"Sturm der Empörung" trifft das Bambados

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Die Zahl der Kritiker ist groß. Viele finden das Bambados "zu teuer, zu kalt und ungemütlich". Ganz unrecht haben sie offenbar nicht. Unter anderem macht der Passivhaus-Standard Probleme.
Die Zahl der Kritiker ist groß. Viele finden das Bambados "zu teuer, zu kalt und ungemütlich". Ganz unrecht haben sie offenbar nicht. Unter anderem macht der Passivhaus-Standard Probleme.

Die Nachricht über den Rückgang der Besucherzahlen im Bambados hat einen Sturm der Entrüstung im Netz ausgelöst. Viele finden das Spaßbad "zu teuer, zu kalt und zu ungemütlich". Doch Gegensteuern wird nicht leicht. Ein Teil der Probleme rührt auch aus dem Passivhausstandard.

Eine solche Klatsche haben Stadtverwaltung und Stadtwerke wohl noch nie kassiert. Kaum war unser Artikel über den Rückgang der Besucherzahlen im Bambados am Montagabend veröffentlicht, da brandete im Internet eine Welle der Enttäuschung auf. Auf infranken.de, aber vor allem auf der Facebook-Seite von infranken hagelte es Vorwürfe von Bambados-Kritikern gegen das 2011 eröffnete Vorzeigeprojekt. Das Bad sei zu teuer, zu kalt, zu wenig attraktiv, beklagte eine minütlich wachsende Menschenmenge. Nur wenige warfen sich für das Bambados in die Bresche.

Die Veröffentlichung über das steigende Defizit des 33-Millionen-Euro-Projekts hatte offenbar den Nerv Vieler getroffen. Schonungslos offen formulierten die Leser ihre Erfahrungen. Etwa Walter Wimmer:"Ich war genau zwei Mal im Bambados und muss sagen: Da ist sogar das Königsbad Forchheim vom Angebot her besser, insgesamt schöner und vor allem günstiger. Ich war insgesamt sehr enttäuscht."

Vor allem das Freizeitbecken mit Strudelliegen und Strömungskanal bekam sein Fett weg: "Er ist unattraktiv, kein Whirlpool, das Wasser ist auch zu kalt. Nach meiner Meinung hat der Architekt total versagt", urteilt Bernd Hoffmann. Etliche Mütter machen aus ihrer Ablehnung keinen Hehl: "Das Preis-Leistungs-Verhältnis passt nicht. Einfach zu wenig Attraktionen für den Preis und dann noch viel zu kalt, was vor allem mit Kindern nicht sinnvoll ist", meint Sabrina Mende.

Der Proteststurm im Internet macht offenkundig, was bisher nur hinter vorgehaltener Hand geäußert wurde: Bambergs größte Investition der letzten Jahrzehnte, immerhin 33 Millionen Euro schwer, hat ein Riesenproblem.

Dabei ist die Unzufriedenheit mit den Schwächen des Bads schon seit längerem bekannt. Jan Giersberg, Sprecher der Stadtwerke, verweist auf die Ergebnisse einer Kundenzufriedenheitsstudie vom Sommer 2013. Manches von dem, was die Wissenschaftler herausgefunden hätten, spiegele sich nun auch im Internet wider.

Zu niedrige Luftfeuchtigkeit

Zum Beispiel der Vorwurf, es sei im Bambados zu kalt. Aus der Luft gegriffen ist das nicht, wie Giersberg bestätigt. Eine bislang unterschätzte Konsequenz des fünf Millionen Euro teueren Passivhausstandards führt dazu, dass die Temperatur in den Umkleideräumen als zu kalt empfunden wird, obwohl sie zwischenzeitlich auf 30 Grad angehoben wurde. Laut Giersberg hat die gefühlte Kälte weniger mit der Temperatur zu tun, sondern damit, dass die Luftfeuchtigkeit im nicht vom Eingang getrennten Umkleidebereich deutlich niedriger als im Bad ist. Eine offenbar nicht bedachte Folge der Bauplanung: Wegen des Kontakts zum Außenbereich fällt Luftfeuchtigkeit so stark ab, dass es als unangenehm empfunden wird.

Dennoch versprechen die Stadtwerke Abhilfe. Die Bambados-Besucher sollen weder frösteln, noch sollen sie sich langweilen. Um die Atmosphäre des Freizeitbereichs aufzuhübschen, wurden bereits Architekten beauftragt. Neue Attraktionen und neue Veranstaltungen sollen die Menschen dorthin locken, wo derzeit allzu oft Ruhe herrscht.

Viele Badegäste haben im Internet das schlechte Preis-Leistungsverhältnis angeprangert. Bei den Stadtwerken freilich nimmt man das Wort Preissenkung ungern in den Mund. Hier ist eher die Rede davon, das Angebot zu verbessern. Auch über eine bislang nicht gestattete Parallelnutzung des 50-Meter-Beckens von Schulen und Öffentlichkeit wird nachgedacht. Nach Angaben der Stadt wird dies auch in den Schulen des Umlands so gehandhabt.

Doch es ist schwer, die Dimensionen des Bambados mit denen eines Schulschwimmbads zu vergleichen. Gerd Schimmer, Fachberater bei der Stadt für den Sportunterricht, steht einer Doppelnutzung kritisch gegenüber. Grund sind Sicherheitsbedenken, die die Lehrer im Bambados vor allem bei Grundschülern haben. "Sie fürchten, die Kontrolle zu verlieren."

OB Starke: eine Errungenschaft

OB Andreas Starke (SPD) reagierte am Dienstag beschwichtigend auf die Missfallenbekundungen im Netz. Er sprach davon, dass der Aufsichtsrat der Stadtwerke die Beschwerden längst aufgegriffen habe. So soll durch ein Bündel von Maßnahmen erreicht werden, dass neben der sehr gut angenommenen Saunalandschaft und dem ebenso erfolgreichen Sportbecken nun auch der Erlebnisbereich des Bads besser genutzt wird. Denkbar wäre dies durch architektonische Veränderungen und Veranstaltungen für besondere Zielgruppen des Bads. Starke bezeichnete den Bau des Bambados als "positive Errungenschaft", nicht nur für viele Vereine. Endlich sei es gelungen, den Bedarf der Schulen für Schwimmstunden zu decken.

Bambados preislich im Mittelfeld

Einer wie immer gearteten Preissenkung des Bambados steht der Aufsichtsratsvorsitzende ablehnend gegenüber. Eine Untersuchung habe gezeigt, dass Bamberg im Mittelfeld vergleichbarer Bäder liege. "Ich glaube auch nicht, dass der Preis die Ursache für diese Entwicklung ist."

Ganz so gelassen nimmt man die sinkenden Besucherzahlen im Stadtrat nicht hin. CSU-Fraktionschef Helmut Müller forderte ein rigoroses Umsteuern, um weitere Verluste in Millionenhöhe zu verhindern. Selbst niedrigere Eintrittspreise will Müller, der auch im Aufsichtsrats der Werke sitzt, nicht mehr ausschließen. "Offenkundig wurde der Bedarf für das Bad falsch eingeschätzt. Nun müssen wir das Ruder herumreißen."

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