Unterführung Memmelsdorfer Straße: Bambergs Nadelöhr soll breiter werden

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Der Bahnausbau durch Bamberg eröffnet Chancen für die viel befahrene Bahnunterführung Memmelsdorfer Straße. Sie soll breiter und länger werden. Allerdings gibt es auch Nachteile: Straße und Stützmauern rücken enger an die Nachbargebäude - und neun Bäume werden fallen. Foto: Roonald Rinklef
Der Bahnausbau durch Bamberg eröffnet Chancen für die viel befahrene Bahnunterführung Memmelsdorfer Straße. Sie soll breiter und länger werden. Allerdings gibt es auch Nachteile: Straße und Stützmauern rücken enger an die Nachbargebäude - und neun Bäume werden fallen.  Foto: Roonald Rinklef
Querschnitt der 16,4 Meter breiten neuen Unterführung - mit einfacher Absperrung.
Querschnitt der 16,4 Meter breiten neuen Unterführung - mit einfacher Absperrung.
 
 
 
 
 
 
 

Die Memmelsdorfer Unterführung ist eine von vielen Bahnquerungen, die beim Bahnausbau erneuert werden. Das Bauwerk ist ein verkehrstechnisches Dinosaurier.

Es gibt in Bamberg lauschigere Orte als die Bahnunterführung Memmelsdorfer Straße. Das Bauwerk im charakteristischen Schmuddelgrau ist über 100 Jahre alt und ein verkehrstechnischer Dinosaurier - zu schmal, zu niedrig und zu gefährlich. Dennoch müssen täglich 20 000 Menschen durch.

Allerdings sind die Tage des Nadelöhrs gezählt. Möglich macht den Neuanfang der Ausbau der Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin-München. Als Abschluss des Verkehrsprojekt Deutsche Einheit soll auch Bambergs 8,5 Kilometer lange Gleisstrecke wach geküsst werden.

Kein schmerzfreier Akt. Einer von vielen Abrisskandidaten ist die Memmelsdorfer Unterführung. Ende 2019 will die Bahn ihre Pläne beim Eisenbahnbundesamt einreichen. Damit das Großprojekt wie geplant 2023 losgehen kann, drängt die Bahn die Stadt zu Entscheidungen. Was ist den Bambergern wichtig, was nicht, wenn schätzungsweise 1,1 Milliarden Euro verbaut werden?

Die Sachlage stellt sich zwiespältig dar. Wenn im Zuge des Bahnausbaus nacheinander sämtliche Unterführungen und Autobrücken neu gebaut werden, wird kaum ein Stein auf dem anderen bleiben - monatelange Vollsperrungen mit Staus sind die Folge. Doch es gibt auch die Perspektive, die Baureferent Thomas Beese in der jüngsten Stadtratssitzung formulierte: Gerade am Beispiel der Unterführungen zeigten sich die Herausforderung, aber auch die Chancen dieser "Mammut-Infrastrukturmaßnahme".

Was Beese damit meint, ist klar: Die Bamberger sollten das Beste aus dem Großprojekt machen und versuchen, die veraltete Verkehrsinfrastruktur auf Vordermann zu bringen. Doch was bedeutet das konkret für die Unterführung Memmelsdorfer Straße? Das enge Bauwerk, durch das sich an Werktagen 18 000 Kraftfahrzeuge, 391 Lastkraftwagen, 72 Busse und 2500 Radfahrer quetschen, hat eine Durchfahrtshöhe von 3,50 Metern und eine Breite von zwölf Metern. Dem noch nicht endgültig beschlossenen Wunsch der Stadt zufolge soll die neue Brücke vier Meter hoch und 16,40 Meter breit sein. Für die Verkehrsteilnehmer bedeutet dies deutlich mehr Platz. Die Spuren von Fußgängern und Radfahrern wachsen auf beiden Seiten von 2,70 auf 4,15 Metern an, erklärt uns Claus Reinhardt vom Baureferat. Lastwagen haben nach oben mehr Luft.

Andererseits sollte sich niemand der Illusion hingeben, dass die optische Sperrwirkung der Bahnlinie künftig geringer ausfallen wird. Denn weil die Gleisoberkante auf gleicher Höhe bleibt, die Höhe der Unterführung auf vier Meter und die Länge auf 45 Meter wachsen, wird die Rampenneigung zwangsläufig steiler. Auf der Gleiskante oberhalb der Röhre wird zudem eine Lärmwand von drei Metern Höhe errichtet. Gleichzeitig wird die Straße deutlich näher an die Bebauung rücken, was vor allem die Anwohner umtreibt.

Nackter Beton

Das ist auch der Grund, weshalb die neue Unterführung noch grauer sein wird als die alte. Denn neben der Bepflanzung der Stützmauern verschwinden nordöstlich der Unterführung acht Bäume. Ein Trick könnte sein, Autos und Radfahrer nicht nur durch Stützen, sondern eine komplette Wand zu trennen. Dies weniger aus gestalterischen Gründen, sondern um die Rampenneigung abzuflachen. Denn durch die bessere Statik könnte die Bauhöhe zwischen Gleis und Unterführung reduziert werden, was wertvolle Zentimeter spart.

Schon heute ist der Ausbau umstritten. Abgesehen von den Problemen während der Bauphase werfen Verkehrsexperten die Frage auf, ob nach der geplanten Fertigstellung im Jahr 2030 solche Ausbaudimensionen überhaupt noch erforderlich sind. Claus Reinhardt vom Baureferat ist sich sicher, dass es nicht ohne gehen wird: "Für Busse und Feuerwehrfahrzeuge brauchen wir diese Größe auch künftig."