Während des Hirschaider Faschingsumzugs benötigte im Seniorenheim St. Vitus ein Schwerkranker dringend ärztlicher Hilfe. Der Arzt kam nicht durch.
Die nach Tausenden zählende Narrenschar, die Sonntagnachmittag den Ortskern von Hirschaid und die Straße nach Sassanfahrt bevölkerte, ahnte nichts davon, dass im Seniorenhaus St. Vitus am Main-Donau-Kanal ein ohnmächtig gewordener, betagter Patient dringend ärztlicher Hilfe bedurfte und der angeforderte Arzt etwa eine Stunde länger unterwegs war als er normalerweise gebraucht hätte.
Dr. Richard Barabasch vom örtlichen Medizinischen Versorgungszentrum blickt auf seine Odyssee mit unverhohlenem Ärger und einer Portion Unverständnis zurück. Zum Glück hat der Patient die Krise überstanden. Es konnte ihm noch rechtzeitig eine Infusion gelegt werden. Die erneute Einweisung in ein Krankenhaus, aus dem er erst wenige Tage zuvor entlassen worden war, wurde nicht nötig.
Richard Barabasch hatte am Wochenende Bereitschaftsdienst. Er wurde nach einem Patientenbesuch in Buttenheim von der Leitstelle des Kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes Bayreuth per Sofort-Einsatz ins Hirschaider Seniorenhaus St. Vitus beordert. Vom Personal war Hilfe für den besagten Patienten angefordert worden. Der Mediziner kam mit seinem Personenwagen bis zur Totalsperre auf der Maximilianstraße nach der Bahnunterführung. Zwei Feuerwehrleute stoppten den Arzt und beschieden: "In den nächsten eineinhalb Stunden können wir Sie nicht durchlassen!"
Zu diesem Zeitpunkt, kurz nach 14 Uhr, hatte sich in der Schultheißenbrandstraße der Faschingsumzug in Bewegung gesetzt. Der nahm seinen Weg durch die Nürnberger Straße über den Kirchplatz, die Luitpoldstraße und die Kanal- sowie die Regnitzbrücke nach Sassanfahrt und zurück zur Jahnhalle. Auf die Frage, wie er nun zu dem Seniorenheim in der Regnitzau gelangen könne, wussten die Feuerwehrleute keinen Rat, außer: "Über Strullendorf". Dieser Umweg ergab für den Arzt keinen Sinn. Ihm fiel ein, über Altendorf, Seußling und Sassanfahrt vom Westen her zum Einsatzort zu fahren. Aber: Bei der Sassanfahrter Kirche wartete die nächste Straßensperre: auch hier kein Durchkommen.
Mit Blaulicht und Sirene Positiv vermerkt Dr. Barabasch, dass hier ein Feuerwehrmann bereits von dem Zwangsstopp auf der Ostseite erfahren hatte und sich spontan entschloss, den Arzt mit dem Feuerwehrauto zu transportieren. Aber auch er musste über Seußling zurück, um auf den Fuß- und Radweg auf der Westseite der Großschifffahrtsstraße einbiegen zu können. Mit Blaulicht und Martinshorn bahnte sich der wackere Feuerwehrmann - mit dem Arzt auf dem Beifahrersitz - seinen Weg durch die Ausflügler. Mit gut einstündiger Verspätung wurde dem Ohnmächtigen schließlich Beistand geleistet.
Und nach der Versorgung des Patienten, knapp 30 Minuten später, wartete ein Fahrzeug der DLRG vor dem Seniorenheim, um Dr. Barabasch zurück zu seinem Auto zu fahren. An eine ähnliche Behinderung eines Einsatzes während jahrzehntelanger Tätigkeit kann sich der Arzt nicht erinnern.
Es grämt Dr. Barabasch, dass Feuerwehrleute eine Entscheidung treffen können, die für einen Schwerstkranen überlebenswichtig sein kann. Für die Feuerwehrleute, die auf der Maximilianstraße postiert waren, spielte es nämlich eine Rolle, ob der Arzt mit Blaulicht unterwegs war oder nicht. Bereitschaftsärzte, die im Auftrag der Kassenärztlichen Vereinigung unterwegs sind, verfügen über keine Sondersignale. Diesen Vorzug haben Notärzte, die über die Rettungsleitstelle eingesetzt werden.
Schnellere Hilfe wäre dem Patienten im Altenheim auf der Insel zwischen Kanal und Regnitz wahrscheinlich dann zuteil geworden, wenn der Notarzt über die Notrufnummer 112 angefordert worden wäre. Dann, so erfuhr der FT vom Hirschaider Feuerwehrkommandanten Matthias Behm, hätte die Anfahrt zwischen der Rettungsleitstelle Bamberg und den örtlichen Einsatzkräften der Feuerwehr koordiniert werden können. Die Feuerwehr kennt ein paar Schleichwege, über die man einen Rettungswagen zum Seniorenhaus hätte lotsen können. Für Behm glasklar: Durch die Menschenmenge hätte man auch ein Notarztfahrzeug mit Blaulicht nicht fahren lassen. Das wäre unverantwortlich, gibt Behm zu verstehen. Gleichzeitig beruhigt er: Selbstverständlich wäre bei einem Brand im Ortskern auch bei einem solchen Menschenauflauf ein Feuerwehreinsatz machbar. Es gäbe genug seitliche Anfahrtmöglichkeiten.
Standpunkt:
Nichts ist so gut, dass es nicht verbessert werden könnte. Getrost darf man der Hirschaider Feuerwehr unterstellen, dass sie alles erwogen hat, um selbst bei einer Menschenansammlung wie beim Faschingsumzug im Zentrum des Geschehens Hilfe leisten zu können. Dass aber der von Fluss und Kanal eingeschlossene Ortsteil Regnitzau bei einem Umzug von Hirschaid nach Sassanfahrt abgeschnitten ist, sollte neu bedacht werden.
Es muss möglich sein, dass während einer über einstündigen Veranstaltung auf diesem Straßenzug ein Notarzt auf schnellstem Weg einen Patienten im Seniorenhaus oder in einem der zahlreichen Wohnhäuser erreichen kann.
Freilich, nicht jede Komplikation lässt sich vorhersehen und ausschließen. Aber nun hat man ein neues Problem erkannt und sollte an seiner Lösung tüfteln. Es kann mal wieder ein Notarzt ohne Blaulicht von der "falschen" Seite kommen ... Werner Baier
.... vielleicht sollten Sie genauer nachdenken, welche Aussagen Sie (ungeprüft ?) übernehmen und wie Sie dies dann formulieren.
Feuerwehrleute treffen keine Entscheidungen, die für einen Schwerstkranken überlebenswichtig sein können. Basis des Handelns sind die einschlägigen Vorgaben, die gegebenen Tatsachen und gesunder Menschenverstand.
Einen solchen darf man auch Feuerwehrleuten im Einsatz getrost unterstellen.
Leider konnte dies auf keinen Fall unkommentiert stehenbleiben.
Die Leute, die nach Ihrer Aussage keinen Rat wußten.
Sehr geehrter Herr Baier,
lieber FT,
leider sehr unzureichend recherchiert. Die Darstellung leider einseitig und reißerisch!
Vielleicht solten Sie sich mal mit Leuten unterhalten, die an solchen Tagen die Arbeit machen?
Über das Verhalten des Arztes möchten wir an dieser Stelle kein Wort verlieren.
Übrigens:
Der Weg über Strullendorf ist in diesem Fall definitiv der kürzeste!
Soweit die Leute, die nach Ihrer Aussage keinen Rat wußten.
Grundsätzlich muss man beachten, dass der Arzt von dem hier gesprochen wurde kein Notarzt im Sinne "Blaulichtarzt" ist. Wir reden hier vom Bereitschaftsarzt, der als Vertreter des Hausarztes am Wochenende bzw. Feiertag unterwegs war. Also unterwegs bei -wenn richtig gemeldet und geschildert wurde- für nicht lebensbedrohliche Situationen. Wäre der Patient lebensbedrohlich erkrankt gewesen, hätte die Vermittlungsstelle der kassenärztlichen Vereinigung (NICHT Integrierte oder Rettungsleitstelle!!!) eben diese Einrichtung (Integrierte Leitstelle in Bamberg) informieren müssen. Dies wäre dann sicherlich auch anders behandelt worden!
Ich war rein zufällig als Buttenheimer neben den Feuerwehrmann gestanden, als über Funk dieses Problem erläutert wurde.
1. Es erging die klare Anweisung des Feuerwehrmannes über Strullendorf - Schleuse zum Altenheim zu fahren. Verzögerung maximal 15 Minuten - wenn man gut fährt.
2. Wenn irgendwelche Ortsfremde (selbsternannte?) Notärzte - ohne Ortskenntnisse unterwegs sind, muss mit Verzögerung gerechnet werden.
3. Der Faschingsumzug findet jedes Jahr statt. Die Rettungsleitstelle hätte das sicherlich gewusst.
Für den betroffenen Patienten tut es mir allerdings leid, dass durch gesetzliche oder kassenärzliche Sparmaßnahmen solche Situationen Auftauchen.
Wenn die ärztliche Hilfe so dringend benötigt worden ist, wäre nicht der Bereitsschatsdienst der kassenärztlichen Vereinigung sondern der Notarzt/öffentlich rechtliche Rettungsdienst zuständig gewesen.
Dieser hätte sowohl mit der integrierten Leitstelle als auch mit den eingesetzten Hilfskräften bereits auf der Anfahrt kommunizieren können, wodurch sich sicherlich die Zeit erheblich reduziert hätte.
Es stellt sich die Frage wo das Informationsdefizit liegt?
Beim Meldenden o. bei der kassenärztlichen Vereinigung die den Hilfesuchenden bei einer zeitkritischen Hilfe an die integrierte Leitstelle und den Notarzt hätte verweisen bzw. den Notruf hätte selbstständig weiterleitenmüssen.