Drei Monate vor den Wahlen sieht man vor allem Kanzlerin Merkel und Ministerpräsident Seehofer in den Flutgebieten. Peer Steinbrück sagt ausdrücklich, er wolle sich nicht am "Gummistiefel-Wettrennen" beteiligen. Doch diese Haltung hat schon Edmund Stoiber 2002 wichtige Stimmen gekostet.
Manchmal werden Wahlen in Gummistiefeln entschieden. Und so sieht man in diesen Tagen auch die Spitzenpolitiker dort, wo die nasse Not am größten ist. Kaum einer der keine "unbürokratische Hilfe" fordert oder verspricht. Doch es wäre ungerecht, das nur als Wahlkampf abzutun. Denn die Hochwassergeschädigten erwarten durchaus, dass man sie mit ihren Sorgen nicht allein lässt - aber auch mehr als wohlfeile Worte zu bieten hat.
In Zeiten des Unwetters punkten vor allem die, die in der Verantwortung stehen - denn sie können konkrete Hilfe versprechen und organisieren. Das wird auch von ihnen erwartet. So erlebte US-Präsident George W. Bush sein "Katrinagate", als er trotz der verheerenden Folgen des Hurricanes Katrina seinen Urlaub erst nach drei Tagen unterbrochen und auch danach nur wenig überzeugendes Krisenmanagement geboten hatte.
Stimmenverlust in den Fluten Den Herausforderern kommt eher die undankbare Rolle der Katastrophentouristen zu, die bestenfalls ein wenig Trost spenden. Insofern verwundert es kaum, dass im Hochwasser 2013 vor allem Kanzlerin Angela Merkel und der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer in den Überschwemmungsgebieten zu sehen sind. Der bayerische Herausforderer Christian Ude konnte immerhin von München aus Helfer in die Fluten schicken, Peer Steinbrück erklärte hingegen ganz deutlich, sich nicht am "Gummistiefel-Wettrennen" beteiligen zu wollen. Eben weil ihm das nur als purer Wahlkampf ausgelegt würde. Ein Fehler?
Viele denken zurück ins Jahr 2002, als Herausforderer Edmund Stoiber wenige Wochen vor der Wahl einen sicheren Sieben-Prozent-Vorsprung in den Umfragen verspielte. Denn plötzlich fing es zu regnen an wie lange nicht, und über große Teile Ostdeutschlands brach eine furchtbare Flutkatastrophe herein. Gerhard Schröder war da, sprach Menschen Mut zu, stand in Windjacke und Gummistiefeln auf den Deichen, versprach "schnelle und unbürokratische Hilfe" wie so viele vor und und nach ihm. Er brachte dann allerdings auch einiges an Hilfe auf den Weg. Viele Politikwissenschaftler und -berater sehen im Nachhinein die Flut (neben der Weigerung, sich am zweiten Irak-Krieg zu beteiligen) als entscheidend für den Ausgang der Bundestagswahl 2002 an.
Kommt die "schnelle Hilfe" bis zu den Wahlen an? 2013 ist das alles ein wenig anders, denn noch sind es drei Monate bis zu den Landtags- und Bundestagswahlen. Sicher werden in der Wahlwerbung von Merkel und Seehofer auch Gummistiefel vorkommen, doch ist der Eindruck der Hochwasser-Bilder dann nicht mehr so unmittelbar. Zugleich müssen sich die Amtsinhaber dann auch noch stärker an ihren Versprechen messen lassen - denn innerhalb von drei Monaten sollte echte "schnelle und unbürokratische Hilfe" durchaus greifen.