Eineinhalb Jahre nach der Eröffnung gibt es immer noch viel Leerstand im Bamberger Fahrradparkhaus. Gleichzeitig sind die kostenlosen Stellflächen vor dem Parkhaus dicht belegt. Fotos: Ronald Rinklef
Dichter Fahrradverhau vor den Toren des Radhauses.
Das für 1,2 Millionen Euro erbaute "Radhaus" in der Brennerstraße droht zum Flop zu werden. Auch eineinhalb Jahre nach Eröffnung meiden viele Pedalisten das videoüberwachte Parkhaus wie der Teufel das Weihwasser. Der Bau eines zweiten Fahrrad-Parkhauses auf der anderen Bahnhofseite wurde deshalb vorerst auf Eis gelegt.
Wie erklärt man einem Fremden, wo er in Bamberg das Fahrradparkhaus findet? Ganz einfach: Dort, wo es keinen Baum ohne eine Traube von Fahrrädern drum herum gibt; wo sich jeder Straßenmast hinter einem Verhau aus Lenkern, Satteln und Pedalen verbirgt - genau dort kann man auch das glatte Gegenteil: einsam parken. In Bambergs erstem und einzigem "Radhaus" hinterm Bahnhof.
50 Cent würde es kosten, ein Rad auf einen der dafür vorgesehenen 330 Bügel zu heben. Doch die Wenigsten tun es. Ja schlimmer noch: Bambergs Bahnhofsradler scheinen sich einen Sport daraus zu machen, vor, neben und beim Radhaus zu parken - alles, nur nicht drin.
Warum das so ist, lässt sich auf einschlägigen Foren nachlesen. "Wer mit dem Fahrrad fährt, schont die Umwelt und will auch seinen Geldbeutel schonen. Irgendwann muss ich auch zahlen wenn ich eine Parkbank benutze", wird da geklagt. "Das war doch vorauszusehen. Warum soll man für ein Rad, das oft nur Schrottwert hat, zahlen, wenn man es nebenan umsonst abstellen kann?", schimpft ein Schreiber. Ein anderer fragt, warum es in Bamberg nicht möglich ist, die Plätze im Radhaus kostenlos anzubieten. Defizit von 50 000 Euro Allem Fahrradchaos in der Brennerstraße zum Trotz wird es dazu vorerst wohl nicht kommen. "Es ist nicht die Aufgabe der Stadtwerke, den Fahrradverkehr zu fördern", sagt Helmut Müller (CSU). Schon jetzt führen die schlechten Zahlen im Radhaus immer wieder zu Diskussionen im Aufsichtsrat der Stadtwerke. Müller teilt mit seinem Kollegen Dieter Weinsheimer (FW) die Sorge, dass das "Radhaus" die Leistungsfähigkeit des Energieunternehmens dauerhaft belastet - wie wie manch anderes hoch subventionierte Infrastrukturprojekt in Bamberg.
Eine einfache Rechnung: Jeder, der das Radhaus nutzt, trägt dazu bei, die Betriebskosten zu senken. Und weil viele einen Bogen drum machen, ist das Defizit eineinhalb Jahre nach seiner Eröffnung noch höher als geplant. Wie viel genau? Die Stadtwerke sprechen von rund 50 000 Euro. Allerdings sind darin auch die Kosten für den Unterhalt der benachbarten Parkpalette, von Bahnsteigtunnel und Aufzug enthalten. Jan Giersberg geht fest davon aus, dass sich dieser Betrag mindern lässt. Auch in Bamberg werde sich ein dauerhafter Kundenkreis für das Fahrradparkhaus entwickeln lassen. "Es ist ja nicht umsonst so, dass die Fahrradparkhäuser in anderen Städten Deutschlands ein großer Erfolg sind."
Zumindest die Grünen signalisieren Unterstützung für diesen Kurs: "In Bamberg dauert das immer etwas länger, bis ein solches Angebot angenommen wird", sagt Peter Gack. Als Grund für die Stagnation im Fahrradhaus sieht er auch den noch wenig attraktiven Standort im Osten des Bahnhofs.
Doch was passiert im Westen? Auch dort wurden lange Zeit Pläne verfolgten, eine Parkanlage zu errichten - 2012 war zuletzt von 300 000 Euro die Rede, die in das Radhaus II fließen sollten. Das Projekt ist, so hört man, vorerst zurückgestellt - um Geld für den Bau der Parkpalette an der Kronacher Straße zu sparen , und vermutlich auch, um neuen Ärger zu vermeiden. Zu sehr hat das mediale Dauerfeuer der mit viel Vorschusslorbeeren gestarteten High-Tech-Einrichtung geschadet. Die Berichterstattung über die Parkkralle für widerrechtlich abgestellte Fahrräder war ja nur der letzte Streich. Schon vorher hatten im Auftrag der Werke geknackte Schlösser und weggesperrte Fahrräder dazu beigetragen, dass das Radhaus sich nicht nur Freunde machte. Vier Diebstähle im Radhaus Dabei sehen sich die Stadtwerke zu Unrecht in der Rolle des Prügelknaben. Mit dem Ausbau der Bahnhofsrückseite habe man den Auftrag der Politik umgesetzt, die Infrastruktur des Bamberger Ostens aufzuwerten. Ein wichtiges Argument lautete dabei stets die Sicherheit der abgestellten Räder zu erhöhen. Hierzu gibt es mittlerweile erste Zahlen von der Polizei. So wurden 2012 neun Räder im Umfeld der Brennerstraße geklaut und vier im Radhaus. Von diesen hat die Polizei drei Fälle mit Hilfe der Videooüberwachung aufgeklärt. Außerhalb waren dies nur fünf von neun Fällen. Nicht gleichgültig steht die Polizei auch dem Verhau der wild abgestellten Fahrräder entlang der Brennerstaße gegenüber. Es gebe immer wieder Beschwerden von Anwohnern, sagt Klaus Linsner. Dass die Massen von Wildparkern auf der Rückseite des Bahnhofs nicht weniger werden, sieht er als Beleg dafür, dass den Fahrradfahrern der schnelle Zugang zum Bahngleis wichtiger ist als das Parkhaus.
Um diesem Bedarf Rechnung zu tragen, schlägt Peter Gack (Grüne) vor, dass die Stadt einen Teil des Grundstücks von den Stadtwerken pachtet oder kauft, um es Radfahrern kostenlos anzubieten. Bisher freilich fand seine Idee keine Zustimmung.
für 240 mal abstellen (Wertage ohne Feiertage). Das muss es einem doch für sein 30 Euro Bahnhofsrad wert sein!
wortfehler
Bitte die Radhaus-Idee auf der Stadtseite nicht aufgeben! Ich bin froh über das Radhaus Brennerstraße und nutze es regelmäßig - mir ist wirklich nicht klar, warum die Leute, die kein Problem haben, sich Smartphones für mehrere hundert Euro zuzulegen (oder mit dem Auto für 1 Euro pro Stunde in der Innenstadt zu parken), hier so knickrig sind. Und in anderen Städten funktioniert es ja wirklich! Vielleicht hätte man, um die Akzeptanz zu steigern, mit Einstiegsangeboten locken sollen - die ersten 4 Wochen darf man gratis parken oder so etwas. Aber das könnte man ja mit dem zweiten Radhaus besser machen. Dies allerdings unter anderem mit der Begründung nicht zu bauen, dass man die Kosten aus dem Stoschek-Geschenk (s. auch Artikel über die reichsten Deutschen!) P+R-Platz auffangen wolle, ist geradezu hanebüchen!
PeeVee
"Müller teilt mit seinem Kollegen Dieter Weinsheimer (FW) die Sorge, dass das "Radhaus" die Leistungsfähigkeit des Energieunternehmens dauerhaft belastet - wie manch anderes hoch subventionierte Infrastrukturprojekt in Bamberg." 50000 € für den Unterhalt des Radhauses INKL. der benachbarten Parkpalette, des Bahnsteigtunnels und der Aufzüge dürfte die Stadtwerke nicht in den Ruin stürzen. Da sollten sie mal an anderen Stellen das Sparen anfangen. Bambados und Stechert- (Verzeihung, Brose-)Arena sind da mit Sicherheit um ein Vielfaches teurer. Und auch wenn Herr Müller von der CSU meint, es wäre nicht Aufgabe der Stadtwerke, den Fahrradverkehr zu fördern, so trägt doch die Nutzung eben dieser Fahrräder dazu bei, dass die städtischen Straßen entlastet werden und die Luft weniger verpestet wird. Davon sollen Menschen ja vielleicht doch auch etwas haben.
pege71
rigoros die Fahrräder, die nicht im Radhaus stehen, wegschleppen und verschrotten. Oder bei allen Fahrrädern in regelmäßigen Abständen die Luft rauslassen. Nur so lernen es die Menschen wahrscheinlich. An manchen Tagen hat man als Fußgänger schon seine Schwierigkeiten, sich durch die draußen abgestellten Trauben von Fahrrädern zu kämpfen und wenn ich ein Messer dabei hätte, ich glaube, ich hätte so manches Mal alle Fahrradreifen aufgeschlitzt. Es ist einfach zum Kotzen, wenn gewisse Zeitgenossen meinen, sie können sich alles erlauben. Ich hoffe, die Stadt greift endlich mal durch und entfernt einfach mal ne Woche lang alle Fahrräder. Dann hat sich das Problem erledigt. Ist in dem Bereich noch Sperrmüll oder ist er da schon vorbei, wenn er noch ist, könnte man ja aus Versehen ein paar schrottreife Fahrräder zuviel aufladen.
für 240 mal abstellen (Wertage ohne Feiertage). Das muss es einem doch für sein 30 Euro Bahnhofsrad wert sein!
Bitte die Radhaus-Idee auf der Stadtseite nicht aufgeben! Ich bin froh über das Radhaus Brennerstraße und nutze es regelmäßig - mir ist wirklich nicht klar, warum die Leute, die kein Problem haben, sich Smartphones für mehrere hundert Euro zuzulegen (oder mit dem Auto für 1 Euro pro Stunde in der Innenstadt zu parken), hier so knickrig sind. Und in anderen Städten funktioniert es ja wirklich!
Vielleicht hätte man, um die Akzeptanz zu steigern, mit Einstiegsangeboten locken sollen - die ersten 4 Wochen darf man gratis parken oder so etwas. Aber das könnte man ja mit dem zweiten Radhaus besser machen.
Dies allerdings unter anderem mit der Begründung nicht zu bauen, dass man die Kosten aus dem Stoschek-Geschenk (s. auch Artikel über die reichsten Deutschen!) P+R-Platz auffangen wolle, ist geradezu hanebüchen!
"Müller teilt mit seinem Kollegen Dieter Weinsheimer (FW) die Sorge, dass das "Radhaus" die Leistungsfähigkeit des Energieunternehmens dauerhaft belastet - wie manch anderes hoch subventionierte Infrastrukturprojekt in Bamberg." 50000 € für den Unterhalt des Radhauses INKL. der benachbarten Parkpalette, des Bahnsteigtunnels und der Aufzüge dürfte die Stadtwerke nicht in den Ruin stürzen. Da sollten sie mal an anderen Stellen das Sparen anfangen. Bambados und Stechert- (Verzeihung, Brose-)Arena sind da mit Sicherheit um ein Vielfaches teurer.
Und auch wenn Herr Müller von der CSU meint, es wäre nicht Aufgabe der Stadtwerke, den Fahrradverkehr zu fördern, so trägt doch die Nutzung eben dieser Fahrräder dazu bei, dass die städtischen Straßen entlastet werden und die Luft weniger verpestet wird. Davon sollen Menschen ja vielleicht doch auch etwas haben.
rigoros die Fahrräder, die nicht im Radhaus stehen, wegschleppen und verschrotten. Oder bei allen Fahrrädern in regelmäßigen Abständen die Luft rauslassen.
Nur so lernen es die Menschen wahrscheinlich.
An manchen Tagen hat man als Fußgänger schon seine Schwierigkeiten, sich durch die draußen abgestellten Trauben von Fahrrädern zu kämpfen und wenn ich ein Messer dabei hätte, ich glaube, ich hätte so manches Mal alle Fahrradreifen aufgeschlitzt. Es ist einfach zum Kotzen, wenn gewisse Zeitgenossen meinen, sie können sich alles erlauben.
Ich hoffe, die Stadt greift endlich mal durch und entfernt einfach mal ne Woche lang alle Fahrräder. Dann hat sich das Problem erledigt. Ist in dem Bereich noch Sperrmüll oder ist er da schon vorbei, wenn er noch ist, könnte man ja aus Versehen ein paar schrottreife Fahrräder zuviel aufladen.
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