Die Corona-Krise hat den "Circus Henry" in Dörfles-Esbach bei Coburg stranden lassen. Jetzt dürfen Direktor Georg Frank und seine Künstler wieder auftreten.
Nach monatelanger von der Corona-Krise ausgelösten Zwangspause ist es am Wochenende endlich so weit gewesen: Der "Circus Henry" durfte sein Publikum mit anmutiger Akrobatik und ansteckender Heiterkeit in (s)eine faszinierende Zirkuswelt entführen. Die Artisten erfreuten mit atemberaubenden Präsentationen die Herzen des kleinen und großen Publikums. Selbst die vierbeinigen Stars versetzten ihr Publikum mit Kunststücken mächtig ins Staunen.
Nach über fünf Monaten Stillstand startete der Zirkus mit seiner Premiere bei Abstands- und Hygieneregeln. Statt 450 Besuchern konnte nur 150 Personen Eintritt gewährt werden. Und all jene, die nicht in den Genuss einer Vorstellung kommen konnten, vergnügten sich auf ihre Weise: Sie besuchten und streichelten die Tiere, die Samstag ihren "freien Tag" hatten. Der Samstag war kostenfrei. "Das ist unser Dankeschön an die Menschen, die uns und unseren Tieren in dieser harten Zeit finanziell geholfen haben", zeigte sich Zirkusdirektor Georg Frank dankbar. Ohne Vorstellungen gab es für die Zirkusfamilie auch keine Einnahmen, die Unkosten jedoch liefen weiter.
Nach dem Tusch und der Begrüßung durch Tochter Nadine führte Georg Frank durch das zweistündige Premierenprogramm. Sogleich schritten Henrys Trampeltiere z in die Mange. Ihre lässige Schrittweise wirkte beinahe wie autogenes Training und schenkte dem Publikum gleich zu Beginn eine Portion innere Ruhe. Als ob die Tiere jeden Besucher musterten, drehte die kleine Karawane dabei mit erhobenem Hauptes Runde um Runde.
Menschen, Tiere, Sensationen
Intelligente Pferde bewiesen kurz darauf, dass sie nicht nur galoppieren können, sondern auch den spanischen Schritt beherrschen, sich verneigen und auf zwei Beinen noch über sich selbst hinauswachsen können. Das konnte die kleine "Rasselbande" (Ponys) sogar in lustiger Weise genauso gut.
Mit Leichtigkeit wirbelten durchtrainierte Akrobaten durch die Luft, purzelten und "stolperten" geschickt über den anderen, balancierten tanzend auf dem Seil und im schwebenden Netz und kletterten auf Stühlen bis zur Zirkuskuppel hoch. Hula-Hoop-Reifen drehten sich rasant um Arme und Beine .
Bei Robin Frank tanzten Porzellan-Teller auf dünnen Stecken. Der Juniorchef hatte das Porzellan stets im Blick und raste von einem Stecken zum anderen. Elegant schlängelten und verdrehten sich elastische Körper, so dass man sich als staunender Besucher gleich viel lockerer und entspannter fühlte. Was wäre ein Zirkus ohne Clowns! In Dörfles sind es Charly und Pepo, die zum Schabernack aufgelegten, tollpatschigen, musizierenden Lümmel, die irgendwie alles missverstanden, was der Zirkusdirektor anordnete.
In der Pause erhielten die "arbeitsfreien" Tiere dann Besuch und viele Kinderhände zum Streicheln dazu. Zum Programmende erhielten die Besucher noch ein echtes Überraschungspäckchen. Alle Artisten zogen zum Finale strahlend in die Manege ein und öffneten den Inhalt: Darin steckte der nächste Nachwuchs der Zirkusfamilie, die zauberhafte kleine Prinzessin "Lujain" (fünfeinhalb Monate). Mit einem liebevollen Griff stand das kleine Mädchen wie eine Puppe in Papas Hand und strahlte mit großen Kulleraugen ins Publikum.
Die Manege ist ihr Leben
Der jubelnde Applaus der Besucher war für die Zirkusfamilie der schönste Lohn, der ihnen seit Monaten so sehr gefehlt hatte. "Das haben wir so sehr vermisst", sagte Lujains Mama Jessica. Noch bis zum siebten Monat präsentierte Jessica die Hula-Hoop-Show. Ihre ganze Luftakrobatik konnte sie im zurückliegenden Jahr auch nicht präsentieren. Nicht schön war's, erinnerte sich Jessica an die Wochen des Corona-Schocks: "Da war ich schon wieder im Rückstand." Aber sie hat hart trainiert, dennoch habe ihr nach eigenen Angaben vor Aufregung die Beine gezittert. "Das ist was, was man bei der Seilnummer wirklich nicht gebrauchen kann", sagte Jessica nach der Vorstellung.
Die Manege-Auftritte fehlten den Artisten ungemein. "Da haben wir alle für uns unsere eigene Bühnenshow mit Musik gemacht, ganz locker", sagte Jessica freudestrahlend. "Und ich kann mir nix anderes vorstellen, ich mache das schon mein ganzes Leben", ergänzte die 15-jährige Alicia. Mit drei Jahren hat sie angefangen, "und mit fünf Jahren stand ich schon in der Manege". Die Mutter brachte ihr alles bei. "Und ich kann mir auch nichts anderes vorstellen", ist Alicia ganz selig, wieder auftreten zu können.
Rund um das Zirkus-Gastspiel in Dörfles-Esbach
Spende: Dörfles-Esbachs zweiter Bürgermeister, Stephan Valtin (UBV), überreichte am Premierenabend an Zirkusdirektor Georg Frank einen großen Spendenscheck: Dessen Erlös stammte aus einem Online-Spendenaufruf für den "Circus Henry", über den 1535 Euro zusammenkamen. Organisiert wurden die Aktion von den Tierfreundinnen Annita Fueß, Gitty Tendera und Tanja Vondran. So geht's weiter: Der Zirkus gastiert noch bis Sonntag, 4. Oktober, in Dörfles-Esbach (Paschendaelestraße). Vorstellungen sind ausschließlich samstags und sonntags jeweils um 17 Uhr. Täglich ab 10 Uhr ist die Tierschau geöffnet
Es war ein schöner und abwechslungsreicher Abend.