Um eine Art Mama-Ersatz zu werden

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Gerade die ganz kleinen haben große Bedürfnisse, hier Krippenpädagogin Barbara Limmer mit Lina. Fotos: Anette Schreiber
Gerade die ganz kleinen haben große Bedürfnisse, hier Krippenpädagogin Barbara Limmer mit Lina. Fotos: Anette Schreiber
Leiterin Utrecht-Bauer (r.) und Krippenpädagogin Limmer im GesprächFoto: Anette Schreiber
Leiterin Utrecht-Bauer (r.) und Krippenpädagogin Limmer im GesprächFoto: Anette Schreiber
 
Die Allerkleinsten brauchen Nähe.Foto: Anette Schreiber
Die Allerkleinsten brauchen Nähe.Foto: Anette Schreiber
 
Foto: Anette Schreiber
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Foto: Anette Schreiber
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Foto: Anette Schreiber
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Die Allerkleinsten benötigen auch mehr Hilfe, wie etwa beim Anziehen. Foto: Anette Schreiber
Die Allerkleinsten benötigen auch mehr Hilfe, wie etwa beim Anziehen. Foto: Anette Schreiber
 
Foto: Anette Schreiber
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Als erster Kindergarten unter kommunaler Trägerschaft hat der Oberhaider Regenbogen-Kindergarten eine zur Krippenpädagogin ausgebildete Fachkraft.

Lina kullern Tränenchen über die kleinen Wangen. "Nein", haucht Barbara Limmer sachte. Sie nimmt die Zweienhalbjährige in die Arme, streichelt, drückt und tröstet sie. "Schau mal da", lenkt sie Lina ab. Bis sie letztlich begeistert zu den anderen nach draußen trippelt. Wer es nicht besser weiß, kann Barbara Limmer für die Mama der Kleinen halten. DerEindruck ist gar nicht so falsch. Letztlich wird die Kinderpflegerin immer ein bisschen auch Ersatz-Mutter. "Die ganz Kleinen brauchen besondere Zuwendung", weiß die Krippenpädagogin - die Erste, die im Landkreis Bamberg in einem kommunalen Kindergarten arbeitet.

Der gemeindliche Oberhaider Regenbogen-Kindergarten nimmt seit geraumer Zeit auch Kinder unter drei Jahren, konkret ab zweieinhalb. Die verteilen sich auf die regulären (vier) Gruppen, so Leiterin Hannelore Utrecht-Bauer. Damit gilt, sich auf neue Bedürfnisse einzustellen.
Die der ganz jungen Kinder sind andere als die der Ab-Dreijährigen.

Barbara Limmer arbeitet seit über drei Jahrzehnten als Kinderpflegerin und besonders gerne mit den ganz Kleinen. Mit dem Bildungs- und Erziehungsplan des Kultusministeriums von 2013 wurde genau für diese Anforderungen festgeschrieben, womit es auch eine spezielle Weiterbildung zur Krippenpädagogin gibt. Diverse Träger bieten sie an, beispielsweise das Kolpingwerk, die AWO oder auch die Caritas. Barbara Limmer wollte so eine Zusatzausbildung absolvieren. Das Problem: Vier Module, die sich auf einen Zeitraum von insgesamt acht Monaten erstrecken. Dazu musste noch eine Arbeit geschrieben und ein Kolloquium gemacht werden.

Die Weiterbildung muss parallel zum regulären Kindergartenbetriebs stattfinden, der damit ohne die Kraft auskommen muss. Insgesamt bedeutet das für die Organisation über zehn Arbeitstage, an denen die Kinderpflegerin ersetzt werden musste. Auch wenn sie für die Weiterbildung auch noch Überstunden abbaute und überdies noch einiges an Freizeit einbrachte. Doch Kindergartenleiterin Utrecht-Bauer war sofort einverstanden, als ihre Mitarbeiterin den Wunsch äußerte. Davon profitiere der ganze Kindergarten. Doch das endgültige OK musste von der Gemeinde, also vom Träger kommen.

"Durch diese zusätzliche Qualifikation steigt die Qualität", sagt Bürgermeister Carsten Joneitis (SPD), der sofort einverstanden war. Außerdem sei man für anstehende Herausforderungen früher gerüstet. Rund 400 000 Euro hat Oberhaid für seine Kinderbetreuungseinrichtungen jährlich im Etat. Darunter für den Kindergarten Regenbogen allein 3000 Euro für reguläre Fortbildungen. Dazu kommen nun noch einmal 1000 Euro für die Krippenpädagoginnen-Ausbildung. "Gut investiertes Geld", sagt der Bürgermeister.

Barbara Limmer wird im Regenbogen-Kindergarten auch als Multiplikatorin eingesetzt. Das heißt, die 49-Jährige gibt ihr Zusatzwissen an die Kolleginnen weiter. Manches ist auf Basis der neu gewonnenen Erkenntnisse auch schon modifiziert worden. Als ganz konkretes Beispiel nennen Limmer und Utrecht-Bauer die Eingewöhnungsphase der Ab-Zweieinhalb-Jährigen. Bis zur Zusatzausbildung war es so, dass es für alle eine dreitägige Eingewöhnungsphase gab. Nun kann diese Phase bis zu zwei Wochen ausgedehnt werden, je nach den ganz individuellen Bedürfnissen von Kind und Eltern.

"Wir bieten nun die Möglichkeit, das Kind so lange zu begleiten, bis es sich eingewöhnt hat", macht Leiterin Utrecht-Bauer deutlich. Das habe sich bewährt, die neue Eingewöhnungszeit werde sehr gut angenommen und wirke sich bestimmt für die gesamte weitere Zeit des Kindes in der Einrichtung positiv aus. Ein weiteres Novum, das aus der Zusatzqualifizierung hervorgegangen ist, ist etwa auch der Leitfaden für das Elterngespräch vor der Eingewöhnungszeit, der eine große Hilfe darstellt, so Utrecht-Bauer.

Vieles, was sie während ihrer Ausbildung vermittelt bekommen hat, habe sie zuvor bereits praktiziert, instinktiv, sagt Barbara Limmer. Die Bestätigung, dass sie auf dem richtigen Weg unterwegs ist, sei für sie wertvoll gewesen. Gerade angesichts der Tatsache, dass immer mehr ganz kleine Kinder zu betreuen sind, komme dem spezifischen Fachwissen wachsende Bedeutung zu, findet die 49-Jährige.

Um auf die Bedürfnisse eines Kindes unter drei Jahren einzugehen, werden in der Zusatzqualifikation zur Krippenpädagogin die verschiedenen Bereiche behandelt. Sprache etwa oder das Thema Beobachtungen. Um ein Kind wirklich zu verstehen, müsse man etwa das Verhalten vor einem bestimmten Verhalten, aber auch danach genau beobachten, erklärt Barbara Limmer exemplarisch. Generell brauchen die Allerkleinsten besonders viel und intensive Betreuung, wozu auch Körperkontakt zählt. "Weil wir ja auch irgendwo die Mutter ersetzen müssen."

Die kleine Lina ist erst seit eineinhalb Wochen da. Sie sucht die Nähe Barbara Limmers und kuschelt sich eng an sie. Die Eingewöhnung läuft gut. Nach und nach werden Krippenpädagoginnen wohl eine Selbstverständlichkeit.