Upjers entwickelt Spiele für digitale Gemüsezüchter

2 Min
Nicht spielen, sondern arbeiten: Bei den Grafikern herrscht konzentrierte Stille. Fotos: Michael Gründel
Nicht spielen, sondern arbeiten: Bei den Grafikern herrscht konzentrierte Stille. Fotos: Michael Gründel
Marika und Klaus Schmitt im Eingangsbereich von Upjers
Marika und Klaus Schmitt im Eingangsbereich von Upjers
 

Das Unternehmen Upjers bietet kostenlose Internet-Computer-Spiele an. So zum Beispiel das Browser-Game "my freezoo". Dabei kommt der Chef ursprünglich aus der Textilbranche.

So ganz kommen sie um das Klischee doch nicht rum. Auch, wenn im ersten Moment nichts nach Online-Computerspielen ausschaut. Kein Muff, keine jungen Leute, die tief im Bürostuhl liegen und zocken.

Stattdessen: Schicker Eingangsbereich in edlen Lack-Schwarz. Geschwungener Empfangstisch. Eine Dame in Kostüm und Pumps, ebenfalls in schwarz. "Willkommen bei Upjers", sagt sie.

Upjers, das könnte auch eine Werbeagentur sein, eine Consulting-Firma. Aber hier wird gespielt, online, am Computer - von Berufswegen her. "Ja, wir müssen öfters Vorurteile ausräumen.Wir entwickeln hier tatsächlich Spiele und spielen nicht die ganze Zeit", sagt PR-Managerin Katharina Frank.

Was sie entwickeln, finden etwa 55 Millionen Menschen gut - so viele sind weltweit auf www.upjers.com registriert. Etwa sechs neue Spiele pro Jahr bringt Upjers heraus, so genannte Browser-Games: der Spieler geht auf die Internetseite der Firma, registriert sich, und kann loslegen. Kostenlos. Einzige Voraussetzung: Er muss 18 Jahre alt sein.



Aktuell hat der Spieler die Wahl zwischen etwa 30 Gelegenheitsspielen. In der Welt der Browser-Games heißt das "Casual-Gaming". "Das sind fröhliche, friedliche Simulationen. Man spielt sie dann, wenn man gerade Lust und Zeit hat", erklärt Katharina Frank.

Was fröhlich und friedlich heißt? Den Garten bepflanzen, zum Beispiel. Oder die Tiere im Zoo füttern. Das Feld auf dem Bauernhof pflegen. Und irgendwann echtes Geld für bessere virtuelle Erde ausgeben, oder einen digitalen Erntehelfer.

So finanziert sich Upjers, über die Premium-Angebote. 90 Prozent der Spieler zahlen kein Geld für die zusätzlichen Funktionen, die restlichen User zwischen zehn Cent und etwa zehn Euro für ein Premium-Paket.

Laut Geschäftsführer Klaus Schmitt erwirtschaftet das Unternehmen einen jährlichen Umsatz im achtstelligen Bereich. Genaue Zahlen will er nicht nennen. Gemeinsam mit seiner Frau Marika führt er das Unternehmen mit 100 Mitarbeitern.

Dabei hat alles mit einem Hobby angefangen. Ursprünglich arbeitete Schmitt in der Textilbranche, programmierte aber in seiner Freizeit Spiele. Das war um die Jahrtausendwende, als die ersten Browser-Games aufkamen.
In dieser Zeit erschuf Klaus Schmitt die Wirtschaftssimulation "Capitalism" und stellte sie online. Allerdings war es damals noch sehr teuer, Server zu buchen. Als Schmitt sein Spiel ein paar Tage offline nehmen wollte, boten die Spieler an, Geld zu spenden, damit es weiter online bleiben kann. Die Geschäftsidee war geboren. 2006 wurde das Unternehmen gegründet, ursprünglich unter dem Namen "Upsim", der später in "Upjers" umgeändert wurde. Der Durchbruch kam mit dem Spiel "Wurzelimperium", heute ist mit 15 Millionen Spielern "My Free Farm" am erfolgreichsten.

Hegen, pflegen, pflanzen, das kommt an beim Zielpublikum - überwiegend Frauen zwischen 20 und 45 Jahren. Das Geschlechterverhältnis variiert pro Spiel, ist aber in erster Linie weiblich.

Offenbar sind genügend von ihnen bereit, für die Premium-Angebote von Upjers zu zahlen. "Von der Wirtschaftskrise merken wir kaum etwas", sagt Firmenchef Klaus Schmitt. Die Branche habe sich aber generell gewandelt. "Bisher sind die Unternehmen stark gewachsen. Mittlerweile gibt es viel Konkurrenz, der Boom ist abgeflacht. Aber die Leute spielen." Und das nicht mehr nur am Computer.

Der mobile Markt ist auch für Upjers ein Thema, da immer mehr Menschen auf dem Smartphone oder Tablet-PC spielen wollen. "Wir möchten natürlich weiter wachsen", sagt Chefin Marika Schmitt. Sie ist optimistisch: "Spielen ist etwas, das Spaß macht. Das gönnen sich die Leute." Die, die für den Spaß sorgen, sind die Programmierer, Grafiker, Entwickler. Im Branchen-Jargon heißen sie Game-Designer, Creative Director oder 3D-Game-Artist. Macht man einen Abstecher in ihre Büros, schaut auf einmal doch alles nach Spiele-Entwicklern aus: gepiercte junge Menschen, die es sich in ihren Bürostühlen gemütlich gemacht haben, Kaffeetasse oder Energiedrink auf dem Tisch, Gummibärchen. Und ja, da ist sie, die etwas muffige "Programmierer-Luft".

Bei den Grafikern tüftelt Philipp gerade an einem 3D-Frosch für das Spiel "My Free Zoo". In der Grafikabteilung wurde auch "Gorden" geboren, ein ditiales Schweinchen, das durch "My Free Farm" führt. Dieses Spiel hat auch Nutzer im Iran. Dort ist das Schweinchen allerdings ein Schaf. Den Namen "Gorden" durfte es aber behalten.

Begriffe

Server Ein Server ist ein Computerprogramm, das anderen Programmen den Zugang zu speziellen Dienstleistungen verschafft.

App Eine App, zu deutsch "Applikation" ist eine Anwendungssoftware für Mobilgeräte beziehungsweise mobile Betriebssysteme.

Smartphone Ein Smartphone ist ein Mobiltelefon mit Computerfunktionen.

Tablet-PC Ein Tablet-PC ist ein besonders leichter, flacher Computer mit einer Touchscreen-Oberfläche.