Der BRK-Kreisverband Bayreuth befürchtet einen zeitnahen Zusammenbruch der Versorgung durch Rettungskräfte in der Region. Es handle sich um eine für die Bevölkerung "gefährliche Situation", heißt es.
- Bayreuth: BRK sieht "erschreckend zugespitzte" Lage im Gesundheitswesen
- "Fehlen für mehrere Stunden": Über lange Zeiträume kein Rettungswagen verfügbar
- "Situation droht zu kippen": Baldiger Zusammenbruch der Versorgung prophezeit
- Heftige Kritik an bayerischer Politik - "im Vergleich mit anderen Bundesländern"
Der BRK-Kreisverband Bayreuth befürchtet einen zeitnahen Zusammenbruch des Gesundheitswesens in seinem Zuständigkeitsbereich. Das hat das BRK in einer Pressemitteilung bekannt gegeben. Darin schildern verschiedene Verantwortliche des Roten Kreuzes eine extrem dramatische Lage bei der Versorgung anhand verschiedener Beispiele. Neben unterschiedlichen deutschlandweiten Faktoren verursachen die Strukturen in Bayern demnach nochmals größere Probleme als in anderen Bundesländern, wie es heißt.
Lage im Gesundheitswesen seit Pandemie "erheblich zugespitzt" - BRK muss Einrichtungen schließen
Wie die gleich hohe Nachfrage nach stationären Pflegeplätzen in den beiden Pflegeeinrichtungen des BRK-Kreisverbandes Bayreuth, treffe auch die Anfrage nach ambulanter Versorgung auf eine "äußerst angespannte Personaldecke". So kämpfe die Belegschaft im Pflegeheim am Altstadtpark in Bayreuth gerade mit einem Corona-Ausbruch. "Dieser hat zur Folge, dass eine Vielzahl an Bewohnerinnen und Bewohner, sowie Mitarbeitende erkrankt sind und die Arbeitsbelastung für das noch im Dienst befindliche Personal enorm gestiegen ist", heißt es in der Mitteilung. Nur "mit großem Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und äußerster Anstrengung" gelinge es noch, die Versorgung der Bewohner und Bewohnerinnen aufrechtzuerhalten.
"Das reibungslose Zusammenspiel der verschiedenen Sektoren im Gesundheitswesen ist nunmehr in Summe an die Grenzen des Systems gelangt - der Kollaps droht", so das BRK Bayreuth. Bereits im Juni 2022 habe man die Sozialstation in Pegnitz aufgrund von fehlendem Personal schließen müssen - 2021 das Pflegezentrum in Kreuz. Die Lage habe sich seitdem "erschreckend zugespitzt" - wichtige Angebote fehlten in der Region. Auch die Lage in der Notfallrettung werde immer dramatischer. Denn dieser Versorgungsbereich sei eng verknüpft mit der ambulanten und stationären Pflege in der Region.
Der Leiter der Integrierten Leitstelle Bayreuth/Kulmbach, Christopher Häfner, berichtet in der Mitteilung, dass die Suche nach geeigneten Unterbringungen "längst nicht mehr nur auf die Region beschränkt" sei. So habe man etwa Patienten mit einem Herzinfarkt aus dem Landkreis Bayreuth "bereits zu hundert Kilometer entfernten Kliniken in benachbarten Landkreisen und Städte anderer Regierungsbezirke" bringen müssen. "Die Folge, der für diesen überörtlichen Einsatz abgeordnete Rettungstransportwagen und der Notarzt fehlen für mehrere Stunden für die Versorgung der Bevölkerung vor Ort. Glücklichen Umständen geschuldet, ist bis dato dadurch kein Patient zu Schaden gekommen", so das BRK.
"Rollende Lawine": Bayreuther BRK berichtet von hoher Abbruchquote bei medizinischen Ausbildungen
"Die Situation in unserer Region droht zu kippen", konstatiert der Verband. "Die Übersicht der Betten- und Versorgungskapazitäten auf den Bildschirmen der Disponenten in der Bayreuther Leitstelle zeigen nahezu täglich rote Ampeln, als Anzeige für fehlende klinische Ressourcen." Grund sei auch hier der Personalmangel. Hinzu komme "ein kontinuierlicher Anstieg des Einsatzaufkommens im Rettungsdienst". Bei vielen der hinzukommenden Einsätze handle es sich um sogenannte Bagatelleinsätze, im Fachjargon für "Einsätze ohne lebensbedrohliche Lage für den Patienten", berichtet Markus Ruckdeschel, Kreisgeschäftsführer.
Zu dem "bereits seit langem herrschendem Fach- und Arbeitskräftemangel im Gesundheitswesen", komme aktuell "auch noch ein erhöhter Krankenstand in den Belegschaften" hinzu. Aktuell sei es den an Corona erkrankten, aber symptomfreien Pflege- und Rettungskräften "trotz allem verwehrt, zum regelhaften Dienst zu erscheinen". Sie dürften ausschließlich bei Einsätzen mit nicht vulnerablen Personengruppen eingesetzt werden, heißt es - weshalb die Regelung "praktisch ins Leere" laufe. Zum Jahreswechsel stelle ein weiterer ambulanter Pflegedienst im Stadtgebiet Bayreuth seine Leistungen ein.