Betriebsleiter wie Markus Rosenbauer sind im Zwiespalt: Milchkühe in Anbindehaltung gelten über kurz oder lang als Auslaufmodell.
Die Rosenbauers sind ein Hof, auf dem man einen idyllischen Lehrfilm drehen könnte: Familienbetrieb, 30 Milchkühe, Mastschweine als zweite starke Betriebssparte, der Standort mittendrin im Dorf. Und mit Markus Rosenbauer hat der Hof einen Bauern, der noch offensiv zugibt: "Ja - mir macht das hier Spaß." Was aber noch lange nicht heißt, dass Rosenbauer nicht manchmal schlaflose Nächte hat, wenn er in die Zukunft seines Betriebes schaut.
Angst vor dem Verbot der Anbindehaltung
Das schon seit Jahren im Raum stehende Verbot der Anbindehaltung ist ein Knackpunkt, bei dem Markus Rosenbauer schon jetzt sagt: "Wenn das schnell kommt, höre ich mit den Milchkühen auf." Und weil die Rosenbauers mit diesem Problem nicht alleine dastehen, hat der Kreisverband im Bayerischen Bauernverband (BBV) die Anbindehaltung zum Thema seines "Stallgesprächs" zum Jahresauftakt gemacht. Der Termin ist nicht zufällig gewählt, erklärt BBV-Kreisobmann Gerhard Ehrlich. Denn in sieben Tagen beginnt in Berlin wieder die "Grüne Woche" - fast selbstverständlich mit Demonstrationen gegen Massentierhaltung und industrielle Landwirtschaft.
Freilaufstall nicht finanzierbar
Beim Begriff der Massentierhaltung winkt Gerhard Ehrlich gleich ab: "Die gibt es hier nicht - nicht im Coburger Land, nicht in Thüringen." Klingt schön, ist aber - mit Blick auf die Anbindehaltung - auch ein Problem. Denn große Betriebe, richtig große, seien durchaus in der Lage, ihre Milchkuhbestände schnell auf Weidehaltung umzustellen. Kleinere Betriebe wie die Rosenbauers nicht. "Wir können nur so produzieren, weil das alles hier bezahlt ist", sagt Markus Rosenbauer und lässt den Blick im 1984 gebauten Stall schweifen. Einen Freilaufstall könnte er - "theoretisch", betont Rosenbauer - draußen vor dem Ort bauen, aber sicher nicht finanzieren.
Täglich auf die Weide trieben?
Bei der Idee, die Tiere täglich vom Hof im Ort auf eine Weide zu treiben, muss Helmut Rosenbauer dann lachen.
"Das ist ein Auslaufmodell"
Früher, da hat er das noch gemacht. "Das will ich heute mal sehen, wenn die erste Kuh auf die Straße scheißt", sagt Rosenbauer senior. BBV-Kreisgeschäftsführer Hans Rebelein kann es sich gut vorstellen, dass die Anbindehaltung nicht mehr arg lange genehmigt sein wird - "sie ist ein Auslaufmodell". Verstehen kann er dies nicht unbedingt, sagt Rebelein und zeigt auf die Kühe, die sich vom ungewohnten Besuch in ihrem Stall gar nicht stören lassen: "Ich habe nicht den Eindruck, dass es den Tieren schlecht geht."
Kommt ein massiver Strukturwandel?
Sollte das Verbot kommen, da ist Rebelein überzeugt, wird dies bei den Milchviehbetrieben bundesweit zu einem massiven Strukturwandel führen. Familienbetriebe wie die Rosenbauers - und solche gibt es viele im Coburger Land - werden dann die Brocken hinschmeißen, während große Betriebe die Umstellung in Angriff nehmen.
So schlecht, wie sich Gerhard Ehrlich manchmal nach den aufgebauschten Demonstrationen rund um die "Grüne Woche" fühlt, ist das Image der Landwirte in der Region sowieso nicht.
"Ich habe keinen Grund zu Klage"
Markus Rosenbauer fühlt sich wohl, mitten in Spittelstein: "Ich habe keinen Grund zur Klage." Von den Nachbarn gebe es auch Verständnis, wenn er mit seinen landwirtschaftlichen Fahrzeugen zur Erntezeit nachts mal ein bisschen länger unterwegs ist. Helmut Rosenbauer sieht in der Anbindehaltung auch kein Problem, das man vor der Öffentlichkeit verstecken müsse: "Unsere Türen sind immer offen." Einmal im Jahr kommt sogar der Kindergarten vorbei, um den Kindern zu zeigen, wie ein landwirtschaftlicher Betrieb heutzutage funktioniert.
Landwirte brauchen Mut
Sollte die Anbindehaltung wirklich einmal verboten werden, dann sieht Gerhard Ehrlich die Landwirtschaftspolitik in der Pflicht. So müsse den betroffenen Landwirten die Chance gegeben werden, nicht von heute auf morgen umstellen zu müssen - sprich: Es braucht Übergangsfristen. "Und Mut bei den Landwirten", ergänzt der Kreisobmann. 40 bis 50 Prozent höhere Kosten müsse ein Landwirt in der Größenordnung der Rosenbauers pro Milchkuhplatz kalkulieren, wenn die Umstellung auf einen Laufstall Pflicht werde. Und das bei Preisen, die im Sinkflug sind, betont Gerhard Ehrlich: "Wenn wir noch das kriegen würden, was wir vor 30 Jahren bekommen haben, würde uns vieles leichter fallen."
Wer nicht mit der Zeit geht, der geht halt mit der Zeit....