Auch im 107. Jahr die Krone der Manegenkunst

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Wer macht denn da den Easy Rider? Terrier Max reist huckepack auf einer kanadischen Mähnenrobbe durch die Manege von Circus Krone. Nur eine der vielen "tierischen" Showeinlagen im aktuellen Programm, mit dem das Unternehmen bis 16. Oktober in Bayreuth gastiert. Fotos: Jochen Nützel
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Kein Zirkus ohne Clownerie: Les Rossyann
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Ob Moonwalk oder Tango: Nichts bringt das Krone-Ballett aus dem Takt
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Elena Drogoleva
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Der BBC Bayreuth sollte sich ruhig mal diese beiden Mähnenrobben aus dem Stall von Petra und Roland Duss anschauen.
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Kätzchen macht Männchen: Die Löwendamen gehorchen aufs Wort.
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Löwchen, komm schmus' mit mir: Martin Lacey und einer seiner Stubentiger
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Fangprämie: die Flying Zunigas mit ihrer Trapeznummer
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Zucker für die Lieblinge: Jana Mandana und ihre Pferde
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Vom Vier- zum Zweibeiner
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Der hat wohl den Schuss nicht gehört!
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Fliegende Männer ohne tollkühne Kisten: die Anastasini-Brothers
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Orientalischer Kopfstand: Elefanten waren von Beginn an das Wahrzeichen von Krone
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Crazy Wilson holt Schwung
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Ein Wanderer zwischen der Schwerkraft
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Reich mir die Flosse, Genosse!
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Bis zu 18 Keulen fliegen bei den Krone-Jongleuren gleichzeitig
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Petra Duss wirft den Ring in die Manege
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Löwenbändiger Lacey
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Salto Mortale
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Ein Jubiläum feiert der Circus Krone nicht - und dennoch heißt das aktuelle Programm "Celebration". Es braucht gar keinen runden Geburtstag, um ein circensisches Fest der Extraklasse zu begehen, das noch bis zum 16. Oktober auf dem Bayreuther Volksfestplatz zu erleben ist.

150 Minuten, in denen sich das Auge nicht sattsehen kann: an pfeilschnellen Jonglagen, an Flugkünstlern knapp unterm Zelthimmel, an fauchenden Löwen - und an ihm: Crazy Wilson, dessen Vorname im wahrsten Wortsinn Programm ist. Denn Wilson Dominguez ist wirklich crazy, verrückt. Ein Grenzgänger zwischen Schwerkraft und Bodenhaftung. Sein Todesrad: eine rotierende Balancierstange im XXL-Format. Von außen wie von innen begehbar. Wenn Wilson sich selber anschubst, rotieren die Zuschauer unten am Rand der Manege. Immer schneller wird er, schließlich kann er nur noch mit Springen der Gravitation Paroli bieten. Er hüpft Seil bei voller Fahrt und wagt es als einziger Mensch der Welt, auf dieser Stahl gewordenen Unwucht auch noch einen Salto zu schlagen.

Der Mann mit der weißen Weste ist der absolute Höhepunkt eines an Sehenswürdigkeiten überbordenen Programms. Wenn sich zum Auftakt die Truppe Dalian als Schaukler-Truppe in steile Höhen katapultiert und nur dank einer Art Sonnensegel heil zu Boden gleitet, dann legt das die Messlatte hoch für alles, was danach an Menschen, Tieren und Sensationen folgt. Jana Mandana, Tochter von Christl Sembach-Krone, darf quasi als Hausherrin gleich mehrfach ins Sägemehl-bestreute Rund. Mal beweist sie ihr Geschick als Elefantendirigentin in einer "Orientalischen Fantasie", dann wieder wendet sie sich den Lieblingstieren ihrer Mutter zu: den Pferden. Es hat den Anschein, als ob circensische Dressur sich mit spanischer Hofreitschule paaren. Und selbst aus der bunten Kalahari-Mischung aus Zebras und Wüstenschiffen, den Kamelen, formiert sie eine Exotenschau voll Anmut und Grazie.

Vom Boden in die Luft und wieder zurück: Die Halswirbel und -muskeln der Zuschauer werden durchaus beansprucht. Etwa wenn die Flying Zunigas die hohe Kunst der Trapezkunst zelebrieren. Zurück am Boden wird es wild: Martin Lacey jr. bittet zum Tänzchen mit seinen Kätzchen. Die scheinbare Aggressivität, das Knurren und Schlagen mit der Tatze - antrainiert. In Wahrheit sind die Darsteller im umzäunten Rund handzahm, lassen sich Küsschen geben und bilden einen "lebenden Teppich" vor dem Briten. Der ist einer der höchstdekorierten seiner Zunft, hat goldenen und silbernen Clown vom Zirkusfestival in Monte Carlo in der Vitrine. Sein liebstes Schaustück aber ist weiß, hört auf den Namen King Tonga - und ist einer von nur 37 weißen Löwen, die es laut Lacey weltweit gibt. Im Glitzerlicht thront er auf einer Discokugel. Allein von der Optik eine Besonderheit, ohne dass er Kunststücke machen muss.

Glitzernd sind auch die Hauptutensilien von Elena Drogoleva und ihren Gentlemen: silbrige Keulen. Rasend schnell mit Auge und Händen, ist die fünfköpfige Jongleurtruppe eine der besonderen Attraktionen, mit denen Krone derzeit aufwartet. Ob alle in einer Reihe liegen, hintereinander stehen oder in verschiedenen Höhen auf Podesten platziert: Die russische Artistin, die bei jedem Marlene-Dietrich-Ähnlichkeitswettbewerb wohl gute Siegchancen hätte, und ihre Mitwerfer haben alle Hände voll zu tun und berauschen mit einer Show, für die man gern eine Fangprämie zahlt.

Die 54 Artisten aus 14 Ländern sind eingebunden in ein Programm, das hohen Varieté-Charakter hat. Das Zirkus-Ballett tanzt Tango, kommt als Märchenfiguren aus 1001-Nacht und macht den Moonwalk zur Musik von Michael Jackson. Man merkt, dass hier ein Großer die Schritte der Tänzer lenkt: Gene Reed, Star-Choreograf aus den USA. Selbst diese vermeintlich kleinen Zwischensequenzen, die auch die Umbauphasen überbrücken, sind bei Circus Krone von höchster Qualität.

Die Vorstellungen finden werktags um 15.30 und 20 Uhr statt, am Sonntag, 14. Oktober, um 14 und 18 Uhr.