die Leute feiern lassen und nicht stören", sagte er.
Schließlich waren es geschätzte 150 friedliche Teilnehmer, die sich nach und nach in kleinen Gruppen einfanden. Möglicherweise lag dies auch daran, dass zeitgleich auch in Hildburghausen gegen eine Neo-Nazi Veranstaltung demonstriert wurde.
In Coburg dabei waren Petra Klein und Chris Schmidt. "Wir möchten, dass sich die studentischen Verbindungen auflösen", sagten die beiden. Denn diese seien elitär und sexistisch. Kein Verständnis hatten die Teilnehmer für Hundertschaften an Polizeibeamten. "Das wird immer verschärfter, dabei sind wir immer friedlich", sagte ein junger Mann, der nicht seinen Namen nicht nennen wollte.
Polizei kontrollierte Bevor sich der Zug in Bewegung setzte, kontrollierte die Polizei, ob die Richtlinien eingehalten wurden, zum Beispiel durften keine Flaschen mitgeführt werden. Verboten war der Ruf: "Schießt den Burschis in die Hoden, deutsches Blut auf deutschen Boden." Wie in Vorjahren skandierten die CC-Gegner:"Lieber ein Geschwür am After, wie ein deutscher Landmannschafter" oder "Nazis raus." Die "Burschis und Nazis" hätten die gleiche Ideologie und würden in Coburg
wie Hildburghausen noch hofiert werden, war zu hören. Burschenschaften seien frauenfeindlich, sexistische und elitär. Dem CC gehören keine Burschenschaften an, nur Landsmannschaften und Turnerschaften. Auch hat sich der CC von den Burschenschaften distanziert.
Die Passanten verfolgten das Geschehen meist stumm. Ein paar junge Mädchen stimmten den Parolen zu. Max Wangemann gehört einer Studentenverbindung an, mit Freunden beobachtete er die Demo. "So lange alles friedlich verläuft, darf jeder seine Meinung kundtun, ich habe da nichts dagegen." Eine junge Frau, die sich Nicole M. nennt, fügte hinzu. "Ich bin mit dem Jungs unterwegs, um zu zeigen, dass wir friedlich sind und die Verbindungen nicht frauenfeindlich. "
Einige Ordnungswidrigkeiten "Keine Störungen", lautete die Zwischenbilanz von Polizeisprecher Markus Reißenberger am Montagmittag.
Im Zusammenhang mit der Demo habe einige Anzeigen wegen Ordungswidrigkeiten und eine wegen einer geringen Menge Rauschgift gegeben.
Als Ordnungswidrigkeit bezeichnet die Polizei das Mitbringen (nicht das Aufsetzen!) von Sturmhauben oder das Tragen von Springerstiefeln. Deshalb musst auch der Coburger SPD-Stadtrat und Notarzt Martin Lücke die Demonstration verlassen. Er trug Sicherheitsschuhe, deren Spitzen ähnlich verstärkt sind wie bei Springerstiefeln - deshalb habe ihn die Polizei kurz vor dem Marktplatz aus dem Demozug gewunken, sagte er. Einige Teilnehmer der Demo waren deshalb in Socken und barfuß unterwegs.
Auch die Veranstaltungen am Montagvormittag blieben Reißenberger zufolge ungestört. Im Hofgarten seien nur einzelne Personen aus dem "linken Spektrum" gesehen worden.
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