Traditionell gibt der Coburger Oberbürgermeister dem Coburger Convent (CC)am Vorabend des Pfingstkongresses einen Stadtempfang. Lockere Sprüche gehören dazu.
OB Norbert Tessmer (SPD) wählte für den Anfang allerdings eher ernste Töne. Die Cimbria Freiburg hat den Kongress unter das Motto "Freiheit verteidigen - Verantwortung übernehmen" gestellt. Das griff Tessmer in seiner Begrüßungsrede auf. Er wies darauf hin, dass Coburg unter Herzog Ernst II. eine der liberalsten Verfassungen in Deutschland hatte. Das dürfte mit dazu geführt haben, dass der Allgemeine Landsmannschafterverband Coburg 1872 zu seinem ständigen Tagungsort wählte. Der Coburger Convent (CC) als Nachfolger dieses Verbands tagt noch heute jährlich zu Pfingsten in Coburg.
70 Jahre Grundgesetz und 30 Jahre Mauerfall seien Anlass, den Wert von Freiheit und Demokratie zu würdigen, sagte Tessmer. "Eine einmal errungene Freiheit ist nicht auf immer gesichert, sie braucht die dauerhafte Bereitschaft zu ihrer Verteidigung". Gerade in Zeiten, in denen die Gesellschaft zu zersplittern drohe, gelte es Verantwortung zu übernehmen, sagte das Stadtoberhaupt.
Es ging aber auch um die ganz praktischen Fragen. "Schade würde ich es finden, wenn der Antrag auf Verkürzung eine Mehrheit finden würde", sagte Tessmer mit Blick auf den am Samstag tagenden CC-Kongress. Dort steht ein Antrag zur Debatte, den Pfingstkongress einen Tag früher enden zu lassen. Bislang ist am späten Montagabend nach Festkommers und Fackelzug Schluss; am Dienstag findet dann das Marktfest mit und für die Coburger Bevölkerung statt. Ali-Ottmar Mahdi, Vorsitzender der Altherrenvereinigung AHCC, dankte Tessmer für den Appell: Das Thema sei auf zwei Regionalkonferenzen diskutiert worden, es habe sich ein "heterogenes Meinungsbild" gezeigt. "Aber Gewissheit gibt es erst nach den Konventen."
Kongressbeauftragter Hans-Georg Schollmeyer zeichnete namens des CC das Ehepaar Barbara und Bernd Glauben aus. Die beiden hatten über 30 Jahre lang das Hotel "Goldene Traube" geführt und seien den Gästen vom CC vielfach entgegengekommen, wie Schollmeyer sagte. Er blieb beim Thema Hotel, das in Coburg gerade heftig diskutiert wird. Unter anderem geht es um den Standort: Im Rosengarten, anstelle der abgerissenen Dreifachturnhalle oder am Anger? "Lassen Sie den Anger in Ruhe", erklärte Schollmeyer kategorisch. "Dort steht unser Zelt." Mit Blick auf die Demonstrationen gegen den CC sagte Schollmeyer: "Die Antifa bringt weder Bier-, noch Hotel-, noch Klamottenumsatz. Aber der CC." OB Tessmer solle sich jedenfalls überlegen, ob er nach einem etwaigen Ruhestand nicht Chef von "Hotel Norbert" am Anger werden wolle. Schollmeyer sprach's und überreichte Tessmer einen symbolischen Hotelschlüssel.
Im Rahmen des Stadtempfangs zeichnet der CC seit 1973 vier Abiturienten der vier Coburger Gymnasien aus, die sich über die Schule hinaus engagieren. In diesem Jahr wurden Simon Letzer (Albertinum), Sarah Lutz (Alexandrinum), Leonie-Sophie Koch (Casimirianum) und Lena Melanie Würstlein (Ernestinum) ausgewählt. Alle vier haben das Abitur mit einem exzellenten Notenschnitt bestanden und engagieren sich neben dem Unterricht auch musikalisch oder als Tutoren für ihre Schule. Sie seien "die Elite unter ihren Schulkameraden", sagte Christian Fumiél, CC-Amtsleiter für Bildung.
Simon Letzer durfte nach der Auszeichnung wieder beim Orchester Platz nehmen: Das Sinfonische Blasorchester des Albertinums (Leitung: Marco Plitzner) blies dem Stadtempfang unter anderem den Coburger und den Fliegermarsch.sb
Die jährlich zu Pfingsten stattfinden Kongresse der im "Coburger Convent" zusammengeschlossenen akademischen Sänger-, Turner - und Landsmannschaften führen seit Jahrzehnten in der Öffentlichkeit zu kontroversen Reaktionen. Es ist ganz sicher nicht zu bestreiten, daß die Mehrzahl der Mitglieder dieser Gemeinschaften über ein eher konservativ geprägtes Weltbild verfügen, aber was spricht in einer demokratisch verfaßten Ordnung dagegen, ein konservatives Weltbild zu haben ? Ich selbst bin keine Freundin männerbündischer Vereinigungen, konzediere aber den im "CC" zusammengeschlossenen Verbindungen durchaus das Recht, ihre Auffassungen von der Wirklichkeit offen und ungehindert zum Ausdruck bringen zu dürfen. Diejenigen Zeitgenossen, die den Mitgliedern von dem "CC" angehörenden Verbindungen kollektiv eine rechtsradikale Gesinnung unterstellen, sind entweder ahnungslos oder aber bewußt bösartig. Eine Angelegenheit, die ich über die Pfingstfeiertage gesehen habe, gibt mir Anlass zu einer Warnung: an einigen Lokalen in der coburger Innenstadt waren Plakate ganz öffentlich zu sehen, die das Konterfei eines Verbindungsmitglieds zeigte, wobei dieses Konterfei diagonal mit einer roten Linie durchgestrichen war. Der Sinn dieser Mitteilung war ganz eindeutig: Mitglieder von Verbindungen sind hier unerwünscht. Nun hat zwar jeder Gastwirt das Recht, Gäste zu umwerben oder sie auch abzulehnen, ich frage mich aber nur, was diese Gastwirte sich eigentlich unter Toleranz vorstellen. Es ist einfach dumm, Verbindungsmitgliedern kollektiv Intoleranz zu unterstellen, sich selbst als weltoffen zu preisen und dann zu solchen fragwürdigen Aktionen zu greifen. Ich will mir keine Gedanken darüber machen, wie die Auswirkungen solcher eigentümlichen Aktionen sind, für mich ist aber eines klar: solche Aktionen künden nicht von dem freien Geist, den die Apologeten dieser Maßnahmen für sich stets und immer in Anspruch nehmen. Hat man Angst vor Widerspruch ? Ganz offensichtlich !