Ob das noch Zufall ist? Innerhalb von nur vier Wochen wurden bei Reckenneusig offenbar mehrere Jungtiere ausgesetzt. Die Anwohner haben für alle mittlerweile ein neues Zuhause organisiert.
Drei weit aufgerissene Augenpaare verfolgen misstrauisch das Treiben der Menschen. Was würde man ihnen dieses Mal antun? Ganz bestimmt nichts! Im Gegenteil. Ulrike und Udo Zeitler, Ilona Schlereth und Claudia Adolph sind froh, dass man die Katzenjungen hat retten können. Allerdings dürfte ihnen wohl derjenige, der die Tierbabys ausgesetzt hat, nicht in die Finger kommen.
Die Reckenneusiger haben sich noch einmal rund um den Ort versammelt, an dem die Katzenjungen vorbeigebracht bzw. in dessen Nähe sie entsorgt worden waren. Innerhalb von nur vier Wochen mindestens vier Jungkatzen, das kann kein Zufall sein.
Zufällig entdeckte Ortssprecher Udo Zeitler die letzten beiden Jungen: Vormittags saß er draußen, las den Fränkischen Tag und bemerkte ein Auto, das zum Parkplatz hinter der Kirche fuhr und wenig später wieder zurück. "Um die Zeit ungewöhnlich."
Noch ungewöhnlicher war es dann, als plötzlich eine winzige Katze zur Haustüre und eine weitere zur Garage gelaufen kam. "Sie waren total schüchtern." Schnell war der Familie klar, dass es sich wohl kaum um Ausreißer, sondern um Ausgesetzte handeln musste. Es dauerte, bis die verängstigten Jungen schließlich mit Hilfe der gesamten Familie eingefangen waren. Es waren sehr junge Tiere, die deswegen erst einmal zum Tierarzt gebracht werden mussten, erklären die Retter.
Noch einmal brisanter war der Fall der beiden anderen Katzenkinder, die vier Wochen zuvor bei Reckenneusig ausgesetzt worden waren: Oberhalb des Ortes und Richtung Dorgendorf gibt es einen Platz, an dem Johannisfeuer gehalten werden. Ganz in der Nähe befindet sich eine Scheune. Genau in der hörte Claudia Adolph Katzen miauen. Zunächst dachte sie sich nichts dabei, glaubte sie gehören dorthin. Als sich am zweiten Tag nichts geändert hatte, sah sie nach und nahm dann die total traumatisierten Tiere mit. "Zwei Tage waren sie in sengender Hitze", schildert sie empört.
200-Seelen-Ort
Am 200-Seelen-Ort Reckenneusig sind noch weitere Katzen zugelaufen. Die Gruppe um Ortssprechern Zeitler vermutet, dass es sich um weitere aus ausgesetzten Würfen handelt.
Da Familie Zeitler einen fast blinden Hund hat, kann sie "ihre" beiden Kätzchen - leider - nicht selbst behalten. Für eines, das mittlerweile den Namen Tiffany hat, konnte Ilona Schlereth aus der Nachbarschaft gewonnen werden. Für das zweite hat die Familie über eine Anzeige ein Zuhause gefunden. Das zeige: Es gibt wirklich keinen Grund, Tiere auszusetzen. Wenn man sich nicht traue, sie so beim Tierheim abzugeben, könne man ja immer noch behaupten, sie gefunden zu haben. Das sei immer noch wesentlich besser, als das, was den Kätzchen hier widerfahren sei, findet Claudia Adolph.
Mit seiner Anzeige habe er großen Erfolg gehabt, erwähnt der Ortssprecher. Es hätten sich viele tierliebe Menschen gemeldet, so dass es kein Problem war, "Mieze" unterzubringen. Für alle Fälle behält Zeitler die Liste der Anrufer, man könne ja nicht wissen. Auch sein Beispiel zeige, dass es Alternativen gebe.
Im Übrigen habe man den Fall von den bei Freudeneck - und damit gar nicht weit von Reckkenneusig - ausgesetzten 25 Meerschweinchen mit großem Interesse verfolgt. Und von der doch recht hohen Strafe - bis zu 25 000 Euro - erfahren, die einem drohen, wenn man beim Aussetzen von Tieren erwischt wird. Auf jeden Fall wird man rund um das Neubaugebiet "Berggasse" jetzt noch aufmerksamer sein. "Mich würde es ja nicht wundern, wenn als nächstes ein Baby ausgesetzt wird", zeigt sich Ilona Schlereth erbost über den Umgang von Menschen mit ihnen Anvertrauten.