Das Ende eines Hotels in Coburg

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Das Hotel "Stadtvilla" in der Seifartshofstraße 10 in Coburg wurde im Herbst 2008 eröffnet.
Das Hotel "Stadtvilla" in der Seifartshofstraße 10 in Coburg wurde im Herbst 2008 eröffnet.
Oliver Schmidt
"Ich bin in einem Alter, in dem ein neuer Lebensabschnitt beginnen darf", sagt Birgit Mayer, die ihr Hotel "Stadtvilla" geschlossen hat.
"Ich bin in einem Alter, in dem ein neuer Lebensabschnitt beginnen darf", sagt Birgit Mayer, die ihr Hotel "Stadtvilla" geschlossen hat.
Oliver Schmidt
Das Hotel hat geschlossen.
Das Hotel hat geschlossen.
Oliver Schmidt

Nach knapp 14 Jahren hat die "Stadtvilla" für immer geschlossen. Birgit Mayer denkt zurück an eine spannenden Zeit - mit frischem Obst und prominenten Gästen

Wenn eine gelernte Rechtsanwaltsgehilfin, die lange bei einer Versicherung gearbeitet hat, plötzlich in die Hotel-Branche wechselt, dann ist das ein mutiger Schritt. Birgit Mayer wagte im Herbst 2008 eine genau solche, mutige Veränderung und wurde Chefin ihres eigenen Hotels in der Seifartshofstraße. Dass sie nun, knapp 14 Jähre später, die "Stadtvilla" für immer schließt, ist einerseits schade. Doch andererseits zieht Birgit Mayer eine schöne Bilanz: "Es war eine spannende Zeit!" Vor allem der Kontakt mit vielen verschiedenen Menschen, von denen etliche zu Stammgästen wurden, habe ihr immer große Freude bereitet. Und zwar selbst dann, wenn das mitunter sehr kraft- und vor allem zeitaufwendig war. "Eine 5-Tage-Woche hatte ich schon lange nicht mehr!"

Aber warum ist jetzt Schluss? Nein, es hat nichts mit der schwierigen Corona-Situation zu tun, erklärt Birgit Mayer im Gespräch mit dem Tageblatt. Auch die zunehmende Konkurrenz, allen voran durch das neue Ibis-Hotel mit seinen fast 300 Betten, habe sie kalt gelassen. "Wer in die Stadtvilla kam, wollte sowieso ganz bewusst lieber in ein kleines Hotel."

Einen Bericht über die Eröffnung des Ibis-Hotels in Coburg lesen Sie hier

In der Stadtvilla gab es zunächst zehn Doppelzimmer, nach einem Umbau waren es seit ein paar Jahren noch sieben. Die letzten Gäste sind am vergangenen Freitag abgereist - "und jetzt bin ich Rentnerin", stellt Birgit Mayer fest und lächelt: "Ich bin in einem Alter, in dem ein neuer Lebensabschnitt beginnen darf!" Der wird aber zunächst ebenfalls noch eng verbunden sein mit dem markanten Backsteingebäude in der Seifartshofstraße. Birgit Mayer plant etliche Umbauten. Zum Beispiel sollen die Hotelzimmer im Hochparterre zu zwei Wohnungen umgebaut werden. Die Möbel sind bereits ausgeräumt; viele der hochwertigen Teile stehen jetzt in einem anderen Hotel in der Region. Das mag zwar nur ein Randaspekt sein: Aber über diese durch Zufall entstandene, sehr nachhaltige Weiterverwendung der Möbel kann sich Birgit Mayer riesig freuen. Und genau das ist wiederum sinnbildlich für ihre Art als Hotel-Chefin: Liebevolle Details wie etwa frisches Obst auf jedem Zimmer waren ihr ebenso wichtig wie Freundlichkeit und eine persönliche Note. In diesem Zusammenhang ist Birgit Mayer auch ihren vier Mitarbeiterinnen dankbar, die bis Oktober 2021 in der "Stadtvilla" beschäftigt waren. Gemeinsam hat man einiges erlebt.

Als der Adel in die "Stadtvilla" kam

Als einen unvergesslichen Höhepunkt bezeichnet Birgit Mayer die Prinzenhochzeit im Mai 2009: Damals reisten aus ganz Europa Vertreter des Hochadels in die Vestestadt, um dabei zu sein, wenn sich Hubertus Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha und Kelly Rondestvedt das Ja-Wort geben. "Bei uns haben viele adelige Gäste übernachtet", erinnert sich Birgit Mayer, ohne jedoch Details zu verraten. Diskretion gehört schließlich auch zu einem guten Hotel.

Markante Ereignisse im Laufe eines Hotel-Jahres in Coburg sind natürlich das Samba-Festival, der Pfingstkongress des Coburger Convents (CC) und die Schlossplatz-Open-Airs. Das Lukrativste dieser Events ist aus Hotelier-Sicht der CC: "Da reisen viele Gäste bereits am Donnerstagabend an und bleiben die Dienstag", erklärt Birgit Mayer. Dass der Pfingstkongress aber nun ausgerechnet in den beiden letzten "Stadtvilla"-Jahren ausfallen musste, lenkt das Gespräch doch noch einmal auf das Thema Corona: "Ja, ich habe mir in der letzten Zeit viele Gedanken gemacht", gibt Birgit Mayer zu. Oft habe sie "Bauchschmerzen" gehabt, weil mal wieder unklar war, wie es weitergeht. Die "Stadtvilla" habe es auch deshalb besonders getroffen, weil abseits der Events nun einmal Geschäftsreisende die wichtigste Zielgruppe waren. Doch plötzlich waren kaum noch Geschäftsreisende unterwegs.

Apropos Reisen: Birgit Mayer hat sich für ihren Ruhestand einiges vorgenommen. Radfahren und Wandern gehört ohnehin zum Standardprogramm; und bestimmt wird künftig wieder der eine oder andere Urlaub drin sein. "Gerne auch mal ganz spontan", sagt Birgit Mayer, "denn das war in den vergangenen 14 Jahren überhaupt nicht möglich."