Warum ist ein Zeckenstich so gefährlich?
Mit dem Zeckenstich gelangt der gefährliche Virus direkt in die Blutbahn. Es gibt verschiedene Varianten. Die russische und asiatische ist nochmal gefährlicher. Anders als bei der Borreliose, die dadurch entsteht, dass sich eine Zecke über 24 Stunden saugen muss, wird bei der FSME das Virus mit dem Stich sofort übertragen.
Kann man die Zeit für gefährliche Zeckenstiche eingrenzen?
Leider muss man mittlerweile sagen, dass Zecken von Mitte Februar bis Mitte Dezember aktiv sind. Natürlich hängt das immer vom Standort und den Durchschnittstemperaturen ab. Aber selbst, wenn es richtig kalt ist und die Sonne scheint, werden die Zecken munter. Ein guter Indikator sind unsere Hunde. Wenn die mit einer Zecke vom Spaziergang heimkommen, ist Vorsicht geboten. Es kann also durchaus sein, dass man auch beim Pilzesuchen im November noch gestochen wird.
Was empfehlen Sie für Vorsorgemaßnahmen, wenn man in die Natur geht?
Ein wichtiger Tipp sind tatsächlich Zeckensprays mit dem Wirkstoff DEET. Damit sollte man auch seine Socken und Hosen imprägnieren. Hierdurch lässt sich auch das Risiko für eine Borreliose reduzieren
Warum wird die FMSE-Impfung vom Robert-Koch-Institut empfohlen?
Die Ständige Impfkommision (STIKO) empfiehlt die Impfung als Indikationsimpfung für Personen, die in Risikogebieten der Gefahr von Zeckenstichen ausgesetzt sind, für bestimmte Berufsgruppen (zum Beispiel Förster) und als Reiseimpfung. In Bayern gilt für die FSME eine öffentliche Impfempfehlung. Das gilt auch für Kinder ab dem 12. Lebensmonat. Was auch Sinn macht, denn sobald die Kleinen das Krabbeln und Laufen anfangen, sind sie in den Wiesen besonders gefährdet.
Welche Nebenwirkungen sind zu erwarten?
Wir haben durchweg seit vielen Jahren gute Erfahrungen mit der Impfung. Es sind neben den üblichen Lokalreaktionen an der Impfstelle vorübergehende gelegentliche Kopf- oder Gliederschmerzen bekannt.
Gibt es Menschen, die sich nicht impfen sollten?
Es gibt tatsächlich Menschen, bei denen der Impfschutz in Folge einer Autoimmunerkrankung oder einer Therapie, welche die Antikörperbildung beeinträchtigt, geringer ist. Seit kurzem empfiehlt die STIKO für diese Menschen ein verändertes Impfschema mit 4 statt 3 Dosen für die Grundimmunisierung. Leider ist das bei noch nicht allen Hausärzten bekannt. In Schweden werden schon heute alle über 50-Jährigen mit einer 4. Dosis geimpft, da die Antikörperbildung auch mit zunehmendem Alter abnimmt.
Schützt die Impfung auch vor Borreliose?
Nein. Borreliose ist eine bakterielle Erkrankung, FMSE eine Virusinfektion.
Gibt es Zahlen, wie hoch das Risiko für einen schweren Verlauf der Infektion ist?
Zehn bis 30 Prozent der Betroffenen haben einen schweren Verlauf mit Beteiligung des zentralen Nervensystems. Je geographisch östlicher man gestochen wird, um so schwerer die Erkrankung. Im Baltikum verläuft die Grenze zwischen der europäischen FSME und der russischen Variante.
Wird die Impfung auch für einen Auslandsaufenthalt empfohlen. Welche Länder sind besonders gefährdet?
Wie schon gesagt, die Gefahr nimmt zu, je östlicher wir reisen. Das Baltikum, Tschechien, Slowenien, die Slowakei, aber auch die Küstengebiete Schwedens sind Risikogebiete. Seit kurzem werden auch Regionen in den Niederlanden sowie im Süden Englands als Verbreitungsgebiete aufgeführt. Daher sollte an die FSME-Impfung auch bei der Reiseplanung gedacht werden.
Das Gespräch führte Christiane Lehmann.
Schutz vor Zecken
Zum Schutz vor Zecken mit Bündchen abschließende, helle Kleidung, Socken und geschlossene Schuhe tragen und mit einem Zeckenschutzmittel einreiben. Diese sind in der Apotheke erhältlich. Die Bekleidung sollte nach dem Aufenthalt im Freien in den Wäschetrockner oder gleich in die Waschmaschine gesteckt werden. Nach einem Tag im Freien solle man den Körper absuchen, besonders an Achseln, Ellen- und Leistenbeugen sowie am Hals. Eltern sollten dies zudem bei ihren Kindern machen.
Was tun, wenn ich eine Zecke an meinem Körper finde?
Vermeintliche Hausmittel sollten nicht angewendet werden. Kein Öl drauftröpfeln, nicht abbrennen und schon gar nicht Quetschen. In ihren letzten Zuckungen kann die Zecke Erreger in die Wunde abgeben. Die Zecke kann mit einer Pinzette oder einer speziellen Zeckenzange vorsichtig ohne Drehbewegung herausgezogen werden. Bei Problemen sollte ein Arzt aufgesucht werden. Nicht jede Zecke trägt Borrelien in sich. Die Zecke muss eine Zeitlang saugen, bevor der Erreger übertragen wird. Das Risiko dafür steigt nach zwölf Stunden
Welche Folgen hat ein Biss?
Gegen den von Zecken übertragenen FSME-Virus gibt es Impfungen. Für die durch Bakterien verursachte Borreliose gibt es keinen Impfschutz. Frühsymptom kann eine so genannte Wanderröte sein, die sich ringförmig um den Zeckenbiss bildet. Die Bakterien gelangen zwölf bis 24 Stunden nach dem Biss ins Blut. Bei ausbleibender Behandlung droht eine chronische Erkrankung mit entzündeten Gelenken, Schwellungen, Hautverfärbungen, Muskel- und Knochenschmerzen. Rechtzeitig erkannt, sind die Heilungschancen mit einer Behandlung mit Antibiotika gut.
Gegen die zweite Erkrankung nach einem Zeckenbiss, der Frühsommer-Gehirnhautentzündung (FSME), gibt es eine Impfung.
Wer an der Hirnhautentzündung, auch Meningitis genannt, erkrankt ist, den erwarten ernsthafte Symptome: Steifer Nacken, Kopfschmerzen, hohes Fieber und Erbrechen. In seltenen Fällen kann eine Benommenheit bis hin zum Koma auftreten. Bei der schweren, manchmal zusätzlich auftretenden Gehirnentzündung, kann auch das Gehirn von der Infektion betroffen werden. Die akute Erkrankung beginnt vier bis 14 Tage nach dem Zeckbiss.
Quelle: Krankenkassen Deutschland