Dorfladen Rossach: So sieht Nahversorgung heute aus

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Jetzt wird es Zeit, dass die Kasse klingelt: Wolfdietrich Fäcks (links) und Udo Siegel sind gespannt, wie der Rossacher Dorfladen bei der Bevölkerung ankommen wird. Morgen wird der Laden in der Ortsmitte um 10 Uhr offiziell eröffnet. Foto: Berthold Köhler
Jetzt wird es Zeit, dass die Kasse klingelt: Wolfdietrich Fäcks (links) und Udo Siegel sind gespannt, wie der Rossacher Dorfladen bei der Bevölkerung ankommen wird. Morgen wird der Laden in der Ortsmitte um 10 Uhr offiziell eröffnet. Foto: Berthold Köhler

Die fünf Ortsvereine und 180 stille Gesellschafter tragen mit 40 000 Euro das Projekt in Rossach.

Gut, wenn man ein bisschen Luft in seinen Plänen hat. "Vier Wochen Reserve", berichtet Wolfdietrich Fäcks, hatte er als Geschäftsführer dem Dorfladen bei der Vorbereitung als Zeit-Puffer gegeben. Es war die richtige Entscheidung, denn jetzt ist der Dorfladen genau passend zur morgigen Eröffnung komplett ausgestattet. Alles andere hätte Fäcks, den alten Hasen aus der Nahrungsmittelbranche, auch gewundert: "Zum Schluss kommt immer was - und wenn es nur Kleinigkeiten sind."


Finanziell ist der Dorfladen hingegen schon seit einiger Zeit in trockenen Tüchern. 180 stille Gesellschafter haben Anteile im Wert von rund 40 000 Euro gezeichnet. Das ist in etwa genau die Summe, die Fäcks als Grundstock für den Betrieb des Dorfladens vorgesehen hatte.
Die Besonderheit an der Finanzierung erklärt Bürgermeister Udo Siegel (CSU): "Die Hauptgesellschafter sind die fünf Ortsvereine." Und weil in Rossach derzeit ein Verfahren zur Dorferneuerung läuft, musste die Gemeinde der Dorfladen-Gesellschaft finanziell gar nicht unter die Arme greifen. Sogar die Innenausstattung des Ladens wurde vom Amt für ländliche Entwicklung nach Angaben des Bürgermeisters mit 65 Prozent bezuschusst.


Die Qualität entscheidet

Rund 2000 Artikel auf 108 Quadratmeter findet man im Verkaufsbereich. "Wir haben das Sortiment und die Preise wie im Supermarkt", versichert Wolfdietrich Fäcks - und betont nahezu noch im gleichen Atemzug die Qualitäts-Komponente im Dorfladen-Konzept. Zahlreiche Produkte (Wurst, Gebäck sowie Obst und Gemüse) stammen von familiengeführten Betrieben aus der Region. Das ist genau das, was Fäcks von Anfang an wollte.



Beim Einkauf werden die Rossacher auf bekannte Gesichter treffen. Marktleiterin Gundula Heymann sowie ihre Kolleginnen, Kerstin Heinz, Karola Florschütz und Ricarda Keksel stammen alle aus dem Großheirather Gemeindeteil. "450-Euro-Kräfte gibt es bei uns nicht", erklärt Udo Siegel zum Personal.


Was nicht nur die Rossacher, sondern die Einwohner der gesamten Gemeinde freuen dürfte: Ab dem 1. März ist im Dorfladen auch eine durchgängig besetzte Post-Filiale zu finden. "Die passt zur Philosophie unseres Projektes", freut sich Siegel über einen weiteren Baustein zum Rundum-Angebot, das es in Rossach geben soll. Bisher gab es in der Großheirather Ortsmitte eine Post-Filiale, allerdings hatte diese nur eine Stunde am Tag geöffnet.

Aber nicht nur wegen der Postangelegenheiten hofft der Bürgermeister, dass nicht nur die Rossacher im Dorfladen einkaufen werden. Mit Ex-Bürgermeister und Senioren-Bus-Pilot Gerold Hümmer hat Siegel, das erzählt er lachend, schon ausgemacht: "Er wird künftig auch Einkaufsfahrten nach Rossach anbieten." Und wer nichts einkaufen müsse, könne ja in der Sitz-Ecke des Dorfladens einen Kaffee trinken.


Netto und Rewe nur ein Traum

Die Vorarbeiten sind abgeschlossen. Jetzt wird sich zeigen, ob das Dorfladen-Konzept funktioniert. 280 000 bis 300 000 Euro Umsatz hat Wolfdietrich Fäcks für das erste Jahr vorgesehen, damit sich der Laden trägt. Das klingt ehrgeizig, wird vom Bürgermeister aber gleich auf verständliche Werte heruntergebrochen: "Das sind 16 Euro pro Familie und Woche." Die Rechnung setzt sich aus 200 Kunden (Rossach hat 600 Einwohner) zusammen, die regelmäßig im Dorfladen einkaufen. Das ist absolut machbar, versichert Fäcks: "Wir sind ja keine Fantasten."


Pure Fantasie hingegen ist und bleibt der Traum vieler Großheirather, dass sich vielleicht irgendwann doch einmal ein großer Discounter im südlichen Landkreis ansiedelt. "Wir werden keinen Netto oder Rewe bekommen" - bei dieser Feststellung druckst Udo Siegel gar nicht lange herum. Wer nach Nahversorgung auf dem flachen Land rufe, der müsse ein Projekt wie den Dorfladen unterstützen. "Denn anders", sagt Siegel, "wird es nicht funktionieren."