Vier Teilprojekte sichern Brose genug Platz

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Luftbild: Ronald Rinklef
Luftbild: Ronald Rinklef

Die Ansiedlung des Automobilzulieferers Brose in Bamberg-Ost/Breitenau ist ein Groß- projekt für die Beteiligten. In Sachen Infrastrukturmaßnahmen wurde es nun in vier Teilbereiche mit eigenen Verantwortlichen gegliedert, um die einzelnen Projekte besser steuern zu können.

Am Ende waren alle irgendwie beruhigt. Konnte doch der Sachstandsbericht der Stadtverwaltung in der Sitzung des Finanzsenats manche Sorge der Mitglieder etwas lindern - beziehungsweise die anschließenden Diskussionen. So setzte sich Peter Röckelein (CSU) dafür ein, dass die Stadtverwaltung der Stiftung TSV Eintracht beratend zur Seite stehen möge. Peter Gack (GAL) forderte: "Priorität Eins muss sein, dass wir einen kampfmittelfreien Sonderlandeplatz haben!" Und Christina Keidel (Für Bamberg) äußerte die Hoffnung auf einen neuen Plärrer-Standort auf US-Gelände. Heinz Kuntke (SPD) rief schließlich dazu auf, "kein Hick-Hack zu veranstalten". So waren sich die Stadträte denn auch einig: Diskussion ja, aber keine "Rosinenpickerei", wie es Oberbürgermeister Starke (SPD) formulierte.

Die eizelnen Teilprojekte:

Sonderlandeplatz an der
Breitenau

Betreiber des Flugplatzes soll künftig die Stadtwerke Bamberg Verkehrs- und Park GmbH (STVP) sein. Es soll einen Dienstleistungsvertrag mit dem Aero-Club geben, der von den Stadtwerken mit der operativen Durchführung der Geschäfte beauftragt wird.

Mit der teilweisen Erdverlegung einer 110-Kilovolt-Leitung wird voraussichtlich im März begonnen. Der Vertrag zwischen der STVP und der Eon Netz GmbH als Eigentümerin der Leitung wurde bereits 2012 abgeschlossen. Die Baumaßnahmen sollen Ende September dieses Jahres beendet werden. Der Betrieb der Park-und-Ride-Anlage (P+R) während der Baumaßnahmen ist gesichert.

Für die Verbreiterung der Start- und Landebahn auf 23,5 Meter ist eine Bauzeit von etwa sechs Wochen angesetzt. Eine wesentliche Voraussetzung ist, dass eine luftfahrtrechtliche Genehmigung durch das Luftamt Nordbayern vorliegt, mit der bis Anfang April gerechnet wird. Diese wird nur erteilt, wenn ein Gutachter den betreffenden Flächen "Kampfmittelfreiheit" bescheinigt. Das Flugplatz-Areal wird nun auf Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg und Altlasten untersucht.

Parallel laufen die Erwerbsverhandlungen für das Flugplatzgelände zwischen der Stadt Bamberg und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima). Der Flugplatzbetrieb ist durch eine Nutzungsvereinbarung mit der Bima gesichert, zudem wird derzeit eine Investitionsvereinbarung ausgearbeitet, damit die Landebahn verbreitert werden kann.

Außerdem sind Investitionen für Tower, Betriebsgebäude und einen Zaun geplant. In Bezug auf den Tower wird 2013 noch nicht mit Baumaßnahmen gerechnet, Gleiches gilt für das Betriebsgebäude. Eine Einzäunung der Flugbetriebsflächen (Start- und Landebahn, Rollwege, Abstellplätze) wird aus Sicherheitsgründen als sinnvoll erachtet. Dies empfiehlt auch das Luftamt Nordbayern. Randflächen zum Ortsteil Kramersfeld wären nicht betroffen. Allerdings ist noch unklar, ob der Zugang zu bestimmten Teilflächen gesperrt werden muss, sollte der Kampfmittelgutachter dies empfehlen. Für konkrete Aussagen müssen die Untersuchungen abgewartet werden. Alle Maßnahmen müssen mit der Bima als Grundstückseigentümerin abgesprochen werden. Die Kosten für die Weiterentwicklung des Sonderlandeplatzes schätzt die Stadtverwaltung auf 6,5 Millionen Euro.


2. Verlagerung der P+R Anlage Breitenau

Im Zuge der Ansiedlung der Firma Brose wird der P+R-Standort aufgegeben. An der Kronacher Straße soll nach aktuellem Planungsstand eine Ersatzanlage mit knapp 400 Parkplätzen gebaut werden. Der Bauantrag für die neue Anlage wurde bereits eingereicht, mit der baurechtlichen Genehmigung rechnet die Stadt im März. Da die alte Anlage an der Breitenau noch bis 30. Juni zur Verfügung steht, soll die neue bis zu diesem Termin fertig sein. Auch sie soll an eine P+R-Buslinie angebunden werden.

Offen ist derzeit noch die Frage nach einer Förderung: Voraussetzung für einen Zuwendungsantrag ist eine Entwurfsplanung. Diese wurde zwischenzeitlich fertiggestellt und ein Förderantrag bei der Regierung von Oberfranken eingereicht. Prinzipiell wäre nach Aussage der Regierung eine Förderung in Höhe von insgesamt 55 Prozent aus zwei Programmen möglich. Allerdings: Möglicherweise wird die neue Anlage gar nicht gefördert, wenn nämlich der Fördermittelgeber diese als Ersatzmaßnahme für die vorzeitige Aufgabe der P+R-Anlage Breitenau wertet: Die Zuschüsse für die alte Anlage sind zweckgebunden. Aktuell sind noch etwa 2,2 Millionen Euro dem Parkhaus an der Breitenau zugeordnet. Die Verwaltung der Stadt Bamberg hat auf der Suche nach einer Lösung bereits Gespräche mit der Regierung von Oberfranken geführt. Eine mögliche Option wäre, die in der P+R-Anlage Breitenau gebundenen Fördermittel auf die neue P+R-Anlage an der Kronacher Straße zu übertragen und dafür auf die Förderung der neuen Anlage zu verzichten. Sollte das funktionieren, müssten bereits enthaltene Fördermittel wohl nicht zurückgezahlt werden.

Unabhängig davon hat die Stadt Bamberg mit der Firma Brose eine Vereinbarung getroffen, nach der am bisherigen Standort an der Breitenau auch künftig 160 öffentliche Stellplätze - zumindest mittelfristig - verfügbar sein werden. Sie können voraussichtlich ab Ende 2014 genutzt werden. Zu diesem Zeitpunkt soll der erste Bauabschnitt für das neue Kompetenzzentrum von Brose fertig sein.

Die Kosten für die Verlagerung der Anlage werden als Maßnahmen im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) verstanden. Sie werden deswegen im Wirtschaftsplan der zuständigen Stadtwerke Bamberg Verkehrs- und Park GmbH aufgeführt (STVP).


3. Verlegung des Plärrerplatzes

Der bisherige Standort an der Breitenau wird wegen der Unternehmensansiedlung von Brose verlegt. Der Frühjahrsplärrer 2013 kann nach den aktuellen Plänen noch am alten Ort stattfinden. Die Verwaltung der Stadt Bamberg sucht seit geraumer Zeit in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Schaustellerverband nach Alternativstandorten. Drei Plätze kamen in die engere Auswahl:

Das Gelände "Am Tännig" in der Nähe der Kreuzung Berliner Ring und Strullendorfer Straße käme grundsätzlich in Frage. Allerdings wird es von den Schaustellern abgelehnt. Zudem müssten sämtliche Infrastruktureinrichtungen (Wasser, Abwasser, Strom) auf dem Gelände neu installiert werden. Die Stadt müsste deutlich investieren, um das Areal herzurichten. Dieser Aufwand würde sich laut Stadtverwaltung nur lohnen, wenn bereits fest stünde, das es sich um eine dauerhafte Lösung handelt.

Der zweite mögliche Standort befindet sich auf dem Parkplatz neben dem Fuchsparkstadion im Volkspark. Dieser Platz wäre aus Sicht der Schausteller zwar geeignet. Doch die Bamberger Polizei hat erhebliche Sicherheitsbedenken geäußert, da bei parallel stattfindenden Fußballspielen im Fuchsparkstadion die angedachten Flächen benötigt werden (getrennte Parkplätze für die Fans der verschiedenen Vereine). Außerdem wäre ein Alkohlverbot im und um das Stadion nicht nachvollziehbar, wenn gleichzeitig der Plärrer stattfindet. Zudem könnten Festwiese und Parkplätze von zahlreichen Bamberger Vereinen für etwa sechs Wochen im Jahr nicht genutzt werden.

Als geeignetsten Standort betrachten Schausteller und Stadtverwaltung das Gelände des ehemaligen Deutsch-Amerikanischen-Volksfestes nahe der Kreuzung Zollnerstraße/Berliner Ring. Die Standortkommandeurin des US-Geländes hat ihre grundsätzliche Zustimmung signalisiert. Ebenfalls zustimmen müsste auch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) als Eigentümerin der Fläche. Die Stadtverwaltung ist bereits in Verhandlung getreten. Allerdings könnten die Wohnwagen der Schausteller nicht auf dem Gelände untergebracht werden. Deswegen überlegt die Verwaltung, dafür einen Teil des Parkplatzes an der Festwiese des Fuchsparkstadions zu nutzen. Da es für Besucher des Volksfestes keine Parkplätze gibt, wird darüber nachgedacht, den öffentlichen Personennahverkehr auszuweiten.


4. Umzug des Sportgeländes TSV Eintracht

Das bisherige Sportgelände der Stiftung TSV Eintracht Bamberg soll von der Breitenau in den Volkspark ziehen. Mittlerweile steht fest, dass ein neues Vereinsheim für die Eintracht-Stiftung im Volkspark an Stelle des jetzigen SC 08 Vereinsheims errichtet werden soll. Die ursprünglich Idee, auf das frühere Gebäude des Polizei-Sportvereins zurückzugreifen, wurde verworfen.

Die Stadtverwaltung hat zwischenzeitlich das ehemalige Vereinsheim des SC 08 gekauft. Sobald die Container an der Galgenfuhr, die als Ausweichquartier für den SC 08 gedacht sind, bezogen werden können, wird das Vereinsheim im Volkspark abgerissen. Mit der Eintracht-Stiftung besteht das Einverständnis, dass sie selbst oder durch einen eigenen Verein das neue Vereinsheim errichten wird.

Die Stadt Bamberg wird einen Zuschuss leisten, dessen Höhe noch nicht feststeht. Als künftiges Vereinsgrundstück der Eintracht-Stiftung sind vorgesehen: der städtische Ausweichplatz an der Armeestraße, der zum Allwetterplatz umgebaut wird; das bisherige Grundstück des SC 08 sowie der westlich davon gelegene Rasenplatz. Zudem wird der Sportverein FC Eintracht weiterhin den Hartplatz und das kleine Rasenspielfeld neben den Tennisplätzen anpachten. Inwieweit künftig Flächen des Universitäts-Sportgeländes genutzt werden können, ist noch offen. Ein Vertragsentwurf für den Tausch der Grundstücke an der Breitenau und im Volkspark ist in Eckpunkten bereits ausgearbeitet.

Nach jetzigem Stand kann wohl davon ausgegangen werden, dass die Eintracht-Stiftung bereits zur Spielsaision 2013/2014 den Spielbetrieb auf dem Gelände an der Armeestraße beziehungsweise im Volkspark aufnehmen kann. Das Vereinsheim an der Breitenau darf in Abstimmung mit der Firma Brose aller Voraussicht nach noch bis Mitte 2015 genutzt werden. Spätestens bis zu diesem Zeitpunkt soll das neue Vereinsheim im Volkspark fertig sein. Die Maßnahmen zur Verlagerung der Eintracht-Stiftung sind mit etwa fünf Millionen Euro angesetzt. Allerdings weißt die Stadtverwaltung darauf hin, dass es sich bisher nur um Kostenschätzungen handelt und über Art und Umfang der einzelnen Projekte aktuell noch mit den Beteiligten verhandelt wird. In der Sitzung des Finanzsenats hieß es vonseiten der Verwaltung, dass man noch mit Budget-Verschiebungen rechnen müsse.