Über dem Bamberger Pflaster schwelt ein Grundsatzstreit. Wie schnell soll die Stadt die Verkehrsinfrastruktur umbauen? Haben Autofahrer das Nachsehen?
Acht Punkte umfasst das Maßnahmen-Paket, mit dem die Stadt Fahrradfahren in Bamberg attraktiver und gefahrloser machen will.
Dazu gehört die Ausweisung von neuen Fahrradstraßen und die verkehrstechnische Absicherung gefährlicher Kreuzungen. Trotz dieser auch im Stadtrat unbestrittenen Ziele schwelt über dem Bamberger Pflaster ein Grundsatzstreit.
Den zahlreichen Bamberger Fahrradaktivisten geht es nicht schnell genug mit dem Ausbau der Radinfrastruktur. Sie werfen der Stadt vor, die Umsetzung zu verzögern.
Doch es gibt auch Mahner in der Stadt, die an berechtigte Interessen der Autofahrer erinnern. Sie weisen darauf hin, dass viele Fahrten in der Stadt, auf dem Weg zum Arbeitsplatz oder zum Arzt unvermeidlich sind. Eine einseitige und zu schnelle Förderung des Radverkehrs werde den unterschiedlichen Bedürfnissen nicht gerecht.
Welche Maßnahmen im Fahrradpaket der Stadt stecken lesen Sie im inFranken.dePLUS-Artikel. Dort finden Sie auch einen Pro- und einen Contra-Kommentar zum Thema.
Da schließe ich mich Ferenc an. Schwarz. Weiß. Auto. Rad. Als ob das alles wäre.
Ich nutze den Bus gern, aber mit einem Wohnsitz in Gaustadt hat man da gut Reden. Hier stimmt die Taktung - anders als in vielen anderen Stadtteilen. Doch ein Allheilmittel ist der Bus auch nicht und zu einem anständigen Verkehrskonzept gehören auch andere Entscheidungen: Wessen Idee war es eigentlich, die Musikschule in eine abgelegene, verwinkelte Ecke Bambergs zu stopfen? Selbstverständlich schicke ich meinen Erstklässler nicht über zwei Busverbindungen da hoch, sondern ich fahre jede Woche unter Fluchen und Schimpfen durch die engen Gassen, die meinen und den Verkehr aller übrigen Eltern nicht brauchen. Auch solche irrsinnigen Entwicklungen tragen dazu bei, dass der Verkehr wahnsinnig wird.
Im Übrigen finde ich es nicht zielgerichtet, hier Autos gegen Radler auszuspielen. Es entbehrt auch nicht einer völlig überflüssigen Arroganz, anderen Bürgern die Wahl ihrer Verkehrsmittel vorzuschreiben. Niemand muss sich für den Gebrauch des Autos rechtfertigen, zumal der Gewinn, ins Taxi zu steigen und das eigene Auto in der Garage zu lassen, für das Gesamtverkehrsaufkommen nicht so ganz schlüssig ist.
Die Stadt Bamberg hat vielleicht einige besondere Tücken, die den Verkehrsfluss kompliziert gestalten. Bei den vielen engen, hügeligen Straßen, die notwendigerweise Einbahnstraßen sein müssen, ist das kein Wunder. Trotzdem: hier wird als Flickenteppich regiert. Ein Gesamtkonzept fehlt. Und ein Gesamtkonzept lässt sich nicht auf entweder-oder reduzieren.
"Autofahrer sind wie kleine Kinder mit einem großen Korb voller Süßigkeiten. Nimmt man einen kleinen Lutscher weg, brüllen sie wie am Spieß", ließ einmal der für Verkehr zuständige Bürgermeister der Stadt Karlsruhe, ein FDP-Politiker, verlauten. Der Verlauf der Debatte in Bamberg bestätigt die Beurteilung in vollem Umfang.
Ich hege den Verdacht, die veröffentlichte Meinung schränkt die Diskussion gezielt auf zwei Alternativen zum Auto ein: das Fahrrad sowie das Nischenprodukt E-Scooter, für dessen Pushen offenbar einflußreiche Wirtschaftskreise gesorgt haben. Nach Jahren schlechter Erfahrungen wurden seinerzeit die Mofas (zumindest innerorts) wieder von den Radwegen genommen. Vor fast 22 Jahren war endlich die (unfallträchtige) allgemeine Radwegbenutzungspflicht auch für Radfahrer aus der StVO gestrichen worden - was viele Verkehrsbehörden ignorierten. Jetzt sollen die Roller auf die Radwege, was unweigerlich ebenso für Konflikte sorgen wird wie auf Gehwegen.
Die wirklich erforderlichen Maßnahmen für eine (lang überfällige) Verkehrswende geraten so aus dem Blickfeld: Förderung und Ausbau des Umweltverbunds aus Gehen, Radeln, Bahn und Bus - so, daß sie tatsächlich zu einer ernstzunehmenden Alternative zum motorisierten Individualverkehr werden. Gelegentlich ein schüchterner Ansatz wie im heutigen FT-Kommentar Michael Wehners ist deutlich zu wenig.
Die heutige Realität: Maßnahmen im fließenden Radverkehr drängen ihn an den Rand und nutzen unter Inkaufnahme hoher Unfallrisiken nur den Kraftfahrern. Der Bus verliert in Bamberg, gegenläufig zum Bundestrend, alljährlich Verkehrsanteile. Fußgänger dürfen vielfach froh sein, wenn sie auf zugeparkten Gehwegen noch Lücken finden oder es irgendwie schaffen, in zumutbarer Zeit eine vielbefahrene Fahrbahn zu überqueren. Eine Vernetzung wird politisch und vom Verkehrsbetrieb ausdrücklich abgelehnt.
Es fällt nicht schwer herauszufinden, wer die Bamberger Verkehrspolitik bestimmt - Lärm, Abgasen und Unfällen zum Trotz.
Das ewig larmoyante "Ich bin so ein armer, alter, siecher Mensch und komme nicht ohne Auto zum Arzt! Wenn ihr mich nedd vor die Haustür fahren lasst, dann muss sterben, und ihr seid schuld!" oder das hypertonische, aggressive "Ich muss, muss, muss mit dem Auto durch die Stadt zur Arbeit, sonst geht die Welt unter!" sind die Klischees, die immer wieder bemüht werden. Jammern und Drohen wechseln sich ab, wie bei einem Kleinkind, dem man den Lolli wegnehmen will.
Mal ein wenig hinterfragt: Wer Auto fahren kann, sowohl physisch als auch wirtschaftlich, der kann auch Bus oder Taxi fahren und kommt somit zu jedem Arzt in der Stadt. Und wer arbeiten kann, der kann auch ein Stück laufen oder um die Stadt herum fahren.
Weil letztlich ist die Lösung nicht Radwege zu bauen oder vollkommen hirnrissige und brandgefährliche Kreuzungen wie am Margarethendamm/Magazinstr. oder Memmelsdorfer/Siechenstr. Die Lösung ist Sperrung der Innenstadt für den motorisierten Individualverkehr nach Vorbild der zona a traffico limitato in Italien. Kostet nichts, erhöht Aufenthalts- und Lebensqualität massiv. Und ja, liebe Behinderte, Anlieferer, Handwerker, Bewohner, ihr dürft da rein fahren, alle anderen nicht.
vor 1 Stunde
nun das wäre der königsweg, denn das was in anderen ländern und städten geht, wird doch auch bei uns gehen. nur unser den kleinkrämern und innerstädtischen kleingewerbetreibenden höriger stadtrat samt seiner verwaltung sind unfähig zum grossen wurf. dabei schleppt der kunde sein erstandenes viel weiter zu seinem auto als der weg zum bus und dessen nächster haltestelle wäre.