Bei Sonnefeld sind Fledermäuse sicher

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Foto: Rainer Lutz
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Noch warten Naturfreunde darauf, dass die 1926 letztmals dort nachgewiesene Kleine Hufeisennase wieder in den Herrenkellergraben bei Sonnefeld (Landkreis Coburg) zurück kehrt. Aber auch ohne diese seltene Fledermaus ist dieser Lebensraum sehr wertvoll, wie Diplom-Biologe Frank Reißenweber zeigt.

Den Hobbit lesen oder Herr der Ringe und dann mit den Freunden nach der Schule Holzschwert und Schild gepackt und ab in den Herrenkellergraben. Früher, als Kinder noch so spielten, muss dieser Ort gleich hinter Sonnefeld ein wunderbarer Spielplatz gewesen sein. Wo der Biologe Frank Reißenweber einen wertvollen Auwald sieht, ist nur wenig Fantasie nötig, um sich wie in Tolkiens Auenland zu fühlen.

Die heute gesicherten Eingänge der Keller, in denen wohl früher Bier oder Vorräte gelagert wurden, sehen nicht ganz so gemütlich aus, wie eine ordentliche Hobbithöhle. Näher liegt die Vorstellung, dass da im Dunkel Orks und Trolle hausen. In Wahrheit sind sie ideale Winterquartiere für Fledermäuse und Amphibien. Daher sind sie mit Querstangen versperrt, damit die Tiere gut hinein und heraus können, aber nicht gestört werden.

"1926 wurde hier zum letzten Mal noch die Kleine Hufeisennase nachgewiesen", erklärt Frank Reißenweber. Heute finden Gerhard Hübner und Dagmar Papadopoulus von der Fledermausgruppe im Landesbund für Vogelschutz (LBV) diese selten gewordene Art nicht mehr in den Kellern. Bei regelmäßigen Kontrollen stoßen sie aber auf Großes Mausohr, Mops-, Bechstein-, Fransen- und Wasserfledermaus. Auch Graues und Braunes Langohr ziehen hier im Winter gern ein.

Wald als Revier

Jetzt, im Sommer, halten sich die Flatterer lieber draußen im Wald auf, wo sie auch jagen. "Dafür wurden etwa ein Duzend Nistkästen aufgehängt, die auch angenommen werden", erklärt Frank Reißenweber. Kleine Fledermausarten sind mit einem Spalt in der Borke alter Baumstämme zufrieden oder nutzen kleine Baumhöhlen, die vielleicht von Spechten angelegt wurden. All das gibt es hier reichlich. Alte Eichen und ungewöhnlich mächtige Hainbuchen fallen beim Spaziergang durch den Hangwald auf. Dass sich schon hin und wieder menschliche Besucher hier sehen lassen, zeigt ein einigermaßen ausgetretener Trampelpfad. Dass Tiere hier ihre Ruhe haben, lässt sich vermuten, denn eine Rehgeiß, die mit ihrem Kitz im Graben unterwegs ist, schaut sich die Eindringlinge nur kurz an und zieht dann ohne große Eile weiter.

Einer der Keller, dessen Eingang eingebrochen war, wurde im vergangenen Jahr als Maßnahme des Landschaftspflegeverbandes Coburger Land wieder freigelegt und mit einem gesicherten Eingang versehen. Aus gutem Grund. Die Fachleute haben Hoffnung, dass die Kleine Hufeisennase zurückkehren könnte. "Sie galt bei uns als ausgestorben. Aber jetzt breitet sie sich an einigen Standorten wieder aus", weiß Reißenweber. Naturschutz und mildere Winter kommen der Wärme liebenden Art zu Gute. Die Herrenkeller sollten ihr gefallen - wenn sie denn wirklich wieder einmal hier auftauchen sollte.

Ideale Kombination

Es ist die Kombination von Kellern für den Winter und Auwald für den Sommer, die den Wert dieses Fleckens für die Fledermäuse ausmacht. "Jetzt ist wenig Wasser im Bach, aber der Graben wird oft richtig überschwemmt", weiß der Biologe. Sumpf und nahe gelegene Pferdeweiden sorgen für reichlich Insekten. Fledermäuse und Insektenfresser unter den Vögeln wissen diese Speisekammer zu schätzen.

Auf dem feuchten Boden fühlen sich Erdkröten, Gras- und Grünfrösche wohl, die zwischen Sumpfdotterblumen, Bitterem Schaumkraut, zurzeit rot leuchtendem Aronstab und Sumpfpippau herumhüpfen und kriechen. "Es ist auch ein idealer Lebensraum für den Feuersalamander, aber den haben wir hier noch nicht gefunden", bedauert Reißenweber. Der Herrenkellergraben ist nicht besonders geschützt. Das ist auch nicht nötig. Denn Paragraf 30 Bundesnaturschutzgesetz schützt neben einer Reihe weiterer Biotope auch Sumpf-, Schlucht- und Auenwälder automatisch.

FFH-Gebiet

"Die Keller sind außerdem als Sammel-FFH-Gebiet mit dem Titel Fledermauskeller im Coburger Land erfasst und geschützt", erklärt Frank Reißenweber, der am Landratsamt Coburg für den Arten- und Biotopschutz zuständig ist. Mag es aus der Mode gekommen sein, Buchabenteuer mit dem Holzschwert in der Hand nachzuspielen, so gibt es doch auch heute noch Leute, die Orte wie die Herrenkeller aufsuchen. Geo-Cacher haben ihren Spaß daran, sich gegenseitig zu versteckten und interessanten Plätzen zu locken. Die Herrenkeller und ihr Graben bieten sich da geradezu ideal an.