Die Polizei hat kürzlich verstärkt das Alkoholverbot in der Innenstadt durchgesetzt. Während Anwohnern die Aktion entgegenkommt, fühlen sich Betroffene willkürlich behandelt. Corona spielt eine Rolle.
Update: Bamberg macht jetzt ernst und grenzt Alkohol auf den Straßen ab 20 Uhr nun ein.
Wie schon unzählige Abende zuvor hat sich Stefan Lehner (Name geändert) am vergangenen Donnerstag mit Freunden in der Sandstraße getroffen. Die Gruppe holte sich ihr "Stehbier" je nach Geschmack im Schlenkerla oder im Alt Ringlein. Neben Dutzenden weiteren Gästen in der lauen Sommernacht haben sich die Freunde unterhalten, gescherzt und zugeprostet. Alles normal eigentlich. Nur ist im Corona-Jahr nichts normal.
"Gegen 22 Uhr kamen vier Polizisten und haben uns eingekesselt. Dann wurden unsere Personalien aufgenommen - mit dem Hinweis, dass wir das nächste Mal 150 Euro Bußgeld bezahlen müssen", erzählt Lehner. Die Gruppe habe sich extra weiter weggestellt, um den Mindestabstand zu anderen Menschen einhalten zu können. Auf die Fragen, warum kontrolliert werde und was mit den Daten geschehe, habe ein Polizist geantwortet: wegen des Alkoholverbots in der Innenstadt. Und man solle sich an die Stadt wenden. Lehner fühlt sich vor den Kopf gestoßen: "Wir haben ja auch Bier und Pfand bezahlt. Wenn das Trinken verboten ist, müsste man im Prinzip auch den Straßenverkauf verbieten." Ein Freund Lehners wandte sich mit einer E-Mail an die Stadt. "Ich fühle mich als unmündigen Bürger diffamiert und habe für solche Maßnahmen kein Verständnis", heißt es in der Nachricht. "Anders wäre es, wenn entsprechende Informationen besser zugänglich wären, diese klar kommuniziert werden und es Hinweise vor Ort gäbe."
Polizeisprecher Thomas Fischer bestätigt großangelegte Kontrollen am Donnerstag und Sonntag vor allem an den "Hotspots" Untere Brücke und Sandstraße. Mehrere Personen erhielten eine Belehrung über das Alkoholverbot inklusive Platzverweis. Bußgelder seien bisher nicht verhängt worden. Sollten die aufgenommenen Personen aber dort erneut mit Alkohol angetroffen werden, drohen Strafzahlungen in Höhe von rund 150 Euro. Auf die Personendaten hätte nur die Polizeiinspektion Bamberg-Stadt Zugriff. Sie würden nicht im Zentralcomputer gespeichert. Nach einigen Wochen würden sie gelöscht.
"Massive Bürgerbeschwerden"
Die Aktion begründet Fischer unter anderem mit "massiven Bürgerbeschwerden". Auch die Stadtverwaltung spricht von "stapelweise Beschwerden". Solche gehen auch bei unserer Zeitung vermehrt ein. Von zunehmender Lärmbelästigung teils bis fünf Uhr morgens spricht ein Anwohner. Er fügt hinzu, dass Abstandsregeln seit Wochen nicht eingehalten würden. "Ist Corona jetzt vorbei?", fragte sich Anwohnerin Hannelore Langer-Lausmann. Und schickte uns ein Foto von Menschenmassen in der Sandstraße.
"Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Deshalb kann man das Problem nicht getrennt von Corona betrachten", sagt Stadtsprecherin Ulrike Siebenhaar. Praktisch lassen sich Abstände zu Personen außerhalb der derzeit drei erlaubten Hausstände allerdings kaum kontrollieren, erklärt Thomas Fischer von der Polizei. "Die jungen Menschen leben teilweise zu acht in Wohngemeinschaften, Studenten sind oft nur bei ihren Eltern gemeldet, das können wir alles schwer überprüfen." So scheint die Berufung auf das Alkoholverbot eine willkommene Begründung, die Abstandsregeln durchzusetzen - Polizei und Stadt bestätigen dies so allerdings nicht.
Die Maßnahmen der Polizei sind völlig richtig. Es kann nicht sein, dass der öffentliche Raum als Kneipe missbraucht wird. Das Schlenkerla hat große Gasträume und einen Biergarten. Wenn diese voll sind, ist das ja sehr erfreulich für das Gasthaus, aber dann auf die Straße auszuweichen und Stehbier auszuschenken und dann auch noch zu behaupten, das sei eine alte Tradition, ist eine Frechheit. Man hätte das schon lange unterbinden sollen. Gleiches gilt für die Partys auf der Unteren Brücke. An das Abstandsgebot hält sich da keiner! Und auch zu Zeiten vor Corona war es immer sehr unangenehm, dort durchzulaufen. Das ist öffentlicher Raum und keine Kneipe.
Diejenigen, die sich hier auf "Kultur" und "Tradition" berufen, die waren alle noch flüssig oder sind mit der Rassel um den Chrtistbaum gelaufen, als wir hier schon was von Tradition und Kultur verstanden haben.
Warum sollen die Alteingesessenen die Stadt verlassen? Ja geht´s noch? Nur weil ein paar Unbelehrbare und "Krawallbrüder" meinen, regelmäßig die Stadt verwüsten und terrorisieren zu müssen?
Wenn ich mir anschau, was hier regelmäßig auf den Straßen und in den Grünanlagen hinterlassen wird, so kommt mir das Kotzen! Heiner und Kunni würden sich im Grab rumdrehen, wenn sie das mit ansehen müssten.
So, nun mal ernsthaft: das, was unsere "Jugend" hier abzieht, ist schon ein starkes Stück.
Wir sind früher auch in die Stadt oder auf den Keller gegangen, haben Bier getrunken und hatten Spaß, aber das, was jetzt hier auf unseren Straßen und Plätzen stattfindet, das gab es früher nicht. Wir sind auch groß geworden und hatten eine schöne Jugend.
Liebe Stadt Bamberg, spart euch die "Kästla" und "Kraasla" auf der Straße, es hält sich eh keiner dran, wie auf den Bahnhöfen mit den "gekennzeichneten Raucherbereichen". Wir haben Corona, und auch mich stört es, wenn ich nicht alles so machen kann, wie ich es von früher gewohnt bin, aber es ist halt nunmal so. Wer sich gegängelt fühlt, der kann sich gerne mit denen unterhalten, die Corona mitgemacht haben.
Wenn gutes Zureden nichts nützt, müssen halt Verbote kommen, und eine Konsequenz wäre dann, dass der "Straßenverkauf" eingestellt wird.