Der HSC 2000 Coburg hatte erwartungsgemäß gegen das Spitzenteam SG Flensburg-Handewitt nicht den Hauch einer Chance: 24:35-Heimniederlage.
Coburg gegen Flensburg-Handewitt in der schmucken HUK-Arena oder Bayern gegen Leipzig im warmen Wohnzimmer. Immerhin 2896 Zuschauer entschieden sich für Bundesliga-Handball anstatt dem Fußballgipfel via Sky zu frönen. Schließlich wollten sie sich den Auftritt der derzeit besten Vereinsmannschaft in Deutschland nicht entgehen lassen.
Und die SG Flensburg-Handewitt - mit nur zwei deutschen Spielern im Kader - machte mit dem gastgebenden Tabellenvorletzten aus der Vestestadt auch kein großartiges Federlesen und gewann auch in dieser Höhe völlig verdient mit 35:24 (18:12) bei den erneut über weite Phasen hoffnungsvoll überforderten "Gelb-Schwarzen".
Punkte und Flensburg - da war doch was? Nicht aber gestern Abend für die Coburger. Denn die Rallye war bereits nach gut einer Viertelstunde "Vollgas-Handball" der Gäste aus dem hohen Norden entschieden. In der 17. Minute führten die "Skandinavier" nämlich mit 12:4 und jegliche Hoffnung auf Spannung war wie weggeblasen.
Wer zu diesem Zeitpunkt die Arena Richtung "Klotze" verließ, sah zumindest noch den zweiten Teil der Bayern-Gala gegen "Red Bull". Die "Gelben" mühten sich anschließend zwar nach besten Kräften, doch wie schon am Wochenende bei der Pleite gegen Magdeburg war der Großteil des Coburger Anhangs trotz der klaren Rollenverteilung auf der Platte von ihrem Team enttäuscht. Flensburg tat nicht mehr als nötig, verwaltete die sichere Führung und kam nie mehr in Gefahr.
Da das Schlusslicht, der Bergische HC zu Hause gegen den TBV Lemgo mit 28:29 verlor, bleibt der HSC 2000 Coburg Vorletzter in der Tabelle.
Der HSC 2000 Coburg geht als Tabellenvorletzter in die Rückrunde. Da der Bergische HC gegen den TBV Lemgo knapp mit 28:29 verlor, blieben die Coburger nach der 24:35-Niederlage gegen die SG Flensburg-Handewitt auf dem vorletzten Platz der Liga, während die Flensburger mit 32:2 Punkten ihre fünfte und beste Herbstmeisterschaft nach 1999/2000 (30:4 Punkte), 2000/2001 (31:7), 2003/2004 (30:4) und 2007/2008 (29:5) feiern konnten. Lediglich die Partie beim THW Kiel ging für die Flensburger in der Hinrunde verloren, auch nur weil bei Anders Eggerts Strafwurf nach Ablauf der Spielzeit der Innenpfosten im Wege stand.
Mit dem 29:26-Erfolg im Spitzenspiel gegen den THW sicherte sich Titelverteidiger Rhein-Neckar Löwen punktgleich hinter Flensburg Platz zwei. Ljubomir Vranjes, Trainer der SG, hat jedoch seine eigene Sicht auf die Herbstmeisterschaft: "Mir ist das völlig egal - ich möchte im Juni ganz oben stehen." Die Flensburger kamen "mit voller Kapelle" nach Coburg, 17 Spieler liefen sich warm. Für den HSC reißen die schlechten Nachrichten hingegen nicht ab - Stefan Lex war im Training umgeknickt und konnte nicht mitwirken, eine genaue Diagnose steht noch aus, Adnan Harmandic laborierte an einem grippalen Infekt und wurde nur kurz eingesetzt.
Nach einer Schweigeminute für die Opfer des Berliner Attentates legte Adnan Harmandic die 1:0-Führung auf, Oliver Krechel parierte den ersten Ball. Wenig später "vernaschte" Nico Büdel Holger Glandorf zum 2:1. Das war es mit den HSC-Führungen gewesen, denn dann zogen die Flensburger ihr Tempohandballspiel auf und in deren Abwehr ließen die SR viel ungeahndet durchgehen. Auch deswegen liefen die HSCler in Konter und nach zehn Minuten bereits wieder fünf Toren hinterher. Aber sie bissen sich nach einer Auszeit in diese Partie und hätten bei besserer Chancenverwertung den Abstand halten können.
So aber zeigte Flensburg durchweg seine Klasse, war insbesondere auf den Außenpositionen meisterlich, egal ob Anderes Eggert auf der linken oder Lasse Svan auf der rechten Seite. Aus dem Rückraum machten es die Coburger dem Gegner ebenfalls zu einfach, oft brauchten sich die Flensburger die Lücke nur auszugucken, egal ob Glandorf oder Gottfridsson. Erneut hatte der Coburger Gegner eine Abschlussquote von fast 90 Prozent nach 20 Minuten, führte mit neun Toren. Die Stimmung in der Arena war trotzdem prächtig, erst recht als Coburg den Rückstand auf vier Treffer verkürzte. Vor allem Florian Billek war jetzt kaum zu halten und insgesamt nahm Coburg Fahrt auf. Es dauerte bis die Gäste bemerkt hatten, dass sie nun mehr dagegen halten müssen. Jetzt fiel ihnen es nicht mehr so leicht. Bis auf 15:19 kamen die HSCler heran, weil sie in dieser Phase sehr konsequent abschlossen, so auch keine Konter zuließen. Florian Billek hatte auch in der Abwehr einen guten Tag erwischt - mit seinem dritten eroberten Ball schickte er Coßbau auf die Reise, riskant aber schön anzusehen. Holger Glandorf kam an den Ball nicht mehr heran und "Cossi" vollendete in den Winkel zum 17:24. Kurz darauf musste Jan Gorr nach Erhalt der gelben Karte vom dritten Offiziellen beruhigt werden, da er sich massiv - und zu Recht - über die unterschiedlichen Regelauslegungen beschwerte.
Doch mit einem Zwischenspurt brachte Flensburg wieder zehn Tore zwischen sich und den HSC. Die präsentierten sich aber ganz anders als gegen Magdeburg, gaben Contra im Rahmen ihrer Möglichkeiten, die durch die Ausfälle aber beschränkt waren. Da konnten sie so gut improvisieren wie sie wollten, doch gegen die SG-Abwehr bissen sie sich nun oft die Zähne aus, hatten dann aber immer wieder den Blick für den freien Nebenmann, so wie Billek vor dem 20:29, als er zum Kreis zu Lilienfelds durchsteckte. Aber die Flensburger gingen weiter ein extrem hohes Tempo, so dass die Coburger kaum zum Formieren in der Abwehr kamen. Hier war Djordjic kaum zu halten. Heraus kam ein am Ende standesgemäßer Erfolg der Flensburger. Doch der HSC 2000 hat sich zu keinem Zeitpunkt versteckt. Aber dem Powerhandball der Gäste waren sie nicht gewachsen, hatten zudem auch kein Glück mit Abprallern, aber den Zuschauern einen tollen Handballabend geboten.
STIMMEN
HSC-Trainer Jan Gorr: "Meine Mannschaft hat sich zerrissen, bis zum Ende gebissen. So macht Handball Spaß, auch wenn man unterliegt. Deswegen gilt meinem Team auch ein großes Kompliment für das beherzte Spiel."
HSC-Kreisläufer Dominic Kelm: "Die erste Viertelstunde war nicht gut, dann haben wir deutlich dagegen gehalten und einen offen Kampf abgeliefert. Bis Montag müssen wir jetzt die Akkus wieder aufladen."
STATISTIK
HSC 2000 Coburg - SG Flensburg-Handewitt 24:35 (12:18)
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek (22 Gegentore, 8 Paraden), Oliver Krechel (13 Gegentore, 6 Paraden); Philipp Barsties, Lukas Wucherpfennig, Dominic Kelm, Sebastian Weber (2), Steffen Coßbau (1), Florian Billek (11), Till Riehn (3), Nico Büdel (2), Adnan Harmandic (1), Girts Lilienfelds (2), Romas Kirveliavicius (2). Trainer: Jan Gorr.
SG Flensburg-Handewitt: Matthias Andersson (22 Gegentore, 14 Paraden), Kevin Moeller (n.e.); Tobias Karlsson, Anders Eggert (7/2), Holger Glandorf (2), Lasse Svan (6), Petar Djordjic (5), Johan Jakobsson, Jacob Heinl (2), Anders Zachariassen (2), Jim Gottfridsson (4), Kentin Mahe (2), Rasmus Lauge (4), Ivan Horvat (1). Trainer: Lubomir Vranjes.
SR: Christian Moles / Lutz Pittner - Spielaufsicht: Jürgen Rieber
Spielfilm: 2:1 (3.), 2:7 (10.), 4:8 (12.), 4:13 (18.), 5:14 (20.), 7:14 (22.), 12:16 (25.), 12:18 (HZ), 15:19 (35.), 15:22 (38.), 17:24 (41.), 17:27 (45.), 20:29 (52.), 23:31 (57.), 24:35.
Zuschauer: 2.896 in der HUK Coburg arena
Strafminuten: 2 (Lilienfelds) - 4 (Gottfridsson, Horvat)
Siebenmeter: 0/1 (Billek scheitert an Andersson) - 2/2
Beste Spieler: Billek - Svan, Eggert.