Am Mittwochmorgen wurde in Bayreuth der 39-jährige Dieter S. verhaftet. Er soll laut BKA für Putin spioniert - und Anschläge in Deutschland geplant haben. 2021 wurde in der Heinersreuther Wohnanlage, in der er lebte, ein totes Baby im Müll gefunden.
Es ist eine Geschichte wie aus einem Spionagethriller: Am Mittwoch wurden in Bayreuth zwei Männer von schwer bewaffneten Spezialeinheiten festgenommen. Laut dem Polizeipräsidium Oberfranken, das selbst nicht an der Aktion beteiligt war, waren hierbei das Bundes- und Landeskriminalamt sowie Kräfte der bayerischen Polizei mit Hunden im Einsatz.
Die zwei Deutschrussen sollen für den Kreml spioniert und mögliche Anschlagsziele in Deutschland ausgekundschaftet haben. Einer von ihnen: Dieter S. (39). Im Zuge der Verhaftungen kam es am Mittwoch auch zu einer Razzia an seinem Wohnort Heinersreuth (Kreis Bayreuth), wie ein Nachbar gegenüber inFranken.de bestätigt, der kurze Zeit später von der Durchsuchung erfuhr. In derselben Anlage trug sich 2021 auch ein grausamer Babymord zu.
"Vielleicht fühlte er sich dadurch sicher": Nachbar von Dieter S. aus Heinersreuth berichtet
Die Durchsuchung und die Festnahme machen dem Nachbar von Dieter S. Sorgen, wie er gegenüber inFranken.de schildert. "Es fühlt sich nicht besonders gut an, die Leute sind ja offenbar gefährlich", sagt er. Das Haus sei "vor etwa 20 Jahren ausschließlich für deutsch-russische Aussiedler vorgesehen" gewesen. Die Anlage bestehe aus relativ kleinen Wohnungen: "Es sind 45 Einheiten. Es ist sehr anonym, da geht es rein und raus. Vielleicht fühlte er sich dadurch sicher", mutmaßt der Nachbar des Verdächtigen. Den mutmaßlichen Russen-Spion habe er nie persönlich getroffen. Der Justiz scheint Dieter S. zumindest nicht unbekannt zu sein.
"Ich hatte vor etwa einem Monat aber versehentlich von ihm Post bekommen. Absender war das Amtsgericht. Ich habe ihm den Brief dann in den Briefkasten geworfen", erklärt der Heinersreuther. Bei anderen Einwohnern des Orts, die unsere Redaktion erreichen konnte, war Dieter S. offenbar ebenfalls kein bekanntes Gesicht. "Ich kenne den Mann nicht", erklärt etwa ein Händler auf Nachfrage von inFranken.de. Die Wohnanlage hingegen erlangte bereits 2021 traurige Berühmtheit, weil hier ein totes Baby in einem Müllcontainer entdeckt worden war.
Im April 2022 wurde die 19-jährige Mutter des Neugeborenen zu einer Jugendstrafe von fünf Jahren und 9 Monaten Gefängnis verurteilt. Die junge Frau hatte - so sagte sie damals vor Gericht - ihre Schwangerschaft vor Verwandten und ihrem Freund geheim gehalten. Ebenfalls hinter Gittern sitzt nun Dieter S. - allerdings noch in Untersuchungshaft. Er soll nicht nur Sabotageaktionen gegen Militär-Einrichtungen geplant haben, sondern zwischen 2014 und 2016 auch für russische Separatisten in der Ostukraine gekämpft haben. Auch sein mutmaßlicher Komplize, Alexander J., wohnte und arbeitete zuletzt allerdings im Raum Bayreuth. Die Region steht beim Thema russischer Spionage jetzt stark im Fokus der höchsten Ermittler des Landes. Weitere Nachrichten aus Bayreuth und Umgebung findet ihr hier.