Wesentlich weniger Stände und Verkäufer beklagten die Flohmarktbesucher in Coburg. Sie kamen trotz des schlechten Wetters in Scharen.
Es ist Samstagabend um 18 Uhr und es nieselt leicht. Um diese Zeit platzt die Stadt Coburg bei schönem Wetter aus allen Nähten - wenn Flohmarkt ist. Doch auf dem Albertsplatz herrscht gähnende Leere. Zwei Männer sind damit beschäftigt, einen Pavillon aufzubauen, der vor dem noch leichten Regen schützen soll.
Der Stand von Anni und Thomas Schröder steht einsam neben den Wasserspielen unter freiem Himmel und wird zum Blickfang der anfänglich nur zögernd in die Stadt strömenden Menschen. Anni Schröder schützt ihren runden Kleiderständer mit einem lilafarbenen Regenschirm aus Bast, darunter platziert sie als Hingucker einen braunen Plüschteddybären. Wo sonst die Flohmarktstände dicht an dicht stehen, ziehen sie sich am Samstag lediglich wie ein Flickenteppich durch die Stadt. Am Marktplatz hat das Ordnungsamt Quartier in einem Wohnwagen bezogen. "Dauerdienst" prangt an einem Schild neben der geöffneten Eingangstür. Ein Stück weiter baut Eva Schiwara aus Augsburg ihren kleinen Stand mit Puppenstubenzubehör auf.
Dicht an dicht in der Spit In der Spitalgasse reihen sich die Stände schon etwas dichter aneinander, aber viele Verkäufer warten noch das Wetter ab. Manche Tische sind zwar aufgebaut, aber noch nicht bestückt. Auf einer roten Tischdecke steht nichts außer einigen Fahrzeugen für Kinder, darunter zwei Feuerwehrautos. Der kleine Max freut sich: Er darf mit einem von ihnen spielen.
Im Steinweg ist der Rödentaler Gerald Vogler unterwegs. Er ist Antikhändler mit einem kleinen Laden und baut erst am Sonntag auf. "Ich nehme nur Ware mit, die auch nass werden kann", erklärt er. Die Bücherkisten müssen zu Hause bleiben. "Schade, dass es nur noch einen Flohmarkt in Coburg gibt", sagt er. "Das finden auch viele meiner Kollegen."
Trotz zunehmenden Regens wird die Menschenmenge dichter, aufgrund des geringen Angebots drängeln sie sich vor den Ständen. "Man kommt vor lauter Kunden gar nicht an die Ware ran", beklagt ein Käufer in der Menge, der soeben ein Beatles-Album erstanden hat.
Die Mohrenstraße und die Webergasse gehören dieses Jahr nicht zum Flohmarktareal. In Richtung Mauer und in der Judengasse stehen die Händler viel weniger dicht als sonst. Auch Anni und Thomas Schröder sind mit ihrem lila Regenschirm ins Trockene umgezogen: Unter dem großen Vordach des Pfaff-Gebäudes am Albertsplatz war noch genügend Platz frei.
Das einzige was am Flohmarkt nervt ist dieser selbst. So wird doch den Innenstadtbewohnern von der Stadt (dem Stadtrat) wieder einmal mehr bewiesen, wie gleichgültig man ihnen gegenüber steht. Vielleicht fällt irgendwann ja einmal jemanden auf, was den (bisher so geduldigen) Bewohnern in Coburg eigentlich zugemutet wird (und das auch noch zu Lasten ihrer Steuergelder).
Das ist nicht nur eine Belastung sondern eine echte Beeinträchtigung der Lebensqualität. In anderen Städten hat man das schon längst erkannt und derartige Veranstaltungen überwiegend auf Areale verlegt, die sich hierfür wirklich eignen - und das könnte auch in Coburg problemlos so sein!
Schade ist es, dass
1. es nur noch einen Flohmarkttermin in Coburg gibt.
2. dieser eine Flohmarkttermin im September ist, denn da ist es schon viel dunkler, als im Mai. Im Mai dauern die Tage länger.
3. dieser eigentlich schöne Coburger Flohmarkt sich immer mehr in die Nachtstunden verlagert hat. Am Sonntagvormittag packen viele Händler schon zusammen. Das nervt. Lasst den Flohmarkt wieder zu einem Sonntagserlebnis werden.