"Die Nacht der Musicals" versetzte einmal mehr ein zahlreiches Coburger Publikum in Entzücken. Es gab eine tolle, glitzernde Show.
Auf fliegendem Teppich durch glitzernde Musical-Welten. Träumerisch von "Aladdin" aus tausendundeiner Nacht, aber dann auch bis zur deutschen Zeitgeschichte, zu Udo Lindenbergs Blick hinter den Horizont, der mal der Eiserne Vorhang mitten durch Deutschland war. Rasant, fetzig, eigentlich Schwindel erregend, wären da nicht immer wieder auch innige Bekenntnisse in höchsten Tönen. - Ach, es war wieder "Die Nacht der Musicals" im Coburger Kongresshaus.
Die in Bietigheim-Bissingen ansässige Veranstaltungsagentur ASA-Events zieht mit ihrem "Gala"-Konzept seit Jahrzehnten einen festen Publikumsstamm in ihren Bann. Im sehr gut besuchten Kongresshaus genossen die Coburger Besucher einmal mehr die mitreißend inszenierte Parade der Hits aus tausendundeinem Musical: Bei den Vampiren in "Totaler Finsternis" oder "Unstillbarer Gier", in der Savanne beim "König der Löwen", umweglos von da ins Boudoir von Sissi, die nur sich allein gehört, alles andere als erfroren vom Besuch bei der Schneekönigin dann versinkend in den "Memories" aus "Cats". Oder war es umgekehrt?
Im Auge des Tigers
Jedenfalls steigert die geschickte Dramaturgie dieser Gala den Taumel der Emotionen mehrmals auch in den rockigen Triumph. Ja, "Rock me Amadeus", meinetwegen auch im "Eye of the Tiger", wo ich wohlig das "Wahre Glück" empfange. Mit Udo Lindenberg "Bis ans Ende der Welt", och nöö, so weit muss das nicht gehen, aber seine blitzenden und donnernden E-Gitarren statt der Knarren, die nehm' ich gern.
Wieder ist es auch der gerade für begrenzte Bühnenmöglichkeiten geschickt konzipierte Rahmen, der das Gegensätzlichste in einen haltenden Zusammenhang bringt. Und das Publikum gewaltig hochpusht, vor den computergesteuerten Lichttafeln, die Gothic-Grusel ebenso herbei leuchten wie fließende abstrakte Stimmungsmuster. Mit peinlichen Kulissenschiebereien von früheren Tourneetheatern hat solch perfekte Show nichts mehr gemein.
Die Tanzeinlagen sind auf hohem technischen Niveau und befeuern stilecht die Szenerie, ob beim disco-zuckenden Abba-Medley, bei "Falco" oder champion-mäßig gerockt bei "Queen".
Hervorragende Sänger
Am Ende aber wäre das alles nichts, könnten die Veranstalter nicht auf einen Pool hervorragender Sänger zurückgreifen. Diesmal waren der voll tönende Bariton Robert Wagner dabei, der vielseitige Michael Ewig, der vielversprechende Florian Albers, noch Musikstudent, der als Frank N Furter den strapsig-hautnahen Kontakt zum Publikum nicht scheut, sowie die vor allem rockig sehr überzeugende Tamara Peters. Und stimmlich allen voran Nadja Plattner mit ihrer engelhaft klaren, koloratursicheren Stimme. Die kennen wir doch! Aber ja, die Österreicherin stand auch schon bei der Sommeroperette in Heldritt auf der Bühne.
Fassen wir zusammen, worum geht's denn alles in allem? "Somebody to love", was denn sonst. Die Musical-Hitparade hält sich nicht auf mit langwierigem Rumgeheule. Die gibt gleich alles und zwar sofort.
Es herrschte am Dienstag pure Begeisterung im Coburger Kongresshaus.