Wie der Tenor Sascha Mai das Publikum in der Coburger Reithalle mitnimmt auf eine Reise quer durch Europa.
Wahrscheinlich ist das ja die bequemste Art des Reisens. Einfach als Zuhörer sich auf die Spuren eines Reisenden zu begeben. "Streifzug durch Europa" hatte der Tenor Sascha Mai einen außergewöhnlichen Liederabend betitelt, den er gemeinsam mit seinem Klavierpartner Marco Alejando Cruz Otero im Coburger Theater in der Reithalle gestaltete.
Sieben Komponisten repräsentierten dabei in seiner Auswahl sieben Länder. Von Österreich bis Italien, von Spanien bis Russland, von Schubert bis Tosti spannte sich der klingende Bogen.
Romantik bis Moderne
Sascha Mais vielsprachiger Liederabend - er wurde schon durch diese Auswahl zum musikalischen Kontrapunkt zur aktuellen Situation Europas, in der eher auseinander strebende als verbindende Kräfte die politische Szene beherrschen. Musikalisch aber wurden in dieser Zusammenstellung zwischen Romantik und gemäßigter Moderne neben reizvoll unterschiedlichem Lokalkolorit immer wieder auch Gemeinsamkeiten und verbindende Aspekte hörbar. Schubert, Fauré, de Falla, Tschaikowsky, Britten, Sibelius und Tosti garantierten stilistische Vielfalt.
Reise der Erinnerungen
Vor allem aber hatten Regieassistentin Katarzyna Bogucka und Musikdramaturgin Dorothee Harpain in ihrem Konzept diesen Liederabend in eine szenisch arrangierte Reise der Erinnerungen verwandelt. In (fingierten) Briefen der ausgewählten Komponisten an den heimgekehrten Sänger hatten sie zudem hilfreiche biografische Infos eingefügt.
Aus gutem Grund bildete Schubert mit drei seiner bekanntesten Lieder den Auftakt: "Die Forelle", "Heideröslein" und "An die Musik". Schließlich hat Schubert mit seinem ebenso umfangreichen wie bedeutsamen Liedschaffen die Gattung Kunstlied im frühen 19. Jahrhundert auf ein bemerkenswertes Niveau geführt - Vorbild für viele spätere Komponisten.
Dass die Gattung Kunstlied auch Raum bietet für opernhafte Aufschwünge, bewies Tschaikowsky mit seinem "Ständchen des Don Juan", einst entstanden unter dem Eindruck von Mozarts "Don Giovanni".
Szenische Wirkungen
Sascha Mai ist nicht nur seit rund zwei Jahrzehnten Mitglied im Chor des Landestheaters, sondern tritt in der Region immer wieder solistisch hervor - in Konzerten ebenso wie mit prägnanten Solorollen auf der Bühne. Sein Gespür für szenische Wirkungen nutzte er auch bei einigen Liedern sehr effektvoll. Dennoch hütete er sich vor opernhaften Attitüden, setzte immer wieder auf zarte, leise Töne.