Wie man einen Literaturklassiker unterhaltsam und flott erzählen kann, zeigten Coburger Realschüler bei der Premiere des Stücks "Faust - Ein Referat".
Bei einem sind sich wohl die meisten Schüler einig: Ein Referat vorzubereiten ist eine anstrengende und langweilige Sache - vor allen Dingen, wenn es in der Präsentation um einen Literaturklassiker wie Goethes "Faust" gehen soll. Da ist man als Schüler froh, wenn man wenigstens ein bisschen Hilfe bekommt, selbst dann noch, wenn die vom Teufel höchstpersönlich stammt.
Ein Stück mit lockeren Tanzeinlagen
Was passiert, wenn Schüler ihre Seele für eine Eins im Referat aufs Spiel setzen, zeigten die Jugendlichen der Realschule II am Montagabend, als ihr Stück "Faust - Ein Referat" Premiere feierte. Dabei haben die Schauspielgruppe und die Theatertanzgruppe zusammengearbeitet, um ein Stück mit lockeren Tanzeinlagen auf die Bühne zu stellen.
Axel (Axel Poek, 9A) und Jonas (Jonas Romme, 9B) sind verzweifelt: Die letzte Deutschschulaufgabe ist richtig mies gelaufen. Wie gut, dass sie von ihrem Deutschlehrer Herr Stephan eine Chance bekommen, die schlechte Note wieder auszubügeln: Sie sollen ein Referat über das wohl bekannteste Stück von Goethe halten. Zum Leidwesen der Schüler handelt es sich dabei nicht um "Fack ju Göhte", auch wenn das "sogar verfilmt wurde". Es muss ausgerechnet "Faust" sein.
Ein verlockendes Angebot
Allein beim Fragenkatalog ihres Lehrers verzweifeln Axel und Jonas. Mehr oder weniger zufällig wird Mephisto (Selina Wanner, 8C) auf das Problem der beiden Schüler aufmerksam und unterbreitet ihnen ein verlockendes Angebot: Er verschafft ihnen eine Eins im Referat, dafür bekommt er ihre Seelen. Axel und Jonas willigen in das Tauschgeschäft ein - natürlich nicht, ohne gegen den Teufel noch ein Ass im Ärmel zu haben.
Zunächst wird der Pakt mit Blut besiegelt, dann löst Mephisto sein Versprechen ein. Er erzählt den beiden Schülern allerdings nicht nur, was im Stück passiert ist, sondern nimmt sie kurzerhand mit in das Geschehen. Die Reise von Axel und Jonas beginnt im Prolog im Himmel, wo Gott (Jakob Friedrich, 7B) und seine Erzengel (Frank Tetzlaff, 10B, Lea Oelschlegel, 9C und Julia Richter, 8C) mit dem Teufel eine Wette eingehen. Denn Gott ist sich sicher: Der Gelehrte Faust wird sich trotz der Verlockungen des Teufels immer der Moral bewusst bleiben. Mephisto wird nun alles daran setzen, um Gott das Gegenteil zu beweisen. Doch wer ist eigentlich dieser Faust?
"Der Typ steckt voll in der Midlife-Crisis!"
In der zweiten Szene sollen ihn die Schüler kennenlernen. Nachdem er sein ganzes Leben dem Studium gewidmet hat, wendet sich Faust (Konstantin Ebert, 10F) nun der Magie zu - was allerdings nicht von allzu großem Erfolg gekrönt ist, denn den Erdgeist (Lisa Hein, 9C) kann Faust nicht von sich überzeugen. Axel und Jonas erkennen schnell: "Der Typ steckt voll in der Midlife-Crisis!" Da kommt Mephisto gerade zur rechten Zeit: Im Austausch für Fausts Seele wird er ihm beibringen, das Leben wieder zu genießen. Dabei stößt der Teufel aber an seine Grenzen.
In Auerbachs Keller merken Axel und Jonas recht schnell, dass Fausteine ganz schlimme "Spaßbremse" ist, weil er eben nicht mehr "jung und knackig" ist. Mephisto lässt von der Hexe (Lisa Hein, 9C) einen Verjüngungstrank brauen - der gibt Faust den Körper einer jungen Frau. Zum Glück kann Mephisto die Pause dazu nutzen, um alles wieder geradezubiegen, damit das Stück dann wie gewohnt weitergehen kann.
Verjüngungskur mit Folgen
Deutlich jünger lernt Faust (von nun an Lando Abel, 8B) das unschuldige Gretchen (Lea Müller, 9F) kennen und bezirzt sie mit allen Mitteln. Als Gretchen auf Anraten von Faust ihrer Mutter ein Schlafmittel verabreicht, um ein paar schöne Stunden mit ihrem Geliebten verbringen zu können, nimmt die Tragödie ihren Lauf ...
Rektor Klaus Reisenweber war stolz auf seine Schüler und kündigte an, dass die Spenden der Besucher in das Schultheater investiert werden.