Medi Bayreuth: Korner krempelt das Team um

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Der neue Bayreuther Trainer Raoul Korner will sich bei der Kaderzusammenstellung nicht hetzen lassen. "Wenn man Qualität möchte, muss man etwas Geduld haben", sagt er. Foto: Imago
Der neue Bayreuther Trainer Raoul Korner will sich bei der Kaderzusammenstellung nicht hetzen lassen. "Wenn man Qualität möchte, muss man etwas Geduld haben", sagt er.  Foto: Imago

Der neue Trainer von Medi Bayreuth krempelt den Kader um. Auf die Dienste von Travis Leslie, John Flowers und Daniel Mullings legt er keinen Wert mehr.

Raoul Korner weiß, wie wichtig eine gute Personalplanung im Spitzenbasketball ist. "Fehler im Sommer fallen einem im Winter auf den Kopf", sagt der 42-jährige künftige Trainer von Medi Bayreuth. Er arbeitete zuletzt drei Jahre beim Ligakonkurrent Basketball Löwen Braunschweig und löst bei den Wagnerstädtern Michael Koch ab, dessen Vertrag nicht verlängert wurde.

Korner, ein gebürtiger Österreicher, verrät im Interview, auf welche Spieler er in der kommenden Saison bauen wird. Dazu gehört nicht Malte Ziegenhagen, dessen Vertrag Medi Bayreuth nicht verlängert hat. Ziegenhagen kam in der abgelaufenen Saison bei den Wagnerstädtern nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers und Trainingspartners hinaus. In 20 Bundesliga-Spielen für Bayreuth spielte er im Schnitt nur sechs Minuten. Nun wechselt er in die 2. Liga zu den Chemnitz Niners.

Wie ist der aktuelle Stand im Hinblick auf die Zusammensetzung des neuen Teams?
Korner: Der erste und wichtigste Schritt ist immer die Verpflichtung der deutschen Spieler. Da hatten wir mit Basti Doreth, Andi Seiferth und Steve Wachalski ja schon ein exzellentes Gerüst, das nun um Robin Amaize erweitert wurde. Das sind vier starke Deutsche, die auf unterschiedlichen Positionen Akzente setzen können und werden. Ich denke, dass wir uns da vor niemandem verstecken müssen. Mit Moritz Trieb haben wir darüberhinaus noch einen Perspektivspieler verpflichtet, der das Training verstärken wird und seine Matchpraxis zunächst einmal in der Nachwuchs-Bundesliga und der Regionalliga sammeln wird. Beide Neuzugänge haben einen Drei-Jahres-Vertrag unterschrieben, was unser langfristiges Denken unterstreicht. Als nächsten Schritt werden wir die Ausländerpositionen zu besetzen. Hier habe ich sehr konkrete Vorstellungen und bereits einige Kandidaten auf jeder Position.

Wann kann man mit den nächsten Verpflichtungen rechnen? Bis wann wird die Mannschaft komplett sein?
Erfahrungsgemäß tut sich im Juni relativ wenig, da die meisten guten jungen Spieler zuerst den NBA-Draft und dann die Summer League abwarten wollen. Wenn man also Qualität möchte, muss man etwas Geduld haben. Auch sind die Preise der bereits Europa-erfahrenen Spieler derzeit noch relativ hoch. Ich setze mich daher nicht unter Zeitdruck, sondern warte lieber ein wenig länger, bevor wir einen Spieler verpflichten, von dem ich nicht hundertprozentig überzeugt bin. Ziel ist es ganz klar, zum Trainingsauftakt am 1. August das komplette Team beisammen zu haben. Noch wichtiger ist es mir jedoch, nicht mitten in der Saison einen Spieler austauschen zu müssen.

Welche Spieler aus dem letzten Kader werden nach Bayreuth zurückkehren?
Ganz offen gesagt - Travis Leslie, John Flowers und Daniel Mullings sind für mich aus unterschiedlichen Gründen kein Thema für die nächste Saison. Ich habe sehr konkrete Vorstellungen davon, was meine Spieler auf und abseits des Spielfeldes leisten müssen, und diese Anforderungen erfüllen alle drei nicht. Bei Ken Horton verhält es sich ein wenig anders, da ist eine Weiterverpflichtung durchaus nicht ausgeschlossen, allerdings muss er ins Gesamtkonzept passen. Und gerade auf den Innenpositionen müssen wir irgendwo physischer und defensiv stärker werden als im Vorjahr.

Werden noch weitere deutsche Spieler verpflichtet?
Wir suchen noch einen großen Doppellizenzspieler, der als fünfter Innenspieler den Trainingsbetrieb der Bundesliga-Mannschaft unterstützt und die Regionalligamannschaft qualitativ aufwertet. Außerdem werde ich Marius Adler aus dem Nachwuchs in die Vorbereitung der Bundesliga-Mannschaft integrieren - auch als Signal an alle jungen Spieler: Wer sich durch Leistung und Einsatz aufdrängt, dem stehen die Türen zum Bundesliga-Kader offen.

Planen Sie, mit fünf oder sechs Kontingentspielern in die Saison zu starten?
Da will ich mich noch nicht festlegen. Derzeit tendiere ich dazu, mit fünf ausländischen Spielern zu starten, um dann im weiteren Verlauf zu sehen, ob und wo wir uns noch verstärken müssen. Die Qualität der Deutschen dafür hätten wir. Auf der anderen Seite muss ich auch ein Auge auf die Trainingsqualität legen. Da wir aus den eigenen Reihen leider noch nicht die Fülle an Spielern haben, die uns eine gewisse Qualität im täglichen Training geben können, könnte das letztendlich für mich ein Argument sein, das Kontingent von Beginn an auszuschöpfen.

Nach welchen Kriterien gehen Sie bei der Spielerauswahl vor?
Zunächst fertige ich für jeden gesuchten Spieler ein ganz detailliertes Spielerprofil an, was er können muss und was nicht. Wenn ein Spieler in das sportliche Profil passt, heißt das aber noch lange nicht, dass er für mich in Frage kommt, denn auch charakterlich stelle ich sehr hohe Anforderungen an meine Spieler. Erst wenn alle Aspekte passen, ist ein Spieler für mich ein ernsthafter Kandidat. Dann muss man natürlich auch noch preislich zusammen kommen. All das herauszufinden, bedeutet jede Menge Arbeit. Aber Fehler, die man als Coach im Sommer macht, fallen einem spätestens im Winter auf den Kopf und sind meist nicht mehr zu korrigieren. Jedenfalls habe ich bisher immer gute Erfahrungen damit gemacht, viel Zeit und Energie in das Rekrutieren im Sommer zu stecken.