Paukenschlag in Oberfranken: Unternehmen muss Betrieb sofort einstellen - "traurige Nachricht"

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Jähes Aus für eine Firma in Oberfranken: Das insolvente Unternehmen muss aufgeben. Besonders bitter: Die Mitarbeiter erfuhren erst am Mittwoch, dass der Betrieb noch in dieser Woche eingestellt wird.

Oberfrankens Industrie schwächelt. Der Coburger Maschinenbauer Waldrich hat einen Stellenabbau angekündigt. Die Verantwortlichen sehen die Produktion "made in Germany" in Gefahr. Der Thurnauer Metallbauer Fit4U musste unlängst sogar Insolvenz anmelden. Dennoch gibt es Hoffnung auf ein Fortbestehen der Firma. Keine Zuversicht hegt man indessen bei der angeschlagenen SDV Winter GmbH in Weidenberg im Landkreis Bayreuth. Das in der Druck- und Marketingbranche tätige Unternehmen stellt seinen Geschäftsbetrieb dauerhaft ein.

Rund 91 Mitarbeiter sind von der Schließung betroffen. Die wirtschaftliche Talfahrt ist laut Schilderung der zuständigen Sanierungskanzlei auf schwierige Marktbedingungen wie Überkapazitäten und intensiven Preiswettbewerb zurückzuführen. Diese habe das Unternehmen trotz moderner Ausstattung und qualifizierter Mitarbeiter nicht kompensieren können. Versuche, den Betrieb in Oberfranken an einen Investor zu verkaufen, scheiterten, da der letzte Interessent sein Angebot zurückzog.  Am Freitag (28. Februar 2025) wurde das Insolvenzverfahren eröffnet.

SDV Winter GmbH in Weidenberg: Mitarbeiter erfuhren erst diese Woche von Betriebseinstellung

Neben dem Weidenberger Betrieb ist auch die Firma DV Direct World in Dresden vom Aus betroffen. Für die Verwaltung und Abwicklung des Verfahrens ist die Kanzlei BBL verantwortlich. Der bislang vollumfänglich fortgeführte Geschäftsbetrieb der insolventen SDV Unternehmensgruppe muss eingestellt werden, wie die Insolvenzverwalter der beiden produzierenden Betriebe der Gruppe am Mittwoch (26. Februar 2025) den jeweiligen Belegschaften mitteilten.

Bis Ende März werde die SDV Direct World in Dresden, die zuletzt 109 Mitarbeiter beschäftigte, mithilfe einer reduzierten Mannschaft noch die letzten Aufträge abarbeiten, geht aus einer Mitteilung der Kanzlei hervor. Die SDV Winter in Weidenberg bei Bayreuth mit ihren verbliebenen 91 Angestellten wird bereits Ende dieser Woche den Betrieb einstellen, heißt es dort. In der Holding, in der aktuell noch 13 Beschäftigte tätig sind, werden laut Kanzlei einige Mitarbeiter in den kommenden Wochen noch Abwicklungsarbeiten erledigen. Parallel beginne der Verwertungsprozess.

Aufseiten der zwei Firmenschwestern in Weidenberg und Dresden herrschte bis vor wenigen Tagen offenkundig weiterhin Zuversicht, was eine Rettung anbelangte. "Bis Ende letzter Woche bestand noch Hoffnung, die beiden operativen Gesellschaften im Rahmen einer Doppellösung an einen Investor aus der Branche zu verkaufen, leider ist auch dieser letzte verbliebene Interessent Anfang dieser Woche abgesprungen", wird BBL-Partner Christian Heintze, vorläufiger Insolvenzverwalter der SDV Winter GmbH, zitiert.

"Keine Alternative zur Betriebsschließung" - Ansprache von 114 potenziellen Investoren erfolglos

"Damit bleibt uns keine Alternative zur Betriebsschließung", ergänzt Heintzes Kollege Heiko Schaefer, vorläufiger Insolvenzverwalter der SDV Direct World in Dresden. "Für die Mitarbeiter war das natürlich eine traurige Nachricht und wir bedauern das sehr, zumal die Mannschaft bis zuletzt sehr engagiert mitgearbeitet hat." Man habe auch nichts unversucht gelassen.

Laut Eigenaussage hatten die von BBL beauftragten Berater in den vergangenen Monaten insgesamt 114 potenzielle Käufer aus der Branche sowie Finanzinvestoren angesprochen. Mit sieben Interessenten aus dem In- und Ausland habe es Gespräche gegeben, mit drei von ihnen sei auch intensiv verhandelt worden. "Am Ende blieb nur ein potenzieller Käufer übrig, der zuletzt jedoch sein Angebot zurückzog", schildert Schaefer.

Laut Heintze ist insbesondere eine Ursache für die Entwicklung verantwortlich. "Obwohl das Unternehmen über moderne Maschinen und gute Mitarbeiter verfügt, hat es am Ende nicht gereicht, denn im Markt für Druckerzeugnisse gibt es offenkundig Überkapazitäten. Das zeigt auch der ruinöse Preiswettbewerb vor allem im Bereich der Massenproduktion", so Heintze.

Insolvenzverfahren für SDV-Firmen in Weidenberg und Dresden - "aggressiver Preiswettbewerb"

Am Freitag (28. Februar 2025) sollen die Insolvenzverfahren eröffnet werden. Bis einschließlich Donnerstag (27. Februar 2025) erhielten die Mitarbeiter Insolvenzgeld. Mit ihrer Unterstützung habe die Gruppe bestehende Aufträge in vollem Umfang abarbeiten und sogar einige neue Aufträge gewinnen können, heißt es von der Insolvenzkanzlei. Das Unternehmen mit Sitz in Dresden und Weidenberg ist laut BBL-Angaben Anbieter von Druckerzeugnissen "mit Fokus auf Dialogmarketing, Marketing Automation und Omnichannel".

Im letzten Geschäftsjahr wurde demnach ein Umsatz in Höhe von 36 Millionen Euro erzielt. Beschäftigt wurden zu diesem Zeitpunkt insgesamt rund 220 Mitarbeiter. "Hintergrund des Insolvenzantrags war die Krise der Druck- und Papierindustrie aufgrund der zunehmenden Digitalisierung sowie ein aggressiver Preiswettbewerb bei Druckerzeugnissen", berichtet die Kanzlei. 2024 seien zudem einige Insolvenzen von Kunden der Gruppe hinzugekommen. 

Erleichterung herrscht dagegen beim oberfränkischen Möbelhersteller Leuwico im Kreis Coburg. Nach monatelanger Suche wurde ein Investoren-Duo für die insolvente Traditionsfirma gefunden.

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