Zecken haben Hochsaision in Franken: Das müssen Sie beachten

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Die kleinen Blutsauger haben gerade Hochsaison.Marijan Murat /dpa
Die kleinen Blutsauger haben gerade Hochsaison.Marijan Murat /dpa

Sobald es draußen wärmer wird, häufen sich die Zeckenvorkommen im Risikogebiet Unterfranken. Von der richtigen Entfernung bis zu entsprechenden Schutzmaßnahmen gibt es einiges zu beachten. Ganz wichtig: ruhig bleiben und die Stelle weiter beobachten.

So klein und doch so gefährlich: Sobald es draußen warm genug ist, machen sich Zecken auf die Suche nach einem Wirt. Ab einer Temperatur von acht Grad klettern die Spinnentiere von unten auf Mensch und Tier. Dabei halten sie sich am liebsten in Wäldern, hohem Gras, Gebüsch oder feuchtem Laub auf.

"Anders als viele Menschen glauben, lassen sich Zecken nicht von Bäumen fallen", erklärt Hans-Joachim Hawesch. Er ist Sachgebietsleiter Bildung im Regionalverband Unterfranken der Johanniter und koordiniert diese Aufgabe von Würzburg aus.

Viel Unsicherheit

Auch die Ausbildung von Ersthelfern oder Koordination von Sanitätsdiensten im Landkreis Haßberge gehören zu seinen Aufgaben. "Bei der Erste-Hilfe-Ausbildung gibt es oft hitzige Diskussionen zum Thema Zecken", weiß der gelernte Rettungsassistent. Vermutlich deshalb, weil es bei dem Thema viele Unsicherheiten gebe."Das Wichtigste ist, die Zecke zügig zu entfernen", betont Hawesch.

Wie, das sei jedem selbst überlassen. "Egal ob mit Zeckenkarte oder Pinzette: Man muss zwischen das Tier und die Haut kommen und die Zecke gerade herausziehen. Davor kein Öl oder Klebstoff auf die Zecke träufeln!", weiß Hawesch.

Ist das Spinnentier entfernt, rät Hawesch dazu, die Stelle - beispielsweise mit einem Kugelschreiber - einzukreisen und ein Foto zu machen. "Sollten sich Wochen später Flatschen bilden, weiß man, ob das auch die betroffende Stelle war", erklärt er.

Auch Dr. Astrid Hein aus dem Fachbereich für Gesundheitswesen des Landratsamts Bamberg hat in der warmen Jahreszeit zwangsläufig mit den Spinnentieren zu tun und beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wo sind Zecken-Risikogebiete in Franken? Laut Astrid Hein gibt es in ganz Franken Zecken, somit sei die gesamte Region ein einziges FSME-Risikogebiet. Ausgenommen ist hierbei lediglich der Landkreis Schweinfurt.

Wo befinden sich Zecken besonders häufig in der Natur? "Die in Deutschland am häufigsten vorkommende Zeckenart, die Ixodes-Zecke (auch gemeiner Holzbock genannt) kommt praktisch überall vor wo es Pflanzen gibt, auch in Gärten oder Parks", erklärt Hein. Weiter führt sie an, dass sich Zecken vor allem an besonders exponierten Stellen, wie an Grashalmen oder Gebüschen, aufhielten, und sich dann bei Kontakt mit Tier oder Mensch an diesen festklammerten. Die Ärztin stellt aber auch klar: "Zecken fallen nicht von Bäumen und können auch nicht springen." Meistens halten sich Zecken in einer Höhe von weniger als einem Meter auf.

Welche Krankheiten werden durch Zecken übertragen? "Zu den am häufigsten von Zecken übertragenen Infektionskrankheiten gehören in Deutschland die Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (kurz FSME)", erklärt Hein. Während Borreliose eine Bakterieninfektion ist und bundesweit vorkommt, handelt es sich bei FSME um eine Vireninfektion, welche hauptsächlich in Süddeutschland vorkommt.

Wie kann ich mich vor Zecken schützen? Um sich effektiv vor Zecken schützen zu können, empfiehlt die Ärztin bei Spaziergängen möglichst auf festen Wegen zu bleiben und den Hautkontakt zu bodennahen Pflanzen zu meiden. Weiter rät Hein: "Ziehen Sie sich und Ihrem Kind beim Aufenthalt in möglichen Zeckengebieten feste Schuhe an. Achten Sie auf helle Kleidung die den Körper so weit wie möglich bedeckt und auf der sich Zecken leicht auffinden lassen." Des Weiteren sei es der Ärztin zufolge wichtig, nach dem Aufenthalt in Zecken-Gebieten den Körper sorgfältig nach Zecken abzusuchen.

Gibt es Körperstellen, an welchen sich Zecken bevorzugt festbeißen?

Zecken befänden sich vor allem an geschützten Körperstellen. "Die bevorzugten Saugstellen sind am Kopf, Haaransatz, Hals, unter den Armen, zwischen den Beinen und in den Kniekehlen", erklärt Hein.

Wie entferne ich eine Zecke richtig? Um ein mögliches Infektionsrisiko zu minimieren rät Hein zur schnellstmöglichen Entfernung der Zecke. Hierbei sei es wichtig, die Zecke mit einem spitzen Entfernungsinstrument (wie einer Pinzette oder Zeckenkarte) nahe der Hautoberfläche an ihren Mundwerkzeugen zu greifen und sie langsam, gerade und ohne Drehbewegungen aus der Haut zu ziehen. Die Ärztin warnt: "Auf keinen Fall darf sie vor dem Entfernen mit Öl oder Klebstoff beträufelt werden. Dies würde das Tier unnötig reizen und könnte dazu führen, dass es seinen Speichel und somit mögliche Infektionserreger abgibt." Nach der Entfernung solle die Wunde sorgfältig desinfiziert werden.

Wann und für wen macht eine Impfung Sinn? Gegen die bakterielle Infektionskrankheit Borreliose gibt es keinen Impfschutz. Gegen die virale Infektion FSME hingegen schon. Hein empfiehlt unter Berufung auf die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Grundimmunisierung und Auffrischungsimpfung für Kinder und Erwachsene, die in FSME-Risikogebieten in Kontakt mit Zecken kommen können. Auch für Personen, die beruflich durch FSME gefährdet sind (Landwirte, Forstarbeiter), sowie für Reisen in FSME-Risikogebiete im In- und Ausland empfiehlt sich eine Impfung.

Wie lange hält die Impfung? "Zur Erreichung des vollen Impfschutzes sind in der Regel drei Impfungen notwendig", sagt Hein. Je nach verwendetem Impfstoff sei die Grundimmunisierung nach fünf bis zwölf Monaten abgeschlossen und der Impfschutz h ält dann mindestens drei Jahre lang. Eine Auffrischung ist empfohlen: "Für einen sicheren und aktuellen Impfschutz sollte die Grundimmunisierung komplettiert werden und empfohlene Auffrischimpfungen erfolgen", so Hein. Je nach Hersteller-Angaben seien unterschiedliche Zeiträume für Auffrischimpfungen empfohlen.