"Zweifle an Menschenverstand": Fränkische Tankstelle bleibt geschlossen - aus Solidarität mit Bauern

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Die Tankstelle in Zapfendorf bleibt am Montag (8. Januar 2024) geschlossen. Der Betreiber möchte dadurch seine Solidarität ausdrücken - gegenüber den protestierenden Landwirten, aber auch gegenüber dem "Mittelstand".

Die Tankstelle in Zapfendorf wird am nächsten Montag (8. Januar 2024) geschlossen bleiben. "Aus Solidarität zur heimischen Landwirtschaft", heißt es in den sozialen Medien. Doch nicht nur die protestierenden Bauern, die bereits im Dezember in Bamberg demonstrierten, werden damit angesprochen. "Co2-Steuer, Mauterhöhung sowie die Vernichtung des Mittelstandes betrifft uns alle", heißt es weiter. Der Geschäftsführer der Zapfendorfer BFT Tankstelle erklärt im Gespräch seine Beweggründe sowie die Hintergründe der Ankündigung. In unserem Live-Ticker könnt ihr alle aktuellen Entwicklungen der Bauernproteste in der Region nachlesen.

"Ich komme selbst ursprünglich aus der Landwirtschaft", erklärt Ralf Finkel, dem die Tankstelle gehört. "Mein Bruder betreibt bis heute den elterlichen Bauernhof." Vordergründig wolle er mit der Schließung der Tankstelle seine "Solidarität gegenüber den heimischen Landwirten" ausdrücken. "Die Bauern sind in letzter Konsequenz die Ernährer dieses Landes", sagt Finkel im Gespräch. "Und gerade diese Personengruppe ist bereits umfangreich belastet und reguliert."

"Leistungsträger dieser Gesellschaft": Tankstellenbetreiber setzt sich für Landwirte ein

Die Landwirte würden ein "unheimliches Engagement an den Tag legen", obwohl oder gerade weil sie durch ihre Arbeit "zeitlich und körperlich so belastet" seien. Für Finkel sind die Bauern "ganz klar die Leistungsträger dieser Gesellschaft." Ihm gehen die Regulierungen zu weit - genauso wie vielen anderen Menschen in Deutschland. Am Montag (8. Januar 2024) startet daher eine bundesweite Protestwoche. Ein Bamberger Landwirt kündigte schon Ende 2023 an: "Anfang Januar kommt der große Schlag."

Für Finkel hören die "massiven Probleme" in der Landwirtschaft allerdings nicht auf. "Darüber hinaus bin ich seit vielen Jahren selbstständig und finde, dass der Mittelstand in diesem Land überproportional belastet wird." Er meint damit hohe Inflationsraten, steigende Kosten, Steuern und Umlagen. "Zum Beispiel die, wie ich finde, willkürliche Co2-Bepreisung, steigende Mautgebühren oder nach wie vor hohen Energiepreise - für viele Betriebe ist das existenzbedrohend", sagt der Geschäftsführer.

Verursacht werde das, so Finkel, "durch eine völlig verfehlte Finanz-, Wirtschafts-, Energie- und Einwanderungspolitik. Diese ganzen Probleme, die nicht gelöst, sondern ständig verschlimmert werden." Dies führe in seinen Augen dazu, dass nun "die Leistungsträger dieses Landes immer mehr belastet werden, damit sich das System noch trägt." Er findet: "Der Staat hat kein Einnahmeproblem, sondern ein Ausgabenproblem."

Mittelstand kämpfe mit "denselben Problemen": Angst um die eigene Existenz

"Wenn der Staat feststellt, dass er zu viel Geld ausgibt, dann sollte er doch eher seine Subventionen überdenken - statt Bürger und Leistungsträger zu belasten, um noch mehr aus ihnen herauszupressen", findet der Geschäftsführer. Für Finkel geht es allerdings um mehr als das Prinzip. Er bezeichnet seine eigene Tankstelle als "politisch ungewollt" - Kraftstoffe aus erneuerbaren Energien seien "der Politik" mittlerweile "lieber". Allerdings sei seine Tankstelle auch die Existenz seines Sohnes, "davon lebt er". Sein Sohn Lars leite den Betrieb inzwischen, "und er wird das Geschäft übernehmen."

"Ich möchte auch dafür kämpfen, dass meinem Sohn sein Arbeitsplatz und seine Existenz lange erhalten bleiben." Im Vordergrund der Tankstellenschließung am Montag (8. Januar 2024) stehe jedoch nach wie vor die Solidarität mit der Landwirtschaft - "es sind nur fast eins zu eins dieselben Probleme, die auch die Gewerbetreibenden betrifft." Ein Bamberger Landwirt erklärte kürzlich im Gespräch, vor welchem Hintergrund die aktuellen Demonstrationen stehen. Finkel selbst werde am Montag (8. Januar 2024) ebenfalls demonstrieren gehen - zum Start der bundesweiten Protestwoche. Schon jetzt warnen zahlreiche Regionen vor Verkehrschaos - die Landwirte halten allerdings an ihren Plänen fest.

"Wo genau ich hingehe, weiß ich noch nicht. Es werden ja wirklich zahlreiche Veranstaltungen angeboten. Aber wenn am Montag der Betrieb zu ist, werde ich mich auf jeden Fall auch physisch beteiligen." Wer am Montag in Zapfendorf tanken will, kann dies im Übrigen trotzdem tun: "Eigentlich wollte ich ganz zu machen, aber einige Leute sind darauf angewiesen", sagt Finkel. Daher seien die Tankautomaten trotzdem geöffnet. In ganz Franken sind in der kommenden Woche Proteste geplant - in der gesamten Region kommt es zu zahlreichen Blockaden und Sperrungen, auch Autobahnen sind betroffen. Eine Übersicht mit Karte gibt es hier. Die neuesten Nachrichten aus Bamberg und der Region findest du in unserem Lokalressort.

Vorschaubild: © BFT Tankstelle Finkel