Vergleich mit "Klimaklebern" - Oberfränkischem Bauern-Präsident platzt der Kragen

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Oberfrankens Bauern-Präsident hat auf der Kundgebung vor der Bamberger Brose-Arena massive Kritik an mehreren Politikern geübt. Vor allem ein Vergleich brachte den Vertreter der Landwirte offenkundig in Rage.

Eine große Schar an Landwirten hat in Bamberg mit Traktoren gegen die geplante Kürzung von Agrarsubventionen protestiert. Mit etwa 1000 Traktoren steuerten die Bauern am Montag (8. Januar 2024) den Stadtsüden an. "Wir haben die Schnauze voll", berichtete ein Bauer im Gespräch mit inFranken.de. Zentrale Veranstaltung war die öffentliche Kundgebung des Bayerischen Bauernverbandes vor der Brose-ArenaFür Grünen-Politikerin Lisa Badum gab es ein Pfeifkonzert. Vor Ort übte Hermann Greif, Präsident des Bezirksverbandes Oberfranken des Deutschen Bauernverbands, scharfe Kritik an der Politik. 

Vor allem drei Amtsträger sind dem Landwirt aus Pinzberg in der aktuellen Debatte offenkundig ein Dorn im Auge. Das bekräftigte Greif, der selbst für die CSU im Forchheimer Kreistag sitzt, in seiner Ansprache. Seine Vorwürfe richteten sich namentlich an Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sowie den Fraktionsvorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion, Florian von Brunn. Letzterer hatte mit Blick auf die Bauernproteste und die daraus resultierenden Verkehrsbehinderungen jüngst betont, dass bei protestierenden Landwirten und der Letzten Generation "natürlich nicht mit zweierlei Maß gemessen werden dürfe". Der Vergleich der Aktivisten mit den Bauern habe ihn massiv geärgert, erzählte Greif. "Ich lasse mich nicht mit Klimaklebern vergleichen."

Massenprotest in Bamberg: Oberfrankens Bauern-Präsident schießt gegen Klimaaktivisten - Rat an SPD-Landeschef

"Diese Leute mögen höhere Ziele haben", gestand der Bauern-Präsident den Unterstützern der Bewegung zu. "Die melden vielleicht noch eine Demo an. Aber sie melden nicht, wo sie umeinanderpappen". Im Fernsehen sei zu sehen gewesen, dass bei entsprechenden Aktionen teils kein Rettungswagen durchkomme. "Ich lasse mich nicht mit Menschen vergleichen, die Kartoffelbrei an Kunstwerke schmeißen. Die das Brandenburger Tor beschmieren. Das lasse ich nicht zu mit meinen Bauern." Diese demonstrierten laut Greifs Auffassung "alle richtig". Die Verantwortlichen der Bauernproteste diskutierten ihre Vorhaben demnach mit der Polizei und nähmen Kontakt zum Ordnungsamt auf.

An jedem an der Kundgebung beteiligten Schlepper befinde sich ein Nummernschild. "Wenn einer einen Blödsinn macht, dann kriegt er am nächsten Tag eine Strafe, dass ihm die Finger tropfen." Auch ein Führerscheinentzug sei denkbar. "Einem Klimakleber kannst du vielleicht ein paar Sozialstunden aufbrummen. Und dann musst du gucken, dass er es tut", behauptete Greif. "Meine Bauern arbeiten ein Vielfaches von dem, was die jemals leisten werden", zeigte sich Greif überzeugt. Die Landwirte investierten demnach in ihrem Leben "das Zigfache" von dem, "was diese Leute auf die Reihe bringen." 

Dem SPD-Landeschef gab er aus der Ferne einen Rat mit auf den Weg. "Herr von Brunn, Sie können vielleicht die SPD, diese einst so stolze Arbeiterpartei in Bayern unter die Fünf-Prozent-Hürde führen. Aber lassen Sie meine Bauern mit solchen Vergleichen in Ruh", erklärte der oberfränkische Bauern-Präsident unter tosendem Beifall seiner zahlreichen Berufskollegen. 

Kritik an Lindner und Özdemir: Fränkischer Bauern-Vertreter spricht von "Erpressung" und "Ideologie"

Auch andere Aussagen von Politikern haben Greif und seine Mitstreiter laut Eigenaussage in den vergangenen Tagen "g'scheit aufgeregt". Greif zitiert in dem Zusammenhang FDP-Chef Lindner. Dieser hatte beim Dreikönigstreffen seiner Partei die Landwirtschaft als "hochsubventionierten Sektor" bezeichnet. Laut Auffassung des Finanzministers müssten auch die Bauern einen Beitrag leisten, um den Haushalt verfassungsgemäß aufstellen zu können. Dies lehnt Greif entschieden ab.

Schon jetzt würden ihm und seinen Kollegen beim Thema Subventionen "Daumenschrauben" angesetzt. Er verweist auf strenger gewordene Auflagen beim Pflanzenbau und der Tierhaltung. Für seinen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb habe er in den vergangenen 19 Jahren mehr als sechsstellige Summen für zusätzliche Auflagen investieren müssen. "Und so geht es uns Bauern allen. Jedes Mal setzt man eins drauf und gibt uns dafür keinen Ausgleich. "Das ist mittlerweile Erpressung", wirft der Bauern-Präsident den politischen Entscheidungsträgern vor.

Auch Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir nimmt Greif ins Visier. "Wir haben diesem Mann riesig große "Vorschusslorbeeren" gegeben. Doch der "aus dem Ländle" stammende Grünen-Politiker stehe inzwischen nicht mehr hinter den Landwirten, moniert der Bauernfunktionär. "Ich habe das Gefühl, der steht nur noch für die Ideologie, die wir alle nicht verstehen." Die von der Regierung als Kompromiss vorgesehene Abschaffung der Agrardiesel-Vergünstigung über einen Zeitraum von drei Jahren lehnt Greif vehement ab. Die Bauern verlören dadurch Greif zufolge eine halbe Milliarde Euro. "Das sollen wir dann als Kompromiss annehmen? Niemals, nicht mit uns." 

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