Zehntausende auf Schatzsuche

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Die Besucher des Antikmarktes konnten ihre mitgebrachten Schätze auch schätzen lassen. Fotos: Ronald Rinklef
Die Besucher des Antikmarktes konnten ihre mitgebrachten Schätze auch schätzen lassen. Fotos: Ronald Rinklef
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Der 18. Antik- und Trödelmarkt lockte Scharen von Schnäppchenjägern und Schaulustigen in die Innenstadt.

Die internationalen Händler von Antikem und Trödel sind allesamt Vollprofis. So waren die 460 Fieranten an 712 Ständen bestens gegen die angekündigten Regengüsse am Feiertag (3. Oktober Tag der Deutschen Einheit) gewappnet: Pavillon an Pavillon, Schirme an Schirme säumten die Wege quer durch die Innenstadt. Die mehr oder weniger wertvollen Waren trotzten so dem Wolkennass am Vormittag. Und auch die wahren Sammler und Schnäppchenjäger ließen sich nicht abhalten: "Schon morgens um sechs Uhr strichen die ersten Leute um die Händler herum", lachte Gisela Schlenker, Beirätin im veranstaltenden Bürgerverein Bamberg-Mitte und tatkräftige Helferin in der
Organisation des Antik- und Trödelmarktes.

Sie war auch der ruhende Pol am Informationsstand des Bürgervereins, zu dem die Marktbesucher mit ihren Fragen kamen: nach Toiletten, nach bestimmten Straßen, nach dem Kinderflohmarkt. Obendrein stand Gisela Schlenker im steten Austausch mit den etwa 60 Ehrenamtlichen in ihren gelben Signalwesten, ohne die der Antikmarkt nicht so reibungslos von statten gehen könnte. Schließlich waren es am sonnigeren Nachmittag Zehntausende, die sich durch die Fußgängerzone und die angrenzenden Straßen schoben. Der eine schleppte einen ergatterten Stuhl mit weidengeflochtener Sitzfläche, eine andere hantierte mit dem Zollstock an einer Weichholzkommode: "Passt die in mein Auto?" Ein Dritter freute sich über seinen ein Meter großen Engel, eine
Holzskulptur aus dem 18. Jahrhundert, von ursprünglich 1250 Euro heruntergehandelt auf 800 Euro.

Dafür, dass wirklich nur einwandfreie und mindestens 30 Jahre alte Ware angeboten wurde, sorgten die beiden Gutachter Siegfried Beil und Jürgen Löfke. Schon vor dem offiziellen Verkaufsstart um 9 Uhr warfen sie prüfende Blicke auf die Stände. Da entging den beiden Experten auch nicht, dass ein
Händler eine Tasse mit Hakenkreuz offerierte. Dieses verbotene Stück musste sofort entfernt werden.

Die Sachverständigen Beil und Löfke hatten überhaupt in der anberaumten Schätzstunde genug zu tun, um die von Besuchern angeschleppten Objekte gratis zu bewerten. Bilder, Münzen, Porzellan, Schmuck, Kerzenleuchter und allerlei Sammelsurium von Dachboden und Keller landete auf dem Tisch. Stolz präsentierte ein jüngerer Bamberger eine goldgerahmte Winterlandschaft. Gutachter Beil: "Stil um 1900, typisch östlich, sehr beliebtes Motiv, etwa 150 bis 250 Euro wert." Der Bildbesitzer gluckste fröhlich: "Ein Königreich für eine größere Wohnung in Bamberg, damit ich das auch aufhängen kann!"

Das passende Ambiente brauchen jedenfalls auch die Interessenten für die sakrale Kunst, die Händler und Restaurator Manfred Mangei aus Kirchdorf/Iller feilbot: die heilige Maria mit Jesuskind neben der Büste einer asiatischen weiblichen Gottheit, Johannes der Täufer neben Buddha, Putti und eine heilige Agnes aus dem 17. Jahrhundert. "Eine schönere Rückwand für meinen Stand kann es nicht geben!" schwärmte Händler Mangei über die Fassade der St. Martins-Kirche, vor der er sich breit gemacht hatte. Und er lobte das Publikum: "Sehr nett, international!" Da komme er
gern jedes Jahr auf's Neue zum Bamberger Antikmarkt.

Neu in diesem Jahr war, dass der Förderverein St. Martin für den Kinderflohmarkt verantwortlich zeichnete. Karl Kachelmann und Gaby Eberth hatten akribisch geplant und organisiert. Weitere Vereinsmitglieder und Ehrenamtliche der Pfarrei sorgten dafür, dass die Kinder ihre Gutscheine für
ein Getränk und Wienerle im Freiluft-Pfarrcafé einlösen konnten. Auch die erwachsenen Händler bekamen dort kostenlosen Kaffee - und vom Bürgerverein Bamberg-Mitte zwei Bamberger Hörnchen.

Erstmals blieb beim nunmehr 18. Antikmarkt das Stadtmarketing außen vor. Der Bürgerverein hatte ein eigenes Gastronomie-Konzept erstellt nach dem Motto "Klasse statt Masse". Mit dem erwünschten Effekt, dass die ortsansässigen Gasthäuser vom Besucherstrom profitierten.

Der gesamte Erlös des Antikmarktes kommt gemeinnützigen Projekten in Bamberg Mitte zugute. Welche es in diesem Jahr sein werden, soll in der nächsten Vorstandssitzung des Bürgervereins beschlossen werden.