Erstmals seit Wochen sollen wieder nennenswerte Mengen Regen fallen. Das ist bitter nötig, denn die Dürre in den Wäldern und Parks wird dramatischer.
Meteorologe Jürgen Schmidt sieht einen Silberstreif am Horizont, auch wenn es nicht abziehende, sondern aufziehende Wolken sind, die sich ankündigen. Weil das jetzt noch über über dem Nordatlantik befindliche Tiefdruckgebiet Quinctilius über Deutschland Richtung Italien zieht, soll bis Samstag auch in Bamberg endlich wieder eine nennenswerte Menge Regen fallen - es wäre das erste Mal seit 21. Mai. "Wir rechnen mit rund 30 Litern, die in Form von kräftigen Schauern niedergehen. An einer Stelle können es zehn, an der anderen vielleicht 50 Liter pro Quadratmeter sein", sagt Schmidt von "Wetterkontor.de".
Wasser so wertvoll wie nie
Schmidt weiß nur zu gut, dass jeder Tropfen in der Region hochwillkommen ist. 2019 droht zum zweiten Dürresommer in Folge zu werden, wie die Aufzeichnungen der Bamberger Wetterwarte belegen. Der Juni brachte die höchsten Temperaturen seit Beginn der Messung und mit 29 Litern Regen pro Quadratmeter nicht einmal 50 Prozent der gewohnten Niederschläge.
Auch über das gesamte erste Halbjahr war 2019 eine Enttäuschung: Mit nur 267 Litern pro Quadratmeter hat sich die Trockenheit in allen Bodenschichten verschärft. Allein dem feuchten Mai ist es zu verdanken, dass der Mais mancherorts noch in sattem Grün dasteht.
Den Bäumen hat der Wonnemonat aber kaum genutzt. Dass nun auch in tieferen Bodenschichten dramatische Wasserknappheit herrscht, erkennen Experten auf den ersten Blick: Viele Laubbäume haben nur ganz kleine Blätter ausgebildet. Sie passen sich dadurch der Trockenheit an, so lange das noch möglich ist. Denn der Blick auf die Wälder im Bamberger Land zeigt auch: Das Massensterben von Fichten, Kiefern und Lärchen dehnt sich nun sogar noch aus. So berichtet der Bund Naturschutz aktuell von schweren Trockenschäden bei Buchen am am Stammberg am Jurahang.
"Vergleichbares habe ich noch nicht erlebt, und der Höhepunkt des Sommers steht noch bevor" , sagt der ehemalige Stadtförster Klaus Schulz, seit über 45 Jahren im Geschäft. Schulz spricht von einem "gigantischen Anpassungsprozess, einem kritischen Zustand", in dem sich die Wälder in der Region befänden. Das sei für die Natur verheerend, aber auch für die Wirtschaft. Schon jetzt würden die Schäden Millionenhöhe erreichen.
Doch den sterbenden Kiefern zum Trotz, die ihre braunen Nadeln in den meist blauen Sommerhimmel recken, kommen dieser Tage auch gute Nachrichten aus dem grünen Drittel Bayerns - genauer aus dem Michelsberger Wald. Dort hat Schulz gute Erfahrungen mit einer unterschätzten und in historischer Zeit häufiger vorkommenden Baumart gemacht - der Weißtanne. Die Tanne ist, was bisher kaum bekannt war, relativ trockenresistent und gut an die in Franken häufig auftretende Wärme angepasst. So könnte sie einen Teil der Nadelbäume ersetzen, die jetzt dem Klimawandel zum Opfer fallen. Problem dabei: Die Tanne braucht Schatten, um groß zu werden, und sie ist wegen ihrer weichen Nadeln ein Leckerbissen für die Rehe.
Über neue Baumarten, die das zunehmend überhitzte Stadtklima beschatten könnten, macht sich zwangsläufig auch Robert Neuberth Gedanken - als Gartenamtschef ist er in Bamberg für Parks und Straßenbäume verantwortlich. "Das Doppelpaket aus Hitze und Trockenheit der Jahre 2018 und 2019 bringt selbst die wärmeliebenden Linden, Eichen und Spitzahorne an ihre Grenzen. So langsam wird es eng", beschreibt Neuberth Probleme, die sich in großflächig versiegelten Zonen Bambergs noch verschärfen. Die Folgen sind in der ganzen Stadt spürbar: In wenigen Wochen mussten 70 große Bäume gefällt werden - "aus Sicherheitsgründen".