Das Therapiebecken im Klinikum kann seit Ende Juni nicht mehr genutzt werden. Für die Elternschule Coburg geht es um die Existenz.
Zunächst hieß es, es müsse nur ein Ersatzteil eingebaut werden. Nach einer Woche sollte das Therapiebecken im Klinikum
Coburg wieder zur Verfügung stehen. Doch aus einer Woche wurden über zwei Monate - und mittlerweile ist auch kein Ende in Sicht. Ganz im Gegenteil: Aus Kostengründen wird das Therapiebecken wohl auch künftig nicht mehr zur Verfügung stehen.
Für die Elternschule Coburg, in der Hebammen und Physiotherapeuten Baby-Schwimmkurse seit 18 Jahren anbieten, ist das ein unfassbarer Zustand. Allein 300 Kinder stehen auf der Warteliste. "Wir mussten alle Kurse stornieren", sagt Anna Burkon, Übungsleiterin für psychomotorische Frühförderung von Säuglingen im Wasser.
Gezieltes und altersgerechtes Wassertraining hat nachgewiesenermaßen einen positiven Einfluss auf die Entwicklung des Säuglinges. Ziel ist es, die Eigenständigkeit des Kindes zu fördern - das Kind in seiner Ganzheit und Eigenkompetenz wahr zu nehmen und hierin zu begleiten. Das Kind erhält Anregung und Impulse für seine motorische, sensorische und geistige Entwicklung. So vermittelt das Babyschwimmen dem Kind im besten Sinne ein Selbstbewusstsein im Umgang mit dem Element Wasser.
Die Elternschule in Coburg betreute etwa 90 Babys in der Woche beim Babyschwimmen. In den vergangenen 18 Jahren nutzten 4850 Teilnehmer, davon 90 Prozent Babys, zehn Prozent Aqua-Yoga, das Therapiebecken.
Bis vor ein paar Jahren zahlte die Elternschule auch eine Benutzungsgebühr ans Klinikum. Doch vor einigen Jahren entschied die damalige Klinikleitung darauf zu verzichten, da der Effekt fürs Klinikum sehr positiv sei. Die Besucher nutzten schließlich das Parkhaus und die Caféteria.
"Mittlerweile sieht man das offensichtlich anders", schätzt Anna Burkon. Obwohl die Elternschule ihre Angebote in Kooperation mit dem Klinikum anbietet, könne derzeit von keiner guten Zusammenarbeit gesprochen werden. "Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt - ohne Rücksicht auf die Mütter, die bereits einen Kurs gebucht hatten", bedauert die Übungsleiterin. Immerhin ist die Nachfrage so groß, und die Kurse so stark frequentiert, dass Interessierte sich mindestens drei Monate vorher anmelden müssen. Selbst ein Vorstoß der beiden Chefärzte Professor Johannes Kraft (Geriatrie) und Hermann Zoche (Frauenklinik) konnte die Krankenhaus-Direktorin Dagmar-Astrid Wagner nicht umstimmen. (Was die Krankenhaus-Direktorin auf Nachfrage dem Tageblatt erläuterte und warum es wohl kein Babyschwimmen mehr geben wird, lesen Sie
hier)
Auch die Geriatrie benötigt das hauseigene Schwimmbecken regelmäßig für verschiedene Therapieformen.
Für die freiberuflichen Hebammen, Physiotherapeuten und Übungsleiterinnen bedeutet die Schließung des Beckens einen nicht unerheblichen Einkommensverlust.
"Wir haben uns natürlich sofort um Ersatz gekümmert", erzählt Anna Burkon. Doch ein Schwimmbecken zu finden, sei gar nicht so einfach. Im Juli hatte das Aquaria keinerlei Kapazitäten frei. Schulen, Vereine und die VHS haben feste Zeiten gebucht, da musste Betriebsleiter Jörn Pakoßnick-Kirchner der Elternschule eine Absage erteilen.
Einzig das Schwimmbad in Rödental zeigte sich aufgeschlossen für die Notsituation und bot in den Ferien freie Stunden an. "Doch für viele Coburger Frauen ist selbst Rödental zu weit weg", sagt Anna Burkon. Es mussten Kursgebühren zurück erstattet werden. Aktuell laufen Gespräche mit dem Verein Hilfe für das behinderte Kind, da es in der Schule am Hofgarten ein Therapiebecken gibt. "Gerne würden wir dort Kontingente buchen", erläutert Anna Burkon.