Die Bambergerin Susanne Wicht betreibt mit einem Team ehrenamtliche Wildtierhilfe am Stadtrand. Da wird gepäppelt und verarztet - und im besten Fall packen noch ein paar Menschen mit an.
Der Baum wurde gefällt - mitsamt den Eichhörnchenbabys obendrauf. Die Kleinen sind bei Susanne Wicht gelandet, genauso wie die Singdrosseln - "Katzenopfer", sagt die 47-Jährige. Die Singdrosseln wohnen mit Amseln zusammen, die bei Verkehrsunfällen verletzt wurden. Ebenfalls Mitglieder dieser Wohngemeinschaft sind ein paar Tauben, die der Sperber zwar erwischt, aber nicht getötet hat.
Susanne Wicht weiß um den schlechten Ruf der Vögel, die auch als "Ratten der Lüfte" verschrien sind. Aber sie nimmt sie auf. Der entscheidende Unterschied zu den anderen Bewohnern der Wildtier-Auffangstation: Die Tauben, teils flugunfähig, bleiben.
Für den Rest der tierischen WG an Bambergs Stadtrand heißt es: wohnen nur zur Zwischenmiete. Sobald Federvieh und Fellnasen fit sind, geht es zurück in die Natur. "Das ist unser Ziel: Die Tiere sollen wieder ausgewildert werden", sagt Wicht. 2014 haben sie und ihr achtköpfiges Helferteam ein Grundstück von der Stadt Bamberg gepachtet. Abgelegen, in einem Wäldchen. Wo genau, möchten die Ehrenamtlichen für sich behalten - um weder Nachbarn noch Tiere zu stören.
Publikumsverkehr soll es in der Auffangstation keinen geben. Schließlich leben dort Wildtiere, scheu und nervös. Außerdem ist nicht 24 Stunden am Tag jemand von den Betreuern "draußen". Susanne Wicht fürchtet um die Sicherheit ihrer Schützlinge, wenn bekannt würde, wo sich das Gelände genau befindet.
Auf dem Areal stehen mehrere Gartenhäuser und Volièren, neuestes Schmuckstück ist die schicke Eichhörnchen-Unterkunft aus Aluminium. "Die Volière hat 860 Euro gekostet, 500 davon haben zum Glück die Stadtwerke gespendet."
Rechnung für die Spenden
Spenden sind ein besonderes Thema für die Mitglieder der Wildtierhilfe. "Wir sind kein Verein, deswegen können wir keine Spendenquittung ausstellen", erläutert die Tierretterin. Das schrecke erfahrungsgemäß manchen möglichen Spender ab. Wichts Lösung: "Ich händige den Leuten immer die Rechnung aus für das, was wir gekauft haben. Und natürlich dürfen die Spender vorbeikommen und schauen."
Zum Beispiel, was im Kaninchenhaus so los ist. Die Mümmelmänner leben dort zusammen mit Amseln, Singdrosseln und ein paar Tauben. Außerdem flitzt dort ein interessierter Wachtel-Mann über den Boden. Vielleicht bekommt er ja bald noch weibliche Gesellschaft? Ein (Garten-)Haus weiter hat sich ein extrem scheues Feldhäschen in seine Box verkrümelt, als Susanne Wicht zwei neue Säcke mit Kaninchen-Einstreu vorbei trägt.
"Auch Sachspenden nehmen wir gerne", merkt sie an. Das kann das Einstreu sein, gerne auch Tauben- oder Igelfutter. Am besten einfach nachfragen - Kontaktdaten siehe Infobox. Genauso gern gesehen sind zusätzliche Helfer. In den Pflegestellen werden Tierbabys von Hand aufgezogen. Das heißt: nachts alle zwei Stunden aufstehen und füttern, meist die ersten vier Wochen lang. Viele Ehrenamtliche leisten das, obwohl sie im Berufsleben stehen.
Gleichzeitig sind auch handwerklich begabte Helfer gesucht. "Wir haben bereits einen Mann, der auf unserem Gelände sehr aktiv ist", sagt Susanne Wicht und lächelt. Über etwas Unterstützung würde er sich bestimmt freuen. Wichtig: Wer mitmachen möchte, sollte mindestens eine Saison dabeibleiben und nicht nach zwei Wochen keine Lust mehr haben
Engagement seit über 20 Jahren
Die Bambergerin selbst hat für ihr Engagement im Juni die Ehrenamtsauszeichnung "Bamberger Bürgernadel" erhalten. Seit über 20 Jahren ist sie im Tierschutz aktiv, seit 2013 besonders in der Wildtierhilfe - "weil diese eine extrem kleine Lobby haben", wie sie sagt. Im März ging es nun mit der Wildtier-Auffangstation los, die nach den Auflagen der Stadtverwaltung betrieben wird.
Über 30 Feldhasen, zwei Schwäne, etliche Vögel und Siebenschläfer haben die Tierfreunde bereits wieder in die Natur entlassen, nachdem sie aufgepäppelt waren.
Irgendwann wird auch an der Voliere von Bubi und Mädi, den zwei kleinen Eichhörnchen, die Türe offenbleiben, damit sie zurück in die Freiheit huschen können. Beim Fotografieren für die Zeitung mahnt Susanne Wicht noch: "Jetzt müssen wir wieder zumachen, sonst haun sie mir ab." Sind ja schließlich Wildtiere.
Wildtierhilfe-Kontakte:Bereitschaftstelefon Wer ein verletztes Wildtier findet, setzt dieses am besten vorsichtig in einen Karton mit Löchern und wählt folgende Nummern: 0176/5509067 (tagsüber) oder 0171/2708989 (nachts)
Internet Kontakt über die Homepage, die Facebook-Seite oder per E-Mail:
wildtierhilfe-bamberg@web.de