Seit Jahresbeginn muss Biomüll bundesweit getrennt gesammelt werden. Was das Gesetz konkret vom Bürger verlangt, geht aber aus dem Gesetzestext nicht klar hervor. Johannes Balk vom CEB kann beruhigen: "Für die Coburger ändert sich erst einmal nichts."
Kartoffelschalen, welke Salatblätter, Reste aus dem Kaffeefilter - wer nicht gerade einen Komposthaufen im Garten hat, durfte solche Abfälle bisher problemlos in der schwarzen Restmülltonne entsorgen. Das 2012 in Kraft getretene Kreislaufwirtschaftsgesetz schreibt aber vor, dass ab Jahresbeginn Biomüll bundesweit getrennt gesammelt werden muss, weil sich daraus wertvolle Energie beziehungsweise Naturdünger gewinnen lässt. Was das Gesetz aber konkret für den Verbraucher bedeutet, ist nicht so leicht abzulesen, wie auch Johannes Balk, Hauptabteilungsleiter Straßenreinigung beim Coburger Entsorgungs- und Baubetrieb (CEB), bestätigen kann.
Viele Fragen, keine Antworten Bekommt nun jeder Coburger Haushalt zusätzlich zur schwarzen, gelben und grünen Tonne noch eine vierte für Biomüll? Oder müssen Kartoffelschalen und Co. ab sofort separat in der Küche gesammelt und zur Entsorgung von jedem Bürger selbst in den Wertstoffhof gebracht werden? Und gehören Speisereste überhaupt dazu? Viele Fragen, auf die das Gesetz keine Antworten gibt. Doch Johannes Balk kann Entwarnung geben. "Für die Coburger Bürger ändert sich zunächst einmal gar nichts."
Coburg Stadt und Land bilden gemeinsam mit Kronach und Lichtenfels den Zweckverband für Abfallwirtschaft (ZAW) Coburg. Rund 340 der 400 Stadt- und Landkreise in Deutschland haben bereits Biotonnen eingeführt. In den Kommunen des ZAW gibt es keine. Ebensowenig gibt es im Verbandsgebiet die notwendigen Biogasanlagen, wo derlei Abfälle verbrannt und zu Strom und Wärme umgewandelt werden können. Das Gesetz verlangt nämlich - neben der Sammlung - auch die "ordnungsgemäße Verwertung" der Bio-Abfälle. Eine Biogasanlage müsste also erst einmal gebaut werden. Knapp 15 000 Tonnen Bioabfälle bräuchte es laut Balk, um sie dann auch wirtschaftlich rentabel betreiben zu können. "Das schaffen wir nicht einmal im gesamten Verbandsgebiet." Bei 267 000 Einwohnern und einer jährlichen Pro-Kopf-Menge von 27 Kilo Biomüll, ergibt das knapp 7200 Tonnen.
Die nächstgelegenen Biogasanlagen stehen in Bamberg, Bayreuth und Würzburg. Abgesehen davon, dass fraglich ist, ob diese Anlagen überhaupt die Kapazitäten haben, um zusätzlichen Müll aus Coburg, Kronach und Lichtenfels aufzunehmen, bleibe auch die Frage nach der Anlieferung, so Balk. Wenn am Ende mehrmals in der Woche riesige Lastwagen kreuz und quer durch Oberfranken fahren müssen, um den Müll zu entsorgen, sei in Sachen Energiebilanz nichts gewonnen.
Gutachten wird erstellt Der ZAW hat nun erst einmal ein Gutachten in Auftrag gegeben. Es soll untersuchen, ob es sinnvoll ist, eine "relativ aufwendige Biomüll-Sammlung" auf die Beine zu stellen, sagt Balk. Mit dem Ergebnis rechne er noch im ersten Quartal des neuen Jahres. Erst dann werde entschieden, wie weiter verfahren werde. "Wir müssen es dem Bürger ja auch verständlich machen können. Ich erwarte nicht, dass sich jemand abends zwei Stunden hinsetzt, um seinen Müll zu trennen." Konsequenzen, weil das Gesetz nicht eingehalten wird, müsse übrigens niemand befürchten. Das hätten die "Überwachungsbehörden" zugesichert.