Stadt Bamberg übernimmt 100 US-Wohnungen

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Ein Gestattungsvertrag macht es möglich. Fünf Teilflächen sollen vorab aus dem Konversionsgelände gelöst werden. Grafik: Franziska Schäfer
Ein Gestattungsvertrag macht es möglich. Fünf Teilflächen sollen vorab aus dem Konversionsgelände gelöst werden.  Grafik: Franziska Schäfer
 
Golfclub Hauptsmoorwald Bamberg.
Golfclub Hauptsmoorwald Bamberg.
 
 
 
 
 

Ein Vertrag mit dem Bund schafft das scheinbar Unmögliche: Der überhitzte Bamberger Wohnungsmarkt kann auf schnelle Entlastung hoffen. Und das ist nicht der einzige Gewinn, den die Konversion Bamberg verheißt - schon 2015.

Christian Hinterstein, Bambergs Konversionsreferent, sagt den Satz am Ende einer langen Verhandlungsrunde: "Wenn sie wollten, könnten sich Bund und Stadt hier leicht zehn Jahre lang blockieren."

Die Worte sind wahr, aber für Bamberg stimmen sie nicht. Das machte die Besprechung im Rathaus Maxplatz am Donnerstagmittag spannend, ja fast historisch. Die Stadt Bamberg und die Bundesrepublik Deutschland proben am Ende der 68-jährigen US-Garnisonszeit den Schulterschluss, obwohl sie bei der Verwertung der 450 Hektar großen Fläche nicht nur gleiche Interessen haben.

Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) spricht von einem "Durchbruch" bei den Verhandlungen und von einem Start in eine erfolgreiche Konversion. Monika Maucher und Larissa Komnick von der Bundestanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) sehen die Vereinbarung als den Erfolg "konstruktiven Miteinanders": Der befürchtete Verfall vieler Wohnungen, aber auch anders genutzter Immobilien ist vom Tisch, wenn die Amerikaner Ende September den Standort aufgeben.

Durch die Zwischennutzung, wie sie ähnlich auch in den früheren Garnionsstädten Mannheim und Heidelberg vereinbart wurde, sollen möglichst viele Wohnungen in Bamberg erhalten bleiben. "Wir sind zu einem wirtschaftlichen Umgang mit den uns überlassenen Vermögenswerten verpflichtet", sagt Monika Maucher.

Von den Folgen dieser Annäherung werden viele Bamberger profitieren: Wohnungssuchende, Schüler, Sportvereine, die unter einem Mangel an Sportstätten leiden, können sich auf eine Verbesserung ihrer Lage freuen, wahrscheinlich schon in Jahresfrist.

Hilfsmittel, um aus dem Mammutprojekt Konversion eine erste nutzbare Scheibe herauszuschneiden, ist ein so genannter Gestattungsvertrag, den die Stadt mit der Bima vereinbart hat. Die Zustimmung der Verantwortlichen in München und Berlin vorausgesetzt, ermöglicht ein solcher Vertrag unabhängig vom endgültigen Verkauf der Fläche an die Stadt und ohne Widerspruch zur derzeit laufenden Bürgerbeteiligung, fünf einzelne Teilflächen aus dem Kasernengelände vorzeitig herauszulösen. Voraussichtlich zum März 2015, wenn die Amerikaner den Standort an die Bima übergeben, wird es soweit sein. Dann hat die Stadt die Verfügungsgewalt.

Das Vorhaben birgt wenige Risiken und vielfältigen Nutzen: Die Vereinbarung soll den Wertverlust der Gebäude verhindern, der droht, wenn die Leitungen abgestellt sind. Und er dämpft auch die Folgen des Preisbooms bei Immobilienin Bamberg.

1. Pines-Area: Auf dem US-Wohngebiet zwischen Zollnerstraße und Föhrenweg befinden sich 100 Wohnungen mit der für Familien sehr attraktiven Größe von 100 bis 130 Quadratmetern Fläche. Die Heizanlagen sind gerade mal vier Jahre alt, der Sanierungsbedarf hält sich laut Bima in Grenzen. Die Stadtbau wird diese Wohnungen zu einem noch nicht bekannten Mietzins an Interessenten aus der Stadt vermieten. Wird es eine große Nachfrage geben? Die Erfahrungen der Bima aus anderen Städten sind gut: "Die großzügigen Wohnungen finden großen Anklang."

2. Nato-Siedlung. Das Pines-Wohngebiet ist nicht das einzige Areal, das in Kürze die Situation auf dem Immobilienmarkt entspannen dürfte. In der so genannten Nato-Siedlung stehen schon bald 187 Wohneinheiten leer. Sie können, weil sie privaten Eigentümern gehören, noch heuer auf den Markt gelangen.

3. Freedom-Fitness-Facility. Die gigantische neue Sporthalle der Amerikaner gleich hinter dem Berliner Ring soll samt Umgriff ebenfalls 2015 an die Stadt übergehen und den Bedarf an Sportstätten decken. Laut OB Starke plant die Stadt, den Sportunterricht und den Vereinssport, der derzeit noch in der Dreifachturnhalle der blauen Schule stattfindet, während der dort geplanten Sanierung an den Berliner Ring zu verlagern. Noch ermittelt werden die sicher nicht geringen Unterhaltskosten der Sport-Immobilie.

4. Highschool-Gelände. Auch Schulen können sich auf Entlastung freuen. Auf dem umfangreichen Gebäudekomplex der Highschool soll unter anderem die Montessori-Schule untergebracht werden. Sie residiert derzeit noch unter beengten Platzverhältnissen am Jakobsberg und sucht bereits länger nach einer neuen Immobilie.

5. Lagarde-Kaserne.
Zum Schmuckstück in Bamberg-Ost könnte die ehemalige Lagarde-Kaserne werden. Um die denkmalgeschützten Immobilien unter anderem für zusätzlichen Platzbedarf der Bereitschaftspolizei oder auch für die Verkehrspolizei zu sichern, will die Stadt auch dieses Kasernenareal vorzeitig aus der Konversionsmasse herauslösen. "Es wäre verheerend, wenn hier Leerstand entstünde. Das zu verhindern, ist unsere Verpflichtung als Welterbestadt", sagte Oberbürgermeister Starke. Auch in der Lagardekaserne ist in Teilbereichen Wohnnutzung denkbar.

6. Der Golfclub. Um das Überleben des 300 bis 400 Mitglieder zählenden Golfclubs Hauptsmoorwald Bamberg zu garantieren, soll auf dem idyllischen Gelände neben der Autobahn auch dann weiter gespielt werden, wenn die Amerikaner nicht mehr da sind. In der Stadt, die den Golfplatz als wichtigen Standortfaktor erhalten will, geht man davon aus, dass spätestens im nächsten Frühjahr wieder Leben auf dem Grün einkehren wird. Möglicherweise geht es sogar schneller weiter. Ein Vertrag mit den Amerikanern über eine zivile Weiternutzung ist nicht ausgeschlossen.

Ginge es nach dem Willen der Stadt Bamberg wäre auch ein früherer Übergang der ersten Immobilien in die Hoheit der Kommune denkbar. Allerdings hängt dies von einer Zustimmung des US-Hauptquartiers in Heidelberg ab. Der derzeitige Plan der Standort-Schließung sieht vor, dass nach dem Abzug der letzten US-Einheiten, das so genannte Base-Closure-Team in Aktion tritt. Seine Aufgabe ist, es die Kaserne vom beweglichen Inventar frei zu räumen. Eine Begutachtung der Häuser und Wohnungen darf erst dann erfolgen, wenn kein Amerikaner dort mehr lebt. Das ist voraussichtlich im Sommer der Fall.

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