Beyer verteidigt in Coburg den Mindestlohn

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Thomas Beyer, Landesvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt, hielt die Hauptrede bei der Coburger Maikundgebung.
Thomas Beyer, Landesvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt, hielt die Hauptrede bei der Coburger Maikundgebung.
"Brüder, in eins nun die Hände" heißt es im traditionellen Abschlusslied "Brüder, zur Sonne". Fotos: Gabi Arnold
"Brüder, in eins nun die Hände" heißt es im traditionellen Abschlusslied "Brüder, zur Sonne".  Fotos: Gabi Arnold
 
 
Thomas Beyer mit Jürgen Apfel, IG Metall Coburg.
Thomas Beyer mit Jürgen Apfel, IG Metall Coburg.
 
DGB-Kreisvorsitzender Carsten Höllein (rechts) begrüßte Beyer.
DGB-Kreisvorsitzender Carsten Höllein (rechts) begrüßte Beyer.
 

Gewerkschafter und der Landesvorsitzende der AWO, Thomas Beyer, warnen vor den Folgen von befristeter und schlecht bezahlter Beschäftigung für Psyche und Wirtschaft.

Seit 125 Jahren setzen sich die Gewerkschaften für die Rechte der Arbeitnehmer ein und sie haben viel erreicht, wie aktuell die Einführung des Mindestlohns. Der Erfolg ist für die Gewerkschafter aber kein Grund sich auszuruhen. Das bundesweite Mai-Motto lautet diesmal "Die Arbeit der Zukunft gestalten wir." Im "Schwarzen Bären" begrüßte der DGB-Kreisvorsitzende Carsten Höllein den Landesvorsitzenden der Arbeiterwohlfahrt, Thomas Beyer, als Gastredner.

Beyer nannte den Mindestlohn als Beispiel dafür, was erreicht werden könne, wenn Arbeitnehmer und Gewerkschaften geschlossen für ein Ziel eintreten. Die 8,50 Euro Stundenlohn seien freilich das "absolute Minimum". In Saus und Braus könne keiner davon leben, aber zumindest sei damit für 3, 7 Millionen Menschen eine Verbesserung geschafft.
"Der Mindestlohn ist die Brandmauer gegen die Armut und nicht mehr."

Gegen Ausnahmen

Auch deswegen gefallen dem AWO-Landesvorsitzenden die Ausnahmen überhaupt nicht. Der Kampf, sagte er, gehe jetzt erst richtig los, denn: "Wer ordentlich arbeitet, muss davon auch leben können." Gute Arbeit verdiene gerechten Lohn und nicht hinnehmbar sei es, dass Frauen für gleiche Arbeit immer noch bis zu 20 Prozent weniger erhalten als Männer.

Die Erwerbsminderungsrente wertete Beyer als "lausig gering", eine weitere Absenkung des Rentenniveaus sei verhängnisvoll für die jüngere Generation. "Dieser Zug muss gestoppt werden." Mit der Einführung der Pflegeversicherung habe man den Arbeitnehmern einen gesetzlichen Feiertag genommen. Beyer: "Es stinkt mir bis heute, dass der Bus-und Betttag gestrichen wurde."

Wenn Arbeit krank macht

Beyer sprach von einem bayernweiten Anstieg der Minijobs, der befristeten Arbeitsverträge und der Teilzeitarbeit. "Ein Drittel der Menschen in Bayern arbeitet mittlerweile in einem solchen Arbeitsverhältnis und die Zahlen steigen weiter an." Es gebe immer noch viel zu viele Menschen, die keine dauerhafte Arbeit finden. Nicht nur das: Immer mehr Arbeitnehmer seien von psychischen Beeinträchtigungen betroffen, in Bayern handelt es um 30 Prozent der Krankschreibungen. 200 000 Menschen seien so schwer beeinträchtigt, dass eine stationäre Behandlung notwendig werde. Beyer: "Das ist ein Warnruf, Arbeit darf nicht krank machen." Um so wichtiger sei das Mai-Motto, nämlich den Wandel der Arbeitswelt im Sinne der Arbeitnehmer mitzugestalten.

Auch Carsten Höllein ging auf den Mindestlohn ein. Allen Unkenrufen zum Trotz habe dieser nicht zu einer erhöhten Arbeitslosigkeit geführt, sondern er habe die Binnenwirtschaft gestärkt. Kritik an der Aufzeichnungspflicht, die immer wieder von den Gegnern des Mindestlohns laut wird, kann Höllein überhaupt nicht nachvollziehen. "Es ist doch ganz normal, dass die Stunden der Arbeitnehmer aufgezeichnet werden müssen."

Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer bekannte sich als Gewerkschafter, seit 42 Jahren sei er Mitglied der Polizeigewerkschaft. Das Motto der Kundgebung könnte nicht treffender sein, sagte er. Psychische Erkrankungen standen auch im Fokus seiner Rede. "Seelische Lasten machen keinen Bogen um die Arbeitswelt. Lass uns diese mitgestalten."

Tom Sauer sorgte für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung; am Ende der Reden fassten die Besucher zum Zeichen der Solidarität an den Händen und stimmten in das Lied "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit" ein. ga