Der Gemeinderat Pettstadt hält mehrheitlich am Konzept für eine neue Wohnanlage im Ortszentrum fest. Die CSU-Fraktion scheitert mit dem Versuch einer Kursänderung. Beim geplanten Bürgerzentrum stellt sich unter anderem die Parkplatzfrage.
Die Pettstadter werden sich zu ihrem künftigen Bürgerzentrum, bestehend aus einer "Seniorenwohnanlage und einem Mehrzweckgebäude für Versammlung und Bibliothek", erst wieder äußern dürfen, wenn Gemeinderat, Landratsamt und Regierung eine von drei Planungsvarianten ausgesucht haben. Die CSU-Fraktion des Gemeinderates wollte es anders. Ihr Versuch, zumindest eine Bedarfserhebung für das in den Augen von Kritikern überdimensionierte Seniorenwohnheim durchzuführen, fand keine Mehrheit. Allerdings unterrichtete Bürgermeister Jochen Hack (FWG), dass die Zahl der Wohnungen in dem 65 Meter langen Gebäude mit drei Vollgeschossen von 24 auf 21 reduziert werden solle.
Eine Verhandlungsrunde mit Behörden und dem bereits auserkorenen Investor hatte zudem das Resultat, dass nach Planungsalternativen gesucht werden muss.
Den Standort des Bürgerzentrums, im "Hopfengarten" zwischen Haupt- und Fabrikstraße, habe die Bezirksregierung ausdrücklich begrüßt. Für Planungen und kommunale Maßnahmen winkten somit bis zu 60 Prozent staatlicher Förderung aus Mitteln der Stadtentwicklung, berichtete Hack. Klar wurde in der letzten Gemeinderatssitzung allerdings auch, dass es bei dem Wohnprojekt nicht etwa um eine Anlage für betreutes Wohnen oder gar um ein Pflegeheim geht. Man spricht besser von einer barrierefreien Eigentumswohnanlage. Wohnungseigentümer oder Mieter kann jeder werden, der genug Geld hat, um sich einzukaufen oder zu mieten. Es ist jedoch laut Bürgermeister Hack möglich, einen ambulanten Pflegedienst zu gewinnen, um die Hausbewohner im Bedarfsfall zu betreuen.
Nach Meinung von Stadtplaner Leonhard Valier ist eine Bedarfserhebung unter den jetzt über 60-jährigen Pettstadtern nicht zielführend.
Er kann bereits anhand der Einwohnerdaten und fundierten Bevölkerungsprognosen belegen, dass die Gemeinde bis 2025 zwischen 50 und 90 barrierefreie Wohnungen anbieten muss, um nicht einen Schwund an älteren Einwohnern zu erleben. Augenblicklich sei weniger als fünf Prozent des Wohnungsbestandes behindertengerecht. Die geplante Wohnanlage würde 30 bis 40 älteren oder behinderten Menschen ein Leben in Pettstadt ermöglichen. Wenn diese Bewohner ihre bisherigen Immobilien verkaufen oder ihre Wohnungen verlassen, zögen häufig junge Familien ein. Das wäre der gewünschte Effekt zum Erhalt der Infra- und der Bevölkerungsstruktur. Die Schaffung von seniorengerechten Wohnungen bezeichnete Valier als eine Zukunftsaufgabe jeder Gemeinde.
Vor allem Pettstadt sei gefordert, weil es laut der Modus-Studie des Landkreises bis zum Jahr 2033 mit seinem Seniorenanteil von 580 Einwohnern über 65 Jahre "leider Spitzenreiter" sein werde, betonte der Stadtplaner.
Die bedarfsgerechte Wohnanlage auf bisherigem Brachland in der Ortsmitte, wie auch das gesamte Konzept für das künftige Bürgerzentrum, würden von Landratsamt und Regierung grundsätzlich begrüßt. Die Bewohner könnten fußläufig alle wichtigen Ziele erreichen. Mit der Nähe zur Kindertagesstätte, zur Bibliothek und zum Jugendwohnheim ergebe sich zudem eine ansprechende Durchmischung.
Allerdings wünscht die Regierung zwei Planungsalternativen hinsichtlich der Struktur des Bürgerzentrums und der Anordnung der Gebäude, der Wegebeziehung und der Bereitstellung von Parkplätzen.
Bei 120 Besucherplätzen im Bürgerhaus stellt sich auch die Frage nach einer Tiefgarage. Bei alledem ist zu berücksichtigen, ob und wie weit der bisherige Investor der Wohnanlage mitzieht, da sie optisch und funktionell eingebunden werden soll. Für städtebaulichen Mehraufwand, etwa bei der Fassaden- oder Wegegestaltung, winkt ihm jedoch auch der Staatszuschuss.
"Zurück auf Null" stellte Valier beim Bürgerzentrum. Auf Frage von Michael Reichert (FWG) versicherten Bürgermeister Hack und Stadtplaner Valier, dass der Investor bereit sei, Änderungen zur städtebaulichen Optimierung mitzutragen.
Obwohl ihn der hohe Bedarf an seniorengerechten Wohnungen erschreckte, kann sich Manfred Dippacher (CSU) nicht vorstellen, dass künftig so viele ältere Ortsbewohner in einen solchen Neubau umziehen würden. Bislang seien die Senioren doch auch in ihren Wohnungen und Häusern zurecht gekommen, meinte Dippacher.
Wie viele der Betroffenen wirklich umziehen werden, lasse sich nicht vorhersagen, erklärte Bürgermeister Hack.
Bisher sei es allerdings auch üblich gewesen, dass die junge Generation am Ort oder in der Nähe geblieben sei. Heute seien die Älteren zunehmend allein auf sich gestellt. Die Wohnanlage zu besiedeln, ist im Übrigen Angelegenheit des Investors, gab Valier zu bedenken. Und gebaut werde frühestens, wenn die Hälfte der geplanten Wohnungen verkauft sei, ergänzte Jochen Hack.
Zu viele offene Fragen für die CSU Alexander Hummel begrüßte zwar das Verlangen nach Planungsalternativen fürs Bürgerzentrum. Aber was die Wohnanlage betrifft, sind für Hummel zu viele Fragen offen. Zum Beispiel der Bedarf an Pflege, die Zahl derer, die sich einkaufen wollen und demzufolge der Raumbedarf.
Die CSU möchte eine Anlage verwirklicht sehen, die am besten zu Pettstadt passe und die sicherstelle, dass die Mehrheit der Bewohner "Ur-Pettstadter" sind, gab Hummel zu verstehen. Gleichzeitig erklärte er Bereitschaft, an einem Fragebogen mitzuwirken, um den Bedarf zu erkunden. Auf diese Weise würde die Bevölkerung auch gezielt über das rund vier Millionen Euro verschlingende Projekt informiert, sagte Hummel. Andernfalls berate man nur mit den Vereinen die Gestaltung des Bürgerzentrums und lasse die Senioren außen vor. Für die baue man einen Wohnblock, wie es noch keinen in Pettstadt gebe.
Kritik an "Pettstadttümelei" "Mit einer Seniorenwohnanlage begeben wir uns auf eine Rutschpartie," warnte Gerhard Sterzer (SPD). Gleichzeitig kritisierte er die "Pettstadttümelei". Sterzer machte darauf aufmerksam, dass sich auf dem Pflegesektor momentan ein Überangebot
abzeichne. Einen Zuzug von Menschen gleich welchen Alters hält Michael Reichert für wünschenswert.
Den von Alexander Hummel genannten Wohnungskosten zwischen 250 000 und 300 000 Euro trat Bürgermeister Hack entgegen. Seines Wissens würden die größten Wohnungen (ca. 78 Quadratmeter) trotz der vorgesehenen Liftanlagen nicht mehr als 200 000 Euro kosten.
Die Erstellung von Alternativen für das Quartierskonzept wurde einstimmig gebilligt. Die von der CSU beantragte Bedarfserhebung wurde mit 4:9 Stimmen verworfen. Mit 6:7 abgelehnt wurde der CSU-Antrag, weitere Bauträger zu einer Konzeptanforderung für die Senioren-Wohnanlage einzuladen.