Es ist ein Hilfsmittel, mit dem die Stadt große Menschenansammlungen in der Innenstadt vermeiden will: Der Außer-Haus-Verkauf von Bier wird limitiert.
Im Kampf gegen das Corona-Virus ergreifen Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) und Bürgermeister Jonas Glüsenkamp (Grünes Bamberg) eine ungewöhnliche Maßnahme. Um die Ansteckungsgefahr durch große Menschenansammlungen zu verringern, soll ein Verbot des Außer-Haus-Verkaufs von alkoholischen Getränken erlassen werden.
Die Entwicklung der letzten Tage mit zahllosen Verstößen gegen die Hygiene- und Abstandsregelungen habe gezeigt, dass es nicht ausreiche, sich auf die Vernunft zu verlassen. Oberbürgermeister Andreas Starke: "Darüber dürfen wir nicht hinwegsehen. Der Verkauf von alkoholischen Getränken durch die Fenster der Lokale, die erheblichen Ruhestörungen an den Hot-Spots in der Altstadt sowie die großen Verunreinigungen durch Müll im gesamten Innenstadtbereich können wir nicht dulden." Bürgermeister Jonas Glüsenkamp sprach von vielen Beschwerden aus der Bürgerschaft und ernsten Hinweisen der Polizei, so dass dringender Handlungsbedarf besteht.
Regelung tritt schon am Wochenende in Kraft
Die Stadtverwaltung beabsichtigt daher, mit einer Allgemeinverfügung das Verbot des Außer-Haus-Verkaufs von alkoholischen Getränken durchzusetzen. Diese Regelung gilt schon ab dem morgigen Freitag, 3. Juli. Somit ist jetzt der Verkauf und die Abgabe von alkoholischen Getränken innerhalb des Geltungsbereichs der Allgemeinverfügung (Sandgebiet, Untere Brücke, Obere Brücke, Obstmarkt, Gabelmann) ab 20 Uhr von Freitag auf Samstag, Samstag auf Sonntag sowie vor einem gesetzlichen Feiertag untersagt. Ausgenommen ist der Ausschank von alkoholischen Getränken im konzessionierten Bereich von Gaststätten für den Verzehr an Ort und Stelle.
Anlass für diese "notwendige Entscheidung der Stadt" sei nicht nur die massive und hohe Besuchersituation im Sand, sondern vor allem die sich daraus ergebende Infektionsgefahr für die Bürgerschaft. Das Gesundheitsamt Bamberg hat angesichts der Lage in der Sandstraße Alarm geschlagen. So seien die gegenwärtigen Verhältnisse in keiner Weise vereinbar mit der geltenden Infektionsschutzverordnung. "Aus infektiologischer Sicht ist es dringend geboten, hier Abhilfe zu schaffen, um nicht Gefahr zu laufen, ein kaum zu kontrollierendes Ausbruchsgeschehen zu provozieren", erklärte der stellvertretende Leiter des Gesundheitsamtes, Lothar Riemer.
Er forderte die Stadt auf, "schnellstmöglich dafür zu sorgen, dass die Vorgaben auch auf der Unteren und Oberen Brücke sowie in der Sandstraße" eingehalten werden. Die Stadt sei gefordert, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, so die schriftliche Stellungnahme des Gesundheitsamtes Bamberg. In dieselbe Richtung argumentiert auch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege. Auch die Bayerische Staatsregierung befürwortet die konkreten Maßnahmen zur Verbesserung der Situation. Der Oberbürgermeister führte dazu ein ausführliches Gespräch mit dem Staatssekretär Gerhard Eck, nachdem die Zustände mit großen Menschenansammlungen in der Bamberger Altstadt auch vom Gesundheitsministerium wahrgenommen und kritisch gesehen werden.
Menschenansammlungen verringern
Mit diesem Schritt erwartet die Stadt eine deutliche Abschwächung von Menschenansammlungen, "die stark an die Sandkerwa erinnern", erklärte der zuständige Ordnungsreferent Christian Hinterstein. Parallel dazu will die Stadtverwaltung begleitende Maßnahmen ergreifen:
Mit dem Einsatz von Streetworkern will die Verwaltung beruhigend einwirken. Außerdem gibt es eine Informationskampagne in den Medien, um vor den Gefahren zu warnen und um Verständnis für das städtische Vorgehen zu werben. Auf Einladung des Oberbürgermeisters Andreas Starke fand bereits eine Besprechung im Bamberger Rathaus statt, um mit betroffenen Gastronomen, dem Hotel- und Gaststättenverband, dem Brauereivertreter sowie den Bürgervereinen und der IG InteresSand die Situation zu analysieren.
Schade.... und wieder geht ein Stück Lebensqualität verloren.
Für viele ist es einfach schön, auf der Unteren Brücke zusitzen und mit einem Bier in der Hand in den Sonnenuntergang zu schauen.
Vor dem Schlenkerla stehen am Wochenende eh nur Touristen, da es ja in jedem Reiseführer angeprießen wird, vor dem Schlenkerla ein Rauchbier zu trinken. Die Stadt Bamberg macht übrigens auch fleißig Werbung - Bierstadt Bamberg usw.
Die Problematik ist seit Jahren bekannt und jetzt wird einfach mal Corona vorgeschoben, ist ja schon wieder eine Lachnummer seitens der Stadtverwaltung.
Es wird eine Verlagerung an andere Plätze geben, denn die Leute wollen sich einfach treffen, quatschen, Bier trinken.
Das die Stadt die Müllproblematik nicht in den Griff bekommt ist mir ein Rätsel. In anderen Städten z.B. Würzburg oder Schweinfurt werden einfach größere Müllbehälter mit großen Einwurföffnungen aufgestellt und die Sache ist erledigt.
p.S. ich bin kein Brücken- oder Schlenkerla Trinker - ich fahr lieber mit mein Fahrrädla auf'm Keller und trink dort gemütlich im sitzen mei Seidla
Wie verschiedene Stimmen bereits angemerkt haben, der Anlass ist unsinnig. Nichtsdestotrotz ist allerhöchste Zeit, dem dissozialen und zunehmend barbarischen Treiben ein Ende zu bereiten.
Die an einem Ort vergrämten Steh- oder Brückenbiertrinker werden dann allerdings woanders aufschlagen, wo sie ihren Müll hinterlassen und lärmen. Das sind bereits jetzt Erbainsel, Schiffbauplatz und Theuerstadt.
Wenn auch dort "Bamberg ernst machen" würde, wäre das eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität.
Und nein, es ist keine Tradition, es ist kein Grundrecht und es betrifft nicht die Mehrheit der Bevölkerung. Vielmehr ist dies eine sich dissozial verhaltende Minderheit, die sich für eine Unart der letzten Jahre eine "Tradition" als Legitimation konstruiert.
Und wieso erst ab 20:00 Uhr?
Sehr gute Frage! Man kann hier Halbherzigkeit in der Ausführung unterstellen, weil man dem einen oder anderen Amigo nicht zu sehr schaden mag. Es kann auch Dummheit sein. Ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt.
Wenn schon das Alkoholverbot, das ja eigentlich schon seit Jahren in der Stadtordnung steht, streng durchgesetzt wird, muss meiner Meinung nach auch für eine ausreichende Beschilderung dieses Verbots gesorgt werden. Ich kenne massig Leute, die schon lange in Bamberg leben und noch nie von diesem Verbot gehört haben. Von den ganzen Studenten, die jährlich nach Bamberg ziehen mal abzusehen.